Die Insel der Krieger
in Zalaris überbeanspruchten Füßen etwas abklingen zu lassen. Daher trug Kir ihren Begleiter ein gutes Stück des Weges. Sie war nicht besonders erschöpft, da ihr für zehn Schritte ihres Gefährten ein einziger genügte. Es war noch ein Fußmarsch von gut einer Stunde bis zum Gipfel des Berges, als jäh eine der Flugechsen wie aus dem Nichts auftauchte und über den Himmel schoss. Sie war so plötzlich da, dass Kir und dem Jungen jede Gelegenheit fehlte, in Deckung zu gehen. Zalari ließ sich von Kirs Rücken fallen und rollte sich unter sie. Er mahnte sie, ganz stillzust e hen in der Hoffnung, ihre Tarnung würde sie vor den Blicken der Kreatur verbergen. Diese drehte ein paar Runden über der Insel und verschwand dann wieder. Zalari atmete auf. Sein Glück war, dass die Ferlah nicht damit rechneten, dass jemand auf ihrer Insel auftauchte. Die Götter hatten sie vor 800 Jahren nicht betreten und gewiss fühlten sich die Ferlah hier sicher, wenn man von dem Vulkan absah. Sorgsam darauf achtend, keinen Lärm zu machen, stiegen der Junge und der Drache weiter den Berg hinauf. Zalari bemerkte, wie beim Gehen allmählich immer mehr von dem inzwischen getrockneten Schlamm von Kirs Schuppen rieselte. Die Stellen um ihre Gelenke lagen schon frei und verbreiteten den hellen Schein. Daher suchte er ihr einen Unterschlupf, der von oben nicht einzusehen war, und ging alleine weiter. Kir rieb an den Felsen den Dreck ab, der auf ihrer Haut en t setzlich juckte. Die letzten Schritte waren so steil, dass Zalari sie auf Händen und Knien zurücklegen musste. Das Kreischen der Kreaturen war nun deutlicher zu hören. Doch es klang, als dringe es von unten zu ihm herauf und hallte von irgendwo her wider. Es dauerte nicht lange und Zalari kannte den Grund. Er zog sich an einer Felskante hinauf und stellte fest, dass der Berg, den er bestiegen hatte, von innen hohl war. Auf Höhe des Wasserspiegels fand sich tief unten im Berg ein riesiges Tal. Zalari fühlte sich an einen übergroßen Kessel erinnert. Der hohle Berg war zweifelsohne das Nest der Kreaturen. Zalari blic k te in die Tiefe und verlor beinahe den Mut. Hunderte der Wesen drängten sich dort unten. Ihre schuppigen Leiber wanden sich und Zalari hatte den Eindruck, als blicke er von oben in ein Loch voller Würmer. Auf einer Seite des Tals lagen hunderte riesiger Eier. Kein Wunder also, dass der Ansturm der Kreaturen nicht abriss, ganz gleich, wie viele von ihnen durch die Krieger getötet wurden. Ob auch die Ferlah dort unten bei ihren Reittieren waren, war nicht mit Siche r heit sagen. Sie waren zu klein, um sie aus dieser Höhe zu erkennen. Vorsichtig zog Zalari sich zurück. Er kroch zu Kir in den Unterschlupf und versuchte, ihr ein Bild der Lage zu vermitteln. Was sollten sie nun tun? Kopfschüttelnd betrachtete Zalari den Sack mit dem Kornbl u menpulver. Obwohl schon eine winzige Menge genügte, um eine der Kreaturen zu töten, würde es gerade so für alle reichen. Und wie sollte er die Kreaturen damit bekämpfen? Es von oben in ihr Nest zu stre u en, würde ihm nichts nutzen. Das Tal war zu groß und das Pulver würde sich niemals überall dort unten verteilen. Jedes Wesen einzeln bekämpfen konnte er auch nicht. Dazu waren es zu viele. Außerdem würden sie ihn bemerken, ehe er sie erreichte und dann würden sie ihn in Stücke reißen. Unerkannt zu bleiben war für ihn die einzige Mö g lichkeit, am Leben zu bleiben. In Ermangelung eines besseren Plans beschloss Zalari erst einmal, ein sicheres Versteck weiter entfernt vom Nest der Kreaturen zu finden, um sich dort auszuruhen. Er begab sich alleine auf die Suche nach einem solchen Versteck, damit Kir in ihrem Unterschlupf bleiben konnte. Der Junge verfluchte den Umstand, der Kir an ihrer Rückverwandlung hinderte. In ihrer normalen Größe hätte er sie ohne Weiteres bei sich tragen können und er hätte kein Versteck suchen müssen, das für sie beide groß genug war. Es gab eine Menge Felsspalten in den zerklüfteten Berghängen, hinter denen sich Hohlräume verbargen, die ausreichten, um Zalari bequem Platz zu bieten und deren Zugang zugleich zu eng war, um die Kreaturen der Ferlah darauf aufmerksam zu machen. Einen ganzen Drachen in di e sem offenen Gelände zu verstecken, war nicht einfach. Nach beinahe zwei Stunden der Suche wurde Zalari endlich fündig. Ein Spalt im Fels verbreiterte sich zu einer ansehnlichen Höhle, wenn man tiefer hinei n ging und war dennoch so hinter einer Felsnase verborgen, dass er
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