Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Insel der Krieger

Die Insel der Krieger

Titel: Die Insel der Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Manz
Vom Netzwerk:
Begleittier ihn dabei ertappten, wie er ihr beim Baden zusah, war nicht sehr verlockend. Doch als er sich abwenden wollte, fiel ihm etwas ins Auge. Zwischen zwei Weiden stand dicht am Seeufer eine kleine Hütte aus Holz, die eher ein Unterstand war. Nach allem, was Nalig sehen konnte, waren es viele einzelne Äste, die ineinander verflochten und zusammengebunden waren. Um die winzige Beha u sung herum lagen ein Bogen, ein Köcher voller Pfeile, ein Paar rostiger Schwerter und Stellas Peitsche. Außerdem konnte Nalig eine Feue r stelle erkennen. Für ihn deutete alles darauf hin, dass Stella hier lebte, statt in dem Zimmer, das dem Krieger aus Syri zustand. Das erklärte auch, weshalb er ihr im Tempel noch nie über den Weg gelaufen war. Letztendlich blieb jedoch die Frage, weshalb sie ihr Lager hier aufg e schlagen hatte und es vorzog, in diesem Wald zwischen riesigen Inse k ten und Raubtieren zu nächtigen, statt in einem richtigen Bett. Stella watete zurück ans Ufer und Nalig beschloss, dass es nicht der richtige Zeitpunkt war, dieses Rätsel zu lösen. Er wandte sich um und sah sich Aila gegenüber. Der Panther stand reglos vier Schritte von ihm en t fernt. Einzig die Schwanzspitze zuckte. Das Tier schien nicht recht zu wissen, was es mit dieser Situation anfangen sollte. Nalig wollte nicht warten, bis es sich entschieden hatte und begann zu laufen. Er wählte die Richtung, in der das Unterholz am lichtesten war, sodass er schne l ler vorankam. Allerdings war er erstaunlich schnell außer Atem. Er blieb stehen und schnappte nach Luft. Die Raubkatze schien ihm nicht zu folgen. Nach einem prüfenden Blick über die Schulter schlug er die Richtung ein, in welcher der Tempel liegen musste. Als der Wald i m mer dichter wurde, musste Nalig einen Umweg nehmen. Unruhe b e schlich ihn, als er auch nach einer Stunde den Tempel noch nicht sah. Wenn die Richtung stimmte, hätte er längst zurück sein müssen. Wenn sie allerdings nicht stimmte, so hatte er keine Ahnung, wo er war. Hier gab es nichts, woran er sich orientieren konnte. Nicht einmal den Sonnenstand, denn die Sonne war über dem Gewölbe aus Blättern nicht zu sehen. Doch da es allmählich auffrischte und der Wald um ihn her sich zunehmend verdunkelte, nahm er an, dass es bereits dämmerte. Nalig machte einen kleinen Satz, als sein Falke unvermittelt und mit einem durchdringenden Schrei aufflog. »Bleib gefälligst hier«, rief er ihm nach, als der Vogel über ihm verschwand. Nun war er ganz alleine. Zwar legte er normalerweise wenig Wert auf die Gesellschaft seines Begleiters, doch zurzeit wäre ihm nahezu jede Gesellschaft willkommen gewesen. Da er offenbar nicht auf dem Weg zum Tempel war, änderte er seine Richtung etwas. Viel Erfolg hatte er damit jedoch nicht. Das Vorankommen wurde immer schwieriger und der Wald immer dichter. Verzweiflung wallte in Nalig auf, als er sich eingestand, dass er keine Ahnung hatte, wo er sich befand. Resigniert ließ er sich auf einer großen Wurzel nieder, gerade, als etwas über ihm durch das Blätterdach rauschte. Einen erschrockenen Augenblick machte er sich auf einen Angriff gefasst, dann erkannte er, dass es sein Falke war. Mit seinem schrillen Ruf flog er um Nalig herum und verschwand zw i schen den Bäumen, nur um gleich darauf wieder aufzutauchen und das Prozedere zu wiederholen. »Ich stecke schon in der Klemme, ohne dass du den Verstand verlierst«, knurrte Nalig und duckte sich, als sein Falke energischer auf ihn zu flog. Als Nalig noch immer nicht ve r stand, setzte er sich auf seine Schulter und ließ etwas vor ihm zu B o den fallen. Nalig bückte sich und hob einen kleinen grünen Stein auf. Es war der Smaragd, den Ilia ihm geschenkt hatte. »Wo hast du den denn her? « Der Junge wusste sicher, dass er den Stein auf den Tisch in seinem Zimmer gelegt hatte. Dann begriff er endlich. Der Vogel mus s te im Tempel gewesen sein. »Kennst du den Rückweg? « , fragte er in seiner Verzweiflung. Sein Begleittier flog erneut zwischen die Bäume und umkreiste ihn. Nalig schlug die Richtung ein, in die er flog. Manchmal verlor er den Falken im Dunkel der hereinbrechenden Nacht aus den Augen, doch er kam jedes Mal zurück, wenn der A b stand zwischen ihnen zu groß wurde. Inzwischen war Nalig sicher, dass der Vogel den Weg kannte. Er wirkte zu zielstrebig, als dass er blind umherfliegen würde. Tatsächlich stand Nalig plötzlich vor der Schmiede. Wie er sich so in der Richtung hatte irren können, war ihm schleierhaft, doch

Weitere Kostenlose Bücher