Die Insel der Krieger
hatte er sich nichts gebrochen. Durch den heftigen Aufprall allerdings hatte er Schmerzen im Rücken und konnte nicht aufstehen. »Du kannst gehen und nach Ilia sehen«, meinte er und schien zu ahnen, wo Nalig mit seinen Gedanken war. »Bist du sicher? « »Im Augenblick kannst du mir ohnehin nicht helfen. « Nalig rannte nach unten. Vor der Küche traf er auf Zalari. »Wo ist sie? « , wollte er wissen, doch Zalaris Blick verhieß nichts Gutes. »Ist sie da drin? « , drängte Nalig und wollte sich an Zalari vorbeischieben. Dieser hielt ihn zurück. »Sie ist nicht hier. Der Raum ist verwüstet. Aber es gibt keinen Hinweis darauf, dass sie verletzt wurde. Kein Blut oder… « Er brach ab. Nalig stieß ihn zur Seite und trat in die kleine Kammer. Die Betten waren zerschlagen, die Decken und Kissen aufgerissen und die Federn überall verteilt. Z u nächst erschrocken stellte Nalig bei näherem Hinsehen fest, dass Zalari Recht hatte. Nichts deutete darauf hin, dass hier jemand verletzt worden war. Doch wo steckten Ilia und Lina? Im Speisesaal trafen Nalig und Zalari auf Stella, Kaya und Mira. Die Kräuterfrau war ve r schreckt, doch unverletzt. »Jiro ist wohlauf«, teilte Stella mit. »Er hat sich in der Waffenkammer eingeschlossen. Dort haben die Ferlah nicht nachgesehen. « »Hato ist ziemlich verstört. Die Ferlah haben die Bibliothek verwüstet. Aber ihm ist nichts geschehen. « »Dann wurde also niemand verletzt? « , fragte Mira beinahe ungläubig. »Doch, Arkas«, erwiderte Nalig. »Er liegt in Jurays Zimmer und Ilia und Lina sind verschwunden. « Mühsam unterdrückte der Junge seine aufwallende Panik. »Was heißt verschwunden? « , wunderte sich Kaya. »Sie sind nicht in der Kammer neben der Küche. « Die Göttin runzelte die Stirn. »Dann werden wir sie suchen. Irgendwo müssen sie sein. « Mira ging hinauf, um nach Arkas zu sehen. Alle anderen verteilten sich im Te m pel, um nach Ilia und Lina zu suchen. Nalig eilte durch die Gänge und überlegte fieberhaft, wo Ilia hingegangen sein konnte. Hatte sie die Ferlah kommen sehen? Wo mochte sie sich versteckt haben? Er brül l te Ilias Namen und hörte, wie auch die Rufe der anderen durch den Tempel hallten. Doch das Mädchen und die Köchin blieben ve r schwunden. Sie suchten in allen Zimmern und Hallen. Stella stieg sogar in den Raum unter der Statue, den Nino entdeckt hatte. Thorix suchte selbst in der Grabkammer unter der Halle der Krieger. Als Nalig gerade im Badehaus nachgesehen hatte, traf er auf Zalari und Kaya. »Ich wüsste nicht, wo wir noch suchen sollten«, gab Zalari zu. Selbst Kaya wirkte ratlos. »Sie werden sie doch nicht mitgenommen haben? « , überlegte Zalari. Daran wollte Nalig nicht einmal denken. Er rannte den Gang entlang und rief abermals nach dem Mädchen. Und gerade, als er am verborgenen Eingang zum Spiegelsaal vorbeiging, klappte der hohe Spiegel zur Seite. »Sind sie fort? « , fragte eine zittrige Stimme und Ilias verängstigtes Gesicht erschien hinter dem Spiegel. Abrupt blieb Nalig stehen und wandte sich um. Als das Mädchen ihn erkannte, rannte es auf ihn zu und schlang die Arme um ihn. Auch Lina trat auf den Gang. Tränen der Erleichterung traten in Naligs Augen. »Wir haben dich überall gesucht. « Aro, Rigo und Stella stießen vom Innenhof her hinzu. Nalig wollte Ilia gar nicht mehr loslassen. »Ich habe mir solche Sorgen gemacht. « Mit einem sonderbaren Au s druck in den Augen wandte Stella sich ab. »Wir haben uns versteckt, bevor sie kamen. « »Aber woher wusstet ihr, dass die Ferlah kommen? « , fragte Zalari. »Wo sie uns doch alle im Schlaf überrascht haben. « Nalig löste sich aus der Umarmung und sah in Ilias Augen. Zalari hatte Recht. Und wie war Ilia überhaupt auf die Idee gekommen, sich ausg e rechnet im Spiegelsaal zu verstecken? Er war zweifellos der sicherste Ort im Tempel, doch eigentlich durfte sie ihn gar nicht kennen. »Der Löwe hat uns gewarnt«, erklärte Ilia. »Welcher Löwe? « Nalig sah sie verständnislos an. »Na, ihr Löwe. « Sie deutete auf Kaya. Alle Augen ruhten auf dem Mädchen. »Ilia, Kartax ist tot«, erinnerte Nalig sie peinlich berührt. Er warf Kaya einen schnellen Blick zu, unsicher, wie empfindlich sie bei der Erwähnung ihres Gefährten reagieren würde. Doch die Göttin regte sich überhaupt nicht. »Das weiß ich«, erwiderte Ilia. »Aber heute Nacht war er in der Kammer neben der Küche. Er hat gesagt, dass die Ferlah auf dem Weg sind und uns den Weg zu diesem Zimmer
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