Die Insel der Krieger
leuchter, Merlin hatte in einer stillen Ecke den Kopf ins Gefieder gesteckt, Kir steckte irgendwo in Zalaris Wams und Eldo hatte sich unter dem Tisch ausgestreckt. Es herrschte schon tiefe Nacht auf Kijerta, als die vier Freunde noch immer im Speisesaal saßen. Zalari war der Erste, der zu Bett ging. Er hatte gerade den Raum verlassen, als Greon eintrat. Er hatte einen Reiseumhang übergeworfen und trug ein großes Bündel auf dem Rücken. »Ich werde jetzt aufbrechen«, teilte er den Anwesenden mit. »Und du bist sicher, dass du nicht noch eine Nacht darüber schlafen willst? « , fragte Arkas in einem neuerlichen Versuch, Greon umzustimmen. »Ja«, erwiderte dieser entschlossen. »Aber bevor ich gehe, möchte ich noch einmal unter vier Augen mit dir sprechen. « Greon deutete auf den Gang vor der Tür. »In Or d nung. « Arkas nickte. Er pflückte Nino vom Kronleuchter und setzte ihn auf den Tisch. »Du bleibst bei Nalig und Ilia«, forderte er ihn auf. Dann ging er mit Greon hinaus. »Ich verstehe immer noch nicht, weshalb er die Insel verlässt«, bemerkte Ilia. »Ich würde meinen Bruder nicht alleine lassen. « »Bei den beiden ist das etwas anderes. Greon kann es einfach nicht ertragen, dass Arkas hat, was er selbst immer wollte. « Nino hüpfte zurück auf den Kronleuchter, wo er mit den kristallenen Anhängern spielte.
»Was wolltest du mir denn sagen? « , fragte Arkas vor der Tür an se i nen Bruder gewandt. »Gehen wir ein Stück«, entgegnete dieser und lief den Gang entlang. Arkas folgte ihm. Er hasste Abschiede. Schon als er damals seine Eltern verlassen hatte, hatte er schreckliche Qualen geli t ten. »Du wirst mir fehlen«, meinte er leise. Greon antwortete nicht. Da Arkas ein Stück hinter seinem Zwillingsbruder lief, konnte er dessen Gesicht nicht sehen. »Thorix würde sich sicher auch freuen, wenn du hier bleibst«, unternahm Arkas einen letzten Versuch, Greon zum Bleiben zu überreden. »Thorix braucht mich nicht«, erwiderte Greon. »Und du brauchst mich auch nicht. « »Darum geht es doch auch gar nicht. « Die Brüder hatten den Tempel bereits verlassen. Greon schritt in den Wald hinein. Arkas folgte ihm verwundert, sagte jedoch nichts.
»Ihr solltet auch zu Bett gehen«, mahnte Lina unterdessen, als sie Ilia und Nalig eine letzte Kanne Tee brachte. »Wer weiß, was der nächste Tag bringt? « »Ich möchte nur noch warten, bis Arkas zurück ist«, erwiderte Nalig. »Dass Greon Kijerta verlässt, betrübt ihn mehr, als es sollte. « »Sei nicht so ungnädig. Immerhin sind sie Brüder«, mahnte die Küchenfrau und ging hinaus. »Wir können so lange noch eine Runde spielen«, schlug Ilia vor. Nalig erklärte sich einverstanden und reichte dem Mädchen die Würfel.
Greon und Arkas waren schon ein ganzes Stück in den Wald hi n eingelaufen. Über Wurzeln stolpernd, tastete Arkas sich hinter Greon her. »Ich dachte, du wolltest mit mir reden«, meinte er außer Atem. »Ich möchte dir etwas zeigen«, erklärte Greon tonlos. »Ist alles in Ordnung mit dir? « Greons Gebaren beunruhigte Arkas. »Hier ist es«, stellte Greon fest und blieb ganz plötzlich stehen. Arkas konnte nicht sehen, was er meinte. Er ging an seinem Bruder vorbei und sah sich mit zusammengekniffenen Augen in der Finsternis um. »Ich sehe nichts. Was wollen wir denn hier? « »Ich weiß nicht, was du willst«, erklang Greons Stimme ungewöhnlich rau direkt hinter ihm. »Aber ich will zurück, was mir gehört. « Er zog seinen Dolch aus dem Umhang hervor. Die Klinge schimmerte im schwachen Mondlicht.
Ilia und Nalig hatten ihr Spiel derweil beendet und wunderten sich über Arkas’ lange Abwesenheit. »Wo stecken die beiden? « , murmelte Nalig und blickte den Gang vor der Tür auf und ab. »Wahrscheinlich verabschieden sie sich einfach. Vielleicht sehen sie sich nie wieder«, mutmaßte Ilia. Nalig kam zurück an den Tisch und runzelte die Stirn. »Greon scheint mir nicht der Mensch für rührselige Abschiede zu sein. « »Möglicherweise ist Greon auch schon weg. Und Arkas möchte noch ein wenig alleine sein. « »Das glaube ich nicht. Er würde nicht ohne Nino sein wollen. « Nalig hatte seinen Satz kaum zu Ende g e sprochen, als der Kronleuchter über ihnen in Bewegung geriet. Wie von Sinnen sprang Nino darauf herum und ließ ein aufgeregtes Kre i schen hören. Gleichzeitig sprang Eldo unter dem Tisch auf und stieß ein tiefes Knurren aus. »Was ist denn in euch gefahren? « , wunderte sich Nalig und blickte zu dem Affen
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