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Die Insel der Krieger

Die Insel der Krieger

Titel: Die Insel der Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Manz
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ergattern, während der sonst so gelassene Löwe wütend nach dem Falken schlug. Wahrschei n lich war dieser Vorfall Kayas Anlass, Nalig im Anschluss an das Essen nach seinem Unterricht bei Stella zu fragen. »Stella meinte, der Unte r richt mit mir sei Zeitverschwendung und ich solle erst wiederkommen, wenn es etwas gibt, woran wir arbeiten können«, verteidigte sich Nalig, da ihn Stellas Verhalten noch immer empörte, ohne sich darüber im Klaren zu sein, dass er diese Worte noch bitter bereuen würde. Die Göttin schien wenig erfreut über diese Nachricht. »Ich werde mit Stella sprechen«, versicherte sie und ließ ihn gehen. Während Arkas hinauf in sein Zimmer ging, machte Nalig sich auf zu dem Nebenbau, in dem der Geschichtsunterricht stattfand, um einen weiteren Versuch zu wagen, mit Hatos Hilfe lesen zu lernen. Als er jedoch die Tür öffn e te, fand er den alten Mann mit seiner Krähe inmitten eines Meeres aus Pergamenten sitzen, das die Hälfte des Fußbodens beanspruchte. Soweit der Junge sah, handelte es sich hauptsächlich um Landkarten. Hato hatte sich murmelnd über eines der Papiere gebeugt und machte mit einem Kohlenstift Markierungen auf das Schriftstück. Nalig blieb an der Tür stehen, um nicht auf die vergilbten Blätter zu treten. Stat t dessen räusperte er sich geräuschvoll, sodass Hato zu ihm aufblickte. Der alte Mann betrachtete den Jungen zunächst stirnrunzelnd, dann weiteten sich seine Augen. »Nalig, dich habe ich vollkommen verge s sen. Ich habe heute keine Zeit für dich. Tut mir leid, ich hätte dir B e scheid geben sollen. Wir holen die Stunde nach. « »Ist nicht weiter schlimm«, versicherte Nalig und schloss die Tür wieder. Er war ke i neswegs enttäuscht, angesichts des freien Nachmittags. Zurück zum Haupthaus wollte er jedoch nicht. Er war nicht daran interessiert, Kaya über den Weg zu laufen, die womöglich eine andere Aufgabe für ihn hatte. Daher beschloss er, den Wald um den Tempel herum etwas genauer zu erkunden. Er blickte zum Eingangsportal. Wenn er einfach geradeaus ging und die Richtung beibehielt, dann konnte er sich gar nicht verlaufen. Der Weg, den er einschlug, war etwa der, den er mit Kaya zur Höhle der Gefährten gegangen war. Um ihn her wurde es seltsam still. Die Vögel, die in den Baumkronen sangen, saßen so tief in dem dichten Dach aus Blättern, dass ihr Gesang nur gedämpft zu ihm hinunter drang. Er war noch nicht weit gekommen, als er plöt z lich das Geräusch von Wasser vernahm. Als er dem Plätschern folgte, gelangte er an einen Fluss, der ganz unvermittelt hinter einem Vorhang aus Schlingpflanzen auftauchte. Ohne ein richtiges Flussbett erkennen zu lassen, schlängelte er sich zwischen den dichten Pflanzen hindurch. Nalig ging näher heran. Der Fluss war ein guter Orientierungspunkt. Also folgte Nalig ihm eine Weile stromaufwärts. Sein Falke machte Jagd auf die Fische, die unvorsichtig dicht unter der Wasseroberfläche schwammen. Nalig bestaunte unterdessen die merkwürdigen Tiere. Libellen, so lang wie sein Arm, schwirrten laut surrend über dem Wa s ser. Echsen, die noch größer waren als Zalaris Drache Kir, flohen vor ihm ins Unterholz. Als Nalig schon umkehren wollte, gelangte er an einen See, dem der Fluss entsprang. Die Bäume senkten sich tief über das kristallklare Wasser. Nalig wollte gerade aus dem Dickicht an das spärlicher bewachsene Ufer treten, als er ein Plätschern hörte, das sicher nicht von Fischen verursacht wurde. Vorsichtig kauerte er sich hinter einen Baumstamm und lugte hinüber zum Südufer des Sees. Dort sah er, kaum dreißig Schritte entfernt, zu seiner großen Überr a schung Stella. Sie badete. Weshalb sie zu dieser Zeit so weit vom Tempel entfernt ein Bad in diesem See nahm, war ihm ein Rätsel. Schließlich gab es ein Badehaus in den Tempelanlagen. Naligs Blick fiel auf die einzelnen Kleidungsstücke und Teile ihrer Rüstung, die sie sorgfältig über die Äste einer Pappel gehängt hatte, und spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. Stella hatte ihm den Rücken zug e wandt. Ihr schwarzes Haar hing nass über ihrer Schulter, sodass er die Stelle zwischen ihren Schulterblättern sehen konnte. Vier lange schm a le Narben zogen sich über ihren Rücken. Dies musste die Verletzung sein, die Aila ihr beigebracht hatte, um die magische Verbindung zu ihr herzustellen. In diesem Augenblick fiel Nalig auf, dass er die schwarze Raubkatze nirgends sah. Er beschloss zu gehen. Der Gedanke, dass Stella oder ihr

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