Die Insel der Krieger
zwingen«, erwiderte Kaya. »Aber in der jetzigen Lage könnte langes Zögern das Ende für uns alle bede u ten. « Nalig ging, um Ilia zu helfen. »Wo gehen wir hin? « , wollte sie wissen, während sie wieder zu Kaya aufschlossen. »Ich bin mir nicht sicher. « Doch mittlerweile erkannte Nalig den Weg wieder. Kaya wol l te zur Höhle der Gefährten. Der Junge hatte ganz vergessen, wie weit sie entfernt war und wunderte sich, wie Ilia es schaffte, den ganzen Weg ohne Schuhe zurückzulegen. Dann standen sie vor dem überw u cherten Höhleneingang. Kaya wandte sich dem Mädchen zu. »Wenn du dort hineingehst, wird sich zeigen, ob du tatsächlich die Kräfte einer Göttin besitzt. Zuvor musst du allerdings entscheiden, ob du meinen Platz überhaupt einnehmen möchtest. « Ilia fühlte sich sichtlich unwohl. »Ich bin nicht sicher, ob ich das kann. « »Ich weiß, dass du das kannst«, sprach Kaya ihr Mut zu. Das Mädchen wandte sich zu Nalig um. »Diese Entscheidung musst du alleine treffen«, meinte er nur. Doch ihm war klar, dass Ilias Pflichtbewusstsein ihr keine Wahl ließ und welche Vorstellung hatte die Tochter eines Schmieds schon d a von, was es hieß, eine Göttin zu sein? Am liebsten hätte Nalig Ilia bei der Hand genommen und sie zurück zum Tempel gebracht. »Du musst außerdem wissen«, ergriff Kaya wieder das Wort, »dass du, wenn du wirklich meine Nachfolge antrittst, nicht mehr in dein Dorf zurückkehren kannst. Und du kannst auch die Erde auf dem Festland nie wieder betreten. Andernfalls würdest du all deine göttlichen Kräfte verlieren. « Ilia schluckte. Dann wandte sie sich dem Höhleneingang zu. »Ich muss also da reingehen? « »Du musst nicht. Aber wenn du gehst, dann musst du es alleine tun. « Das Mädchen atmete tief durch. Dann schob es den Vorhang aus Schlingpflanzen beiseite und trat in die Höhle. Die Ranken am Eingang verknoteten sich und Ilia war ve r schwunden. Nalig wusste noch genau, wie unwohl er sich gefühlt hatte, als er in der Höhle der Gefährten gewesen war. »Was wird g e schehen, wenn sie keine Göttin ist? « , fragte Nalig mit mulmigem G e fühl. »Gar nichts«, erwiderte Kaya. Lange mussten sie nicht warten. Nalig fuhr erschrocken zusammen, als ein Heulen aus der Höhle drang und grelles, weißes Licht die Ranken am Eingang durchbrach. Geble n det blinzelte Nalig zwischen seinen Fingern hindurch. Im hellen Schein konnte er die Silhouette zweier Gestalten ausmachen. Dann erlosch das Licht und Ilia trat aus der Höhle. Sie sah völlig verändert aus. Sie wirkte älter und reifer. Ihr Haar hatte sich weiß gefärbt wie das Kayas und war nicht mehr struppig, sondern glatt. An ihrer Seite stand ein ebenso weißer Wolf, dessen kluge Augen Nalig sofort an Kartax denken ließen. »Geht es dir gut? « Aufgeregt lief Nalig auf Ilia zu und nahm sie bei der Hand. Sie sah ein wenig verwirrt aus. »Was ist g e schehen? « »Die Höhle der Gefährten hat dich und deinen Begleiter zusammengeführt«, erklärte Kaya. Ilia betrachtete den Wolf und strich ihm sachte über den Kopf. »Mein Begleiter? Ihr meint, so wie Merlin für Nalig? « »Eher so wie Kartax für mich. Das Band zwischen euch besteht bereits. « »Das bedeutet, du darfst deine Finger behalten«, erlä u terte Nalig. Ilia lächelte und kraulte den Wolf zwischen den Ohren. »Wir sollten zum Tempel zurückkehren. Es gibt einiges zu tun und wir alle brauchen etwas Schlaf. « Im Tempel angelangt, riefen sie alle Inse l bewohner im Speisesaal zusammen. Auch Arkas konnte schon wieder aufstehen. Kaya berichtete, was sich in der Höhle der Gefährten zug e tragen hatte. Alle Aufmerksamkeit richtete sich dabei auf Ilia. Für gewöhnlich wäre ihr dies sicher unangenehm gewesen. Doch schon jetzt gab ihr Begleiter ihr Selbstsicherheit. Greon war offenbar der Einzige, der sich nicht über die Verstärkung freute. Er musterte den Wolf so unverhohlen neidisch, dass jener schließlich die spitzen Ohren anlegte und die Zähne fletschte. »Das bedeutet, dass wir erst einmal wieder sicher sind auf Kijerta? « , fragte Arkas. »Vorerst schon. Das bedeutet, dass niemand mehr am Ufer Wache halten muss. Nicht, dass uns das bisher viel gebracht hätte. « Thorix senkte beschämt den Kopf. »Es tut mir leid, dass ich versagt habe. Es waren einfach zu viele. « »Niemand macht dir deshalb einen Vorwurf. Keinem von uns wäre es anders ergangen und niemand wurde ernsthaft verletzt«, entgegnete Rigo grimmig. »Sobald Ilia und ihr Begleiter anfangen
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