Die Insel der Krieger
erklären, wäre wohl sinnlos. Schließlich wusste Zalari selbst nicht recht, was er hier tat. Und dass er einem unbekannten Hund folgte, weil sein Dr a che darauf bestanden hatte, schien ihm keine sehr glaubhafte Erkl ä rung zu sein, auch wenn sie der Wahrheit entsprach. Die Entsche i dung, was zu tun war, wurde dem Jungen gerade in dem Moment abgenommen, als der Mann aus dem Dunkel auftauchte und heranstapfte. Wie ein wilder Bulle donnerte der Bärenhund über die Wiese und rammte den verdutzten Pferdewirt in vollem Lauf. Den Mann warf es nach hinten ins Gras und der Hund stellte auf jede se i ner Schultern eine riesige Pranke und bleckte die Zähne, kaum eine Hand breit von seinem Gesicht entfernt. »Nehmt Euren Köter von mir herunter«, forderte der Mann mit hörbarer Panik in der Stimme. »Der gehört mir gar nicht«, erklärte Zalari und stand auf. »Und ich bin auch nicht hier, um Eure Pferde zu stehlen. Wir nehmen nur eine Abkürzung über Eure Koppel. Und wenn Ihr nichts dagegen habt, gehen wir jetzt einfach weiter. « Der Mann hatte nichts dagegen. Zalari wischte das Blut an seiner Wange mit dem Ärmel ab. Der Schnitt war tief und unter anderen Umständen hätte er wohl die Tatsache beda u ert, dass er eine Narbe zurückbehalten würde. Doch das war nun seine geringste Sorge und er hatte noch Glück gehabt. Der Pfeil hätte ihn viel unglücklicher treffen können. Sie überkletterten abermals den Zaun, um von der Koppel herunterzukommen. Ein Feld schloss sich an, auf dem zu dieser Jahreszeit nichts wuchs. Andernfalls wäre es mühsamer gewesen, es zu überqueren. Sie gelangten auf einen Weg, dem sie einige Schritte folgten. Auf der anderen Seite des Weges fiel das Gelände steil ab, bis es zehn Fuß tiefer in eine Wiese überging, die sich weithin erstreckte. Ochsenkarren und Kutschen mussten hier mit Sorgfalt gelenkt werden, um ein Unglück zu vermeiden. Dann blieb der Hund ganz unvermittelt stehen, wandte sich zu Zalari um und winselte. Er drehte sich aufgeregt einmal um die eigene Achse und trat dann erwartungsvoll auf den Jungen zu. Zalari hob ratlos die Arme. »Und was genau soll ich jetzt hier? « Es war weit und breit nichts zu sehen als Wiesen und Felder. »Hier ist überhaupt nichts«, stellte der Junge ungehalten fest. Er war völlig sinnlos eine Stunde in der Nacht umhergewandert und dabei beinahe getötet worden. Zu allem Übe r fluss bemerkte Zalari gerade in diesem Augenblick, wie ihm ein Rege n tropfen auf die Nase fiel. »Komm Kir, wir gehen. Das hier führt zu nichts. « Als Zalari einen Schritt nach vorn machte, um seine Begleit e rin vom Rücken des Hundes zu nehmen, offenbarte sich ihm endlich der Grund für dieses Unterfangen. Er spürte, wie die Erde unter se i nem Fuß nachgab und er ins Leere trat. Um ein Haar wäre er abg e rutscht, hätte er nicht noch rechtzeitig sein Gleichgewicht wiederg e funden. Zalari senkte den Blick und stellte fest, dass eine dunklere Stelle am Boden, direkt vor seinen Füßen, keineswegs eine leichte Unebenheit war, wie er im Dunkel angenommen hatte. Hier klaffte ein riesiges Loch im Weg, der vermutlich durch ein Unwetter unterspült worden und einfach zu der Seite hin weggebrochen war, an der das Gelände so stark abfiel. Zalari ging in die Hocke und der Hund kam aufgeregt näher. Nun begriff der Junge, was geschehen war. Er blickte in das Loch und sah gerade noch, dass tief unten am Grund eine ve r krümmte Gestalt lag. Sie rührte sich nicht und war schon halb bedeckt durch den Sand, der noch immer vom Weg wegbröckelte. Der Hund brummte ungeduldig und stieß Zalari mit der Schnauze gegen die Schulter. »Kir, ich brauche deine Hilfe«, erklärte der Junge und seine Gefährtin war schon zur Stelle. Sie verwandelte sich, wodurch es b e deutend heller wurde. Der Hund jaulte auf und wich ein Stück zurück. Kir senkte den Kopf bis dicht über den Boden. Zalari umschlang ihren Hals und vorsichtig hob der Drache den Jungen von den Füßen und ließ ihn hinunter in das Loch. Hineinklettern konnte man nicht. An der trockenen Erde war kein Halt zu finden. Als seine Füße schon fast den Boden berührten, ließ Zalari los. Grund rieselte auf ihn herab, der sich durch die leichte Erschütterung bei seiner Landung löste. Kir behielt den Kopf dicht neben ihm, damit er in ihrem Schein besser sah. Der Junge beugte sich vor und betrachtete die Gestalt, die neben ihm lag, näher. Es war ein hageres Mädchen, das etwa in seinem Alter sein musste. Es trug ein weißes
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