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Die Insel der Krieger

Die Insel der Krieger

Titel: Die Insel der Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Manz
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neuen Krieger wählen musste. Es dauerte nicht mehr lange bis es dunkel wurde und Nalig beschloss herauszufinden, ob der Lichtstein hielt, was er ve r sprach. Als er ihn aus der Tasche zog, erwärmte er sich und aus dem Inneren des Steins drang ein grünes Licht durch die durchscheinende Oberfläche, das nicht blendete und doch erstaunlich hell war. Auch als die Sonne schon untergegangen war, konnte Nalig rund zwanzig Schritte weit sehen. Somit war es ihm möglich, noch eine gute Strecke hinter sich zu bringen. Dann jedoch gewann die Müdigkeit die Obe r hand und er begann, nach einer Stelle Ausschau zu halten, an der er schlafen konnte. Zwar war er sicher, dass das Grauen ihn überall au f spüren konnte, doch Nalig wollte die Nacht nicht in völliger Schutzl o sigkeit verbringen. Schließlich entdeckte er einen dicken Baumstamm, der über einer Senke lag, sodass ein behaglicher Unterschlupf entstand. Merlin zog es vor, in einem Baum zu schlafen. Also kroch Nalig alleine unter den Stamm und steckte dabei den Stein in die Tasche, sodass er seine Umgebung nur ertasten konnte. Die Senke war um einiges gr ö ßer, als der Junge gedacht hatte. Gerade als er es sich bequem machen wollte, streiften seine Finger etwas Weiches und Haariges. Erschr o cken zog er die Hand zurück. Das haarige Etwas stieß einen langen, quietschenden Ton aus. Nalig holte den Lichtstein hervor und in se i nem Schein erkannte er, dass sein Nachtlager bereits beansprucht wurde. Sechs Frischlinge hatten sich in einer Ecke der Senke zusa m mengedrängt. Nalig betrachtete die braunen Tiere mit den hellen Stre i fen am Rücken, die in die plötzliche Helligkeit blinzelten und ängstlich quiekten und er wusste, dass er in Schwierigkeiten steckte. Wil d schweinmütter waren selten weit weg von ihrem Nachwuchs und dass mit diesen Tieren nicht zu spaßen war, wusste Nalig. Tatsächlich hatte der Junge sich kaum unter dem Baumstamm hervorgezwängt, als er sich auch schon dem massigen Tier gegenübersah. Nalig schluckte. Als Kaya gesagt hatte, dass die Tiere in diesem Teil des Waldes ungewöh n lich groß waren, hatte sie nicht gelogen. Die Bache wog gut das Dre i fache seines Gewichts. Nach Wildschweinart zögerte sie nicht erst lange, sondern rannte mit gesenktem Kopf auf ihn los. Nalig rief nach seinem Gefährten und sprang über den Baumstamm hinweg, der über der Senke lag. Er hörte, wie hinter ihm das gewaltige Tier ins Holz krachte. Doch damit war es lange nicht abgeschüttelt. Es preschte um das Hindernis herum und setzte Nalig nach. Der Junge nahm schle u nigst die Beine in die Hand und machte sich davon. Seine Müdigkeit war verflogen. Er konnte deutlich hören, wie das plumpe Tier hinter ihm herdonnerte. Merlin flog seinem Begleiter nach und sandte ihm Warnungen, als die aufgebrachte Wildschweinmutter aufholte. Nalig fragte sich, ob es etwas gab, was er ihr entgegenzusetzen hatte. Doch er war sich sicher, dass das Tier ihn schlichtweg überrennen würde und wollte es außerdem nicht verletzen, da er wusste, dass es sechs Junge zu versorgen hatte. Es wäre wohl nicht ratsam, den Zorn des Waldes derart auf sich zu ziehen. Dann kam ihm endlich der nächstli e gende Gedanke und er rettete sich auf einen Baum. Nalig war kein guter Kletterer, doch die Angst verhalf ihm zu ungeahnten Fertigke i ten. Unter ihm umrundete das Wildschwein einige Male den Bau m stamm, an den er sich klammerte, erkannte dann jedoch, dass es ihn nicht erreichte und beschloss offenbar, zu seinem Nachwuchs zurüc k zukehren. Nalig ließ sich erleichtert auf den Boden fallen und versuc h te, mit auf die Knie gestützten Händen, sein wild pochendes Herz zu beruhigen. Dann musste er plötzlich lachen. Angesichts der Tatsache, dass irgendwo im Wald das Grauen ohne Gesicht steckte, fand er es beinahe komisch, dass er ausgerechnet vor einem Wildschwein floh. Nun galt es, einen Unterschlupf für die Nacht zu finden, der noch nicht bewohnt war. Nalig hatte kaum ein paar Schritte gemacht, als er zwischen den Bäumen den Eingang einer riesigen Höhle erahnte. Gespannt ging er darauf zu. Trotz des Lichtsteins konnte der Junge nicht weit in das Innere der Höhle blicken. Der Eingang war nur ein gewaltiges, schwarzes Loch. Dennoch trat Nalig hinein und kaum, dass er einen Fuß in die Höhle gesetzt hatte, loderten in Mauernischen entlang der Wände Flammen auf und der Junge erkannte, dass das Wildschwein ihn geradewegs zu seinem Ziel getrieben hatte. Er hatte das Orakel erreicht.
    Auch

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