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Die Insel der Krieger

Die Insel der Krieger

Titel: Die Insel der Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Manz
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Aros linkes Bein aus. Die Schneide der Axt traf ihr Ziel und brachte Aro zu Fall, der sich plötzlich aus dem Gleichgewicht gebracht sah. Zwar kam er rasch wieder auf die Füße, doch sah Nalig, wie die linke Beinschiene zu einem unförmigen Klumpen Metall z u sammenschmolz. Nun standen sich die beiden Männer erneut gege n über, allerdings schwer atmend. Der Kampf entbrannte von Neuem, bis ein gezielter Schlag Aros seinem Rivalen die Axt aus den Händen riss. Als Aros Sieg nichts mehr im Weg zu stehen schien, schob die riesige Schildkröte ihren ledrigen Hals aus dem Panzer. Sie tat einen tiefen Atemzug und mit einem Mal war es auf der Lichtung bitterkalt – mitten im sommerlichen Wald der Insel. In Windeseile breitete sich eine dünne Schicht Eiskristalle über Aro aus, die dicker wurde, bis sie den Krieger vollkommen bewegungsunfähig gemacht hatte, der nun reglos, das Schwert hoch über den Kopf erhoben, dastand. Mit einem Siegesschrei griff sich der andere Krieger seine Axt und stürmte auf Aro los. Je näher er ihm kam, desto kraftloser wurden seine Bewegu n gen, bis er schließlich, die Axt über dem Kopf erhoben, ebenso reglos drei Schritte vor seinem Gegner stand. »Sieht mir ganz nach einer Pattsituation aus«, stellte Juray fest und lachte. »Nicht zum ersten Mal, wenn ich das bemerken darf. « Das Eis, das Aro lähmte, schmolz. »A l so wirklich, Kämpfe mit dir fordern immer eine Menge Ersatzteile«, klagte er, warf sein Schwert beiseite und nahm den Metallklumpen von seinem Bein, der einmal Teil seiner Rüstung gewesen war. »Das sagst ausgerechnet du«, erwiderte sein Gegner, aus seiner Erstarrung befreit und schlug mit der Faust auf die Delle in seinem Brustpanzer. »Wie ihr seht, sind es häufig nicht wir, sondern unsere Begleittiere, die einen Kampf für uns entscheiden«, erklärte Juray den vollkommen faszinie r ten Jungen. »Welche besondere Fähigkeit hat Eure Schlange«, fragte Nalig, der noch nicht begriffen hatte, was eben geschehen war. »Ich werde es dir mit Vergnügen demonstrieren«, erwiderte Aro. Die Schlange wandte sich Nalig zu. Ihre Augen leuchteten in demselben roten Licht, das Begleittier und Krieger umgab. Als der Junge ihrem Blick begegnete, fühlte er sich plötzlich sonderbar fremd in seinem Körper. Aro streckte ihm sein Schwert entgegen und jäh verspürte Nalig den übermächtigen Drang, es zu packen und sich in die scharfe Klinge zu stürzen. Doch kaum, dass er die Hand um den Griff gelegt hatte, wandte die Schlange den Blick ab und das Gefühl der Leere verließ Nalig. Ein Schauer lief seinen Rücken hinab und er ließ das Schwert sofort los. Die Lichtung wirkte seltsam dunkel, nachdem Schlange und Schildkröte sich zurückverwandelt hatten. Die drei Ju n gen machten sich in Begleitung der älteren Krieger auf den Weg zum Tempel. Von der entsetzlichen Macht der Schlange noch immer wie gelähmt, beteiligte sich Nalig nicht an ihrem Gespräch. Erst als er den sanften Kniff in sein Ohr spürte und das Gefieder seines Falken seine Wange streifte, schaffte er es, das entsetzliche Gefühl der Unterworfenheit abzuschütteln.
    »Was hältst du eigentlich davon, wenn wir dich zu deinem Training mit Stella begleiten? « , wollte Zalari beim Abendessen wissen. Nalig wäre fast an seinem Brot erstickt. »Gar nichts«, würgte er nach einem Hustenanfall hervor und trank einen Schluck Wasser. »Warum denn nicht? « Zalari war erstaunt. »Ich habe dich doch auch heute Morgen gegen Stella kämpfen sehen. « »Das ist nicht dasselbe. Wenn sie mit mir alleine ist, dann ist sie einfach… ein Miststück. « »Noch ein Grund mehr, dich zu begleiten. « Entschlossen schüttelte Nalig den Kopf. »Nein. Am Ende denkt sie noch, dass ich Verstärkung mitbringe, weil ich Angst vor ihr habe. « »Dann eben nicht. « Schulterzuckend wandte Zalari sich wieder seinem Teller zu. »Aber vielleicht solltest du mal mit ihr reden, wenn sie dir das Leben so zur Hölle macht. « »Reden«, ech o te Nalig und schnaubte. Bisher war dies der sicherste Weg gewesen, Stella gegen sich aufzubringen. Wenigstens war er mit dem Schwert inzwischen so gut, dass sie zumindest darüber nicht spotten konnte.
    Leider hatte Stella die Gabe, immer neue Wege zu finden, ihn zu demütigen. Womöglich hatte sie an diesem Tag auch besonders schlechte Laune, jedenfalls hatte sie keine Übungsschwerter bei sich, als sie im Wald zu Nalig stieß. »Da sich nun offenbar Aro der Aufgabe verschrieben hat, einen einigermaßen fähigen

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