Die Insel der Krieger
erschauderte unwillkürlich. Zalari kaute sein Brot gründlich, um sich etwas Zeit zu verschaffen. »Es wird auf beiden Seiten erbittert gekämpft, doch wir haben eine wirksame Waffe gegen diese Kreaturen gefunden«, beschönigte er den verlustreichen Kampf gegen die Ferlah. »Und sind diese Kreaturen auch verantwortlich für den Qualm, der über die Berge zieht? « , fragte der König unbehaglich. »Nicht direkt. Die Asche stammt von einem Vulkan, der sich auf ihrer Insel befindet. Ich glaube allerdings nicht, dass Euch hier Gefahr durch ihn droht. Doch wenn der Ascheregen schlimmer wird, sollten die Bewohner der umliegenden Städte besser in ihren Häusern ble i ben. « Der König nickte zufrieden und riss eine Keule von einem ries i gen gebratenen Truthahn. »Und was genau habt Ihr nun vor? « , wollte er wissen. Das war eine gute Frage. Was Zalari vorhatte, würde sich erst noch zeigen. »Ich bin hier, um diese Kreaturen endgültig zu ve r nichten«, erklärte er. Die Truthahnkeule hielt auf halbem Wege zum Mund des Königs inne. Er musterte den schmächtigen Jungen zwe i felnd. »Und wo steckt der junge Krieger Nalig? Ist Eda nicht seinem Schutz unterstellt? « »Nalig hat in einer anderen Angelegenheit zu tun und ist leider zurzeit nicht abkömmlich. Deshalb werdet Ihr mit mir vorlieb nehmen müssen. « Der König sagte nichts darauf. Er wollte den Jungen nicht beleidigen. Dennoch hätte er gerne mehr über seine Pläne erfahren. Zalari allerdings war den Rest des Essens über sehr wortkarg. Die Erinnerung an Nalig stimmte ihn trübsinnig. Er ve r misste seine Freunde auf der Insel und fragte sich beklommen, was dort inzwischen vor sich ging. Was führte das Grauen gerade im Schi l de und würde es gelingen, es zu vertreiben?
Der Junge legte sich in das riesige Himmelbett in dem Zimmer, das der König für ihn bereitstellte. Er wollte nicht bis zum nächsten Mo r gen schlafen, sondern noch in der Nacht aufbrechen. Zwar bot die Aschewolke über den Bergen einige Deckung, doch er wollte nach Möglichkeit unerkannt auf die Insel der Ferlah gelangen und da schien es ihm klüger, sich aufzumachen, ehe es hell wurde. Die Sorge des Jungen, er könne zu spät erwachen, zerschlug sich bald. Zalari schlief viel unruhiger, als man angesichts seiner Unterkunft vermutet hätte. So war es für ihn keine Schwierigkeit, das Schloss zu verlassen, solange seine Bewohner noch schliefen. Es drang nicht viel Mondlicht durch die ascheschwere Luft und so musste Kir sehr langsam fliegen, um nicht gegen plötzlich vor ihr auftauchende Hindernisse zu prallen. Sie erreichten die Berghänge und der Drache flog hinauf zu den Gipfeln. Zalari fiel das Atmen mit zunehmender Höhe schwerer, da die Luft immer dünner wurde. Er hustete, um wenigstens die Asche aus seinen Lungen zu bekommen. Am höchsten Punkt eines Berges landete Kir und der Junge stieg ab und blickte den Berg hinab. Er sah überhaupt nichts. Weder den See noch die Insel, geschweige denn eine der schwarzen Flugechsen. »Nun denn, dann haben vielleicht auch wir das Glück, nicht gesehen zu werden«, bemerkte Zalari und stieg wieder auf. Kir glitt den Berg hinab, auf dem sie gelandet waren. Die Luf t strömung war so günstig, dass der Drache nicht einmal mit den Fl ü geln schlagen musste. An das Gebirge schloss sich übergangslos der See an. Kir landete auf dem stark abschüssigen Gelände direkt am Ufer, indem sie die Klauen in den Fels schlug. Zalari dachte nach. Er konnte die Insel noch immer nicht sehen. Wie sollten sie also dorthin gelangen? Blind loszufliegen, kam nicht infrage. Er kannte die Position der Insel nur anhand des kurzen Augenblicks, den er sie im Spiegelsaal gesehen hatte. Womöglich würde er sie verfehlen oder geradewegs in eine der Kreaturen hineinfliegen. Die einzig andere Möglichkeit, die Insel zu erreichen, war zu schwimmen. Also ließ Kir sich in die schwarzen Wassermassen gleiten. Der Junge erschauderte, als die kalten Wellen seine Beine umspülten. Kir schwamm geräuschlos, nur ein paar Rückenzacken und die Nüstern über der Oberfläche. Gut darauf achtend, dass das Kornblumenpulver nicht nass wurde, saß Zalari geduckt auf ihrem Rücken. In unmittelbarer Nähe des Vulkans war der Ascheregen weit weniger dicht. Je näher sie der Insel kamen, desto besser wurde ihre Sicht. Dann entdeckte Zalari das Ufer. E r leichtert ging Kir an Land und schüttelte das ungeliebte Element von ihren Schuppen. »So weit, so gut«, murmelte Zalari. Obwohl es noch
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