Die Insel der Krieger
Gab es überhaupt einen Zusammenhang? Und welchen Nutzen sollte Nalig aus dem Geseh e nen ziehen? Der Junge fragte sich ernsthaft, ob dies seine Reise wert gewesen war. Er beschloss, die Nacht in der Höhle zu verbringen, da über Kijerta gerade ein heftiges Gewitter losbrach und machte sich auf den Rückweg zum Tempel, als am nächsten Morgen der erste Sonne n strahl den Waldboden berührte.
Unter dem Berg
Z alari überlegte, ob er es wagen sollte, nach seinem Bogen zu greifen, stutzte dann jedoch. Die Kreatur, die vor ihm saß, war noch sehr klein, was in ihrem Fall bedeutete, dass alleine ihr Hals so lang war wie Zalari. Doch sie war sicher nicht älter als ein paar Wochen. Das Wesen saß aufrecht vor Zalari in der Höhle, die kräftigen Hinterbeine zu beiden Seiten ausgestreckt und den Kopf leicht zur Seite geneigt. In diesem Alter war der Schwanz noch ohne Dornen und der Kopf w e niger kantig. Auch die Vorderbeine wirkten gegenüber den Hinterlä u fen noch nicht so lächerlich kurz. Wären die roten Augen nicht gew e sen und das Wissen darum, was aus diesem Wesen einmal werden würde, hätte Zalari es wohl niedlich gefunden. Eine gewisse Ähnlic h keit mit Kir war schließlich nicht von der Hand zu weisen. Unschlüssig begegnete Zalari dem Blick der Kreatur. Es wäre trotz ihrer Unerfa h renheit ein Leichtes für sie, ihm den Arm abzureißen, ehe er es schaf f te, seinen Bogen zu spannen. Die Waffe lag zu weit weg, als dass er sie im Sitzen erreichen konnte. Doch Zalari schöpfte Hoffnung aus der Tatsache, dass das Wesen ihm nicht schon im Schlaf die Kehle durc h gebissen hatte. Langsam neigte es den Kopf zur anderen Seite, regte sich ansonsten jedoch nicht. Zalari rief im Geiste nach Kir. Doch der Drache schlief tief und fest. Das Wesen öffnete sein Maul und stieß einen Laut aus. Er klang ein wenig wie der Ruf eines Kuckucks. Nur viel lauter. Das Echo hallte von den Höhlenwänden wieder. »Sei still«, flehte Zalari stumm. Das Junge würde die anderen Kreaturen herl o cken. War das womöglich sein Plan? Zalari fragte sich, ob ein Lebew e sen schon böse geboren wurde. Es stieß noch einmal seinen Ruf aus und schob den Kopf etwas nach vorn, ganz so, als erwarte es etwas von dem Jungen. Jener presste sich so eng er konnte an die Felswand. Dann kam ihm eine Idee. Vorsichtig griff er in seine Rüstung und zog ganz langsam die Flöte hervor, die Dela ihm geschenkt hatte. Die Kreatur beobachtete ihn wachsam, ließ ihn jedoch gewähren. Zalari hob die Flöte an die Lippen und begann, leise zu spielen. Es war keine richtige Melodie und die zittrigen Töne ließen erahnen, wie viel Angst er hatte. Dennoch verfehlte die Flöte ihre Wirkung nicht. Die junge Flugechse wiegte einige Male, den Tönen folgend, den Kopf hin und her, dann ließ sie sich auf die Seite plumpsen, legte den Kopf auf den Boden und umschlang den Körper mit dem langen Schwanz. Zalari spielte weiter, bis die Kreatur tief und fest eingeschlafen war, dann setzte er die Flöte ab. Sogleich begann der Kopf des Wesens zu z u cken, doch es erwachte nicht. Der Junge stand auf und ergriff sein Schwert. Er musste die Kreatur unschädlich machen, solange sie schlief, damit sie ihn nicht verraten konnte. Doch etwas hielt ihn z u rück. Wie das Wesen so friedlich schlafend vor ihm lag und bei jedem seiner tiefen Atemzüge ein leises Fiepen hören ließ, brachte er es ei n fach nicht über sich. Schließlich hatte ihm die Flugechse nichts getan. In diesem Augenblick schoss Kirs Hals aus dem hinteren Teil der Höhle. Mit einem einzigen Biss riss sie der Kreatur den Kopf ab. Zalari zuckte angesichts dieser unerwarteten Attacke zusammen und wischte mit dem Ärmel das Blut weg, das ihm ins Gesicht gespritzt war. »War das wirklich nötig? « , fragte er seine Begleiterin. Diese stieß ihm unsanft die Nüstern in die Seite und schalt ihn einen Narren, so gut es ihr in der Bildersprache möglich war. Zalari zerrte die sterbl i chen Überreste der Kreatur tiefer in die Höhle, damit die übrigen das Blut nicht witterten. Bis zum Morgen wechselten sich Zalari und Kir mit der Wache ab, damit sie beide noch etwas Schlaf bekamen.
Als es über der Insel der Ferlah hell wurde, trat der Junge vorsichtig ins Freie. »Ich werde mich etwas umsehen. Du bleibst hier«, erklärte er seiner Begleiterin, die widerwillig in ihrem Versteck zurückblieb. Zalari suchte den Himmel ab. Die Kreaturen waren wohl wieder in ihrem Berg verschwunden. Zudem hatte sich der Vulkan etwas
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