Die Insel der Krieger
bist? « Über die Rettung des Mädchens war Zalaris eigentliches Ziel ein wenig in den Hintergrund gerückt. Nun holte ihn der Gedanke an die Ferlah wieder ein. »Ich bin sozusagen auf der Durchreise. Ich habe noch etwas zu erledigen. « »Und woher kommst du? « , wollte das Mädchen wissen. Der Junge überlegte, was er sagen sollte. Ihr von Kijerta und den Ferlah zu b e richten, wäre sinnlos. Sie würde ihm nicht glauben und wenn doch, würde er sie nur verängstigen. »Ich komme von weit her«, antwortete er ausweichend. Sie schien zu bemerken, dass er nicht die ganze Wahrheit sagte, denn sie schwieg eine Weile. »Jedenfalls bin ich froh, dass du in dieser Nacht in der Nähe warst. Ich danke dir für deine Hilfe«, meinte sie dann. »Du solltest dich bei deinem kleinen Freund bedanken«, erwiderte Zalari und warf dem schwarzen Hund einen Blick zu. »Er hat mich gefunden und das über eine so große Entfe r nung. Du musst ihm wirklich wichtig sein. « »Wir sind schon seit vielen Jahren Freunde. Er ist irgendwann völlig verwahrlost vor meinem Haus aufgetaucht. Seither passen wir gegenseitig aufeinander auf. Dennoch wäre nicht jeder mitten in der Nacht einem fremden Hund so weit gefolgt. « Zalari sagte nichts darauf. Wäre Kir nicht gewesen, wäre auch er dem Hund nicht gefolgt und Dela hätte womöglich bis zum nächsten Tag dort unten gelegen. Das Mädchen lotste ihn zurück in den Wald, aus dem er gekommen war. Abermals war es ihr Begle i ter, der Zalari den Weg wies. Auch wenn der Junge sich fragte, welche Art von Zuhause das sein sollte, hier mitten im Wald. Ein leichter Regen hatte unterdessen eingesetzt und trieb ihn zur Eile. »Wir sind fast da«, versicherte Dela und tatsächlich sah Zalari kurz darauf ein Haus zwischen den Bäumen auftauchen. Es stand einzeln am Rande einer kleinen Lichtung und war von beachtlicher Größe. Ein kleiner Stall gehörte auch dazu. Zalari stieg die zwei Stufen zur Tür hinauf und Dela reichte ihm einen Schlüssel. Der Junge schloss auf und trat in den dunklen Raum. »Hast du eine Lampe oder ein paar Kerzen hier? « , fragte er. »Weshalb sollte ich so etwas haben? « , erwiderte Dela. »Wenn du Licht brauchst, musst du Feuer im Kamin entzünden. « Der Junge tastete sich zu einem Stuhl vor, auf dem er das Mädchen absetzte und ging noch einmal hinaus, um Feuerholz zu holen, das unter dem Vo r dach lagerte. Es dauerte eine Weile, bis das Feuer groß genug war, um nennenswertes Licht zu spenden. Zalari sah sich um. Das Haus war nicht in Zimmer unterteilt. Lediglich einige Holzbalken stützten die Decke. Die Treppe, die zum Stockwerk darüber führte, war so staubig, dass der Junge sicher war, dass niemand seit Langem mehr hinaufg e gangen war. Es standen zwei Betten in dem großen Raum. Eines war zerwühlt und unordentlich, das andere war mit einem weißen Laken abgedeckt. In einer Ecke befanden sich eine Kochstelle und ein Regal voller Tongefäße. Es gab einen Tisch mit vier Stühlen, an dem Dela nun saß und eine Menge Kommoden und Regale voller Bücher. Das Mädchen hatte sicher keinerlei Verwendung für Bücher und das Haus bot viel mehr Platz, als für eine einzelne Person nötig gewesen wäre. »Lebst du hier alleine? « , wunderte sich Zalari. »Das Haus gehörte me i nen Eltern. Sie waren in den Städten nicht gerne gesehen und bauten deshalb ein Haus hier im Wald. Mein Vater lebt schon lange nicht mehr und meine Mutter ist vor zwei Jahren gestorben. Seither wohnt hier niemand mehr außer mir. « »Ist das nicht schrecklich einsam? « Dela lächelte und erst dieses Lächeln machte Zalari bewusst, wie hübsch sie war. »Keineswegs. Ich habe hier sehr viel Gesellschaft und ich brauche keine Menschen um mich herum, um mich wohlzufühlen. « »Das bedeutet aber auch, dass niemand hier ist, der sich um dich kümmert«, stellte Zalari fest und half Dela zu ihrem Bett. »Ich komme sehr gut alleine zurecht. « Das Mädchen klang beleidigt. »Das stelle ich auch nicht infrage. Aber du bist verletzt und kannst nicht laufen und es gibt niemanden, der dir hilft. Glaubst du nicht, es wäre besser, wenn ich dich in eine Stadt oder ein Dorf bringe, wo du gut aufgehoben bist, bis du wieder gesund bist? « »Nein«, beschloss Dela und ihr Ton zeigte, dass sie nicht mit sich verhandeln ließ. Also gab Zalari es auf, ihr gut zuzureden und besah sich stattdessen ihre Verletzungen. Delas linkes Bein war gebrochen und sie hatte neben all den Kratzern, die sie sich bei ihrem Sturz
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