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Die Insel der Krieger

Die Insel der Krieger

Titel: Die Insel der Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Manz
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Fleisch von den Knochen abgetragen worden war. »We s halb tut es das? « , wunderte er sich. »Würde es sich von den Tieren ernähren, wäre es doch sinnvoller, sie vollständig zu verschlingen. « »Vielleicht erträgt es nicht, dass sie Gesichter haben und es selbst nicht«, mutmaßte Nalig, dem im Augenblick egal war, weshalb das Grauen diese Tiere entstellt hatte. Weshalb war es so lange hier gew e sen? Was hatte es an diesem Ort festgehalten? »Worüber denkst du nach? « , wollte Zalari wissen. Nalig sah ihn nicht an. Er war noch nicht wirklich zu einem Schluss gelangt, glaubte jedoch, langsam Zusa m menhänge zu sehen und versuchte, seine Gedanken in Worte zu fa s sen. »Bisher waren vor allem dort Spuren des Grauens zu finden, wo etwas Schreckliches geschehen ist: der Mord an Arkas, der Kampf im Innenhof. « »Aber was soll denn hier Schreckliches geschehen sein? « , fragte Zalari und sah sich um. »Ich weiß nicht recht. « Nalig zog die Brauen tiefer. Stella hat hier Jahre lang mit ihrem Groll gegen Kaya und den Rest der Krieger gelebt. »Glaubst du, dass schlechte Geda n ken und Gefühle einem Ort anhaften können, selbst wenn der, der sie gedacht und empfunden hat, längst weg ist? « Zalari überlegte. Er schien nicht sicher, ob er dies glaubte. »Du meinst, das Grauen fühlt sich dort wohl, wo Menschen sich schlecht gefühlt haben? « »Ich gla u be, es ist mehr als das. Ich denke, dass es dadurch irgendwie an Macht gewinnt. Es laugt diese Orte aus. Spürst du nicht, wie kalt es hier ist? « Zalari spürte es, hatte es jedoch für Einbildung gehalten. »Also ist das Grauen hier gewesen und hat dann beschlossen, dass es mehr davon hat, Stella direkt zu begegnen, als nur an dem Ort zu bleiben, an dem sie gelebt hat? « , fragte Zalari, unschlüssig, ob diese Folgerung logisch war. Auch Nalig dachte nach. Wenn das die Erklärung war, weshalb hatte das Grauen dann versucht, Ilia zu entführen? Wenn das Grauen tatsächlich der Grund für Stellas Verschwinden war, dann hätte es sie in der kurzen Zeit aufsuchen müssen, die zwischen dem Entführung s versuch an Ilia und dem Moment lag, als er gegangen war, um Stella vor dem Grauen zu warnen. Diesen Gedanken ertrug Nalig nicht. Eine solch unglückliche Fügung konnte es einfach nicht geben. »Stella wü r de sich nicht von ihm hinters Licht führen lassen«, entschied er. Zalari sah ihn verwundert an. »Das Grauen hat es geschafft, Ilia zu täuschen und es hat auch dich dazu gebracht, ihm mitten in der Nacht in den Wald zu folgen«, erinnerte er. »Das ist nicht dasselbe. Ich bin dem Grauen gefolgt, weil ich dachte, es wäre Arkas. « Zalari schnaubte. »Und wie um Himmels willen konntest du so etwas denken? Arkas ist tot. « »Das weiß ich. Aber… « »Nichts aber, das Grauen hat genau die Gestalten gewählt, von denen es wusste, dass es damit Erfolg hat. Und Stella hat nicht einmal geahnt, dass sich etwas Böses auf dieser Insel herumtreibt. Also weshalb sollte sie klüger sein als du und Ilia, wenn es darum geht, das Grauen zu erkennen? « »Weil ich mir gar nicht ausm a len möchte, was es womöglich mit Stella anstellt, wenn sie tatsächlich bei ihm ist. « In diesem Moment hasste Nalig sich dafür, dass er nicht sofort jedem von seiner Begegnung mit Arkas berichtet hatte und dafür, dass er die Parallelen nicht früher erkannt hatte. Obgleich er sich in Wahrheit wenig davon erhoffte, bestand Nalig darauf, die S u che fortzusetzen, bis es dunkel wurde. Seine Füße schmerzten und er war todmüde, als er und Zalari zurück in den Speisesaal kamen. Mit einem stummen Kopfschütteln signalisierte Nalig den Wartenden, dass sie nichts erreicht hatten, und ging dann zu Ilia. »Habt ihr sie gefu n den? « , wollte das Mädchen sofort wissen. »Nein. « »Werdet ihr morgen weiter suchen? « »Ich auf jeden Fall. Aber ich glaube nicht, dass wir sie finden. « »Das Grauen ohne Gesicht hat sie, oder? « , fragte Ilia betreten. »Ich fürchte schon. « Nalig setzte sich neben Ilia auf das Bett und nahm sie ihn den Arm. »Denkst du, das Grauen hätte sie in Ruhe gelassen, wenn es ihm gelungen wäre, mich fortzulocken? « Nalig löste sich aus der Umarmung und sah Ilia durchdringend an. »Es nutzt überhaupt nichts, sich über so etwas Gedanken zu machen. «
    An diesem Abend war Nalig erschöpft genug, um einzuschlafen. Doch es dauerte nicht lange, bis er wieder erwachte. Was ihn weckte, war ein Geräusch, das aus dem Speisesaal drang. Durch zwei geschlo s sene

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