Die Insel der Krieger
Schwertkämpfer aus dir zu machen und du außerdem deinen Falken wieder hast, dachte ich, wir machen heute etwas anderes. « Nalig hatte plötzlich das Verlangen, in den Wald zu fliehen. Er sollte sich an diesem Abend noch das eine oder andere Mal wünschen, dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt zu haben. Stella ging mit einer Holzkiste, die sie mitgebracht hatte, zum Rand der Lichtung. Nalig folgte ihr widerstrebend. Aus der Kiste zog Stella eine Kette aus schweren metallenen Gliedern. Diese wickelte sie um einen Baumstamm und Naligs Handgelenke und brachte ein Schloss an, ehe er auch nur ein Wort des Protestes hervorgebracht hatte. »Was soll das? « Stella zog eine Hand voll Schlüssel aus der T a sche und legte sie auf den Deckel der hölzernen Kiste, die sie drei Schritte vor Nalig auf den Boden stellte. »Was für dich von viel größ e rer Bedeutung ist, als mit einem Schwert oder einem Bogen umzug e hen, ist, dich mit deinem Begleiter zu verständigen. Das hier ist der Schlüssel, mit dem du dich von deinen Ketten befreien kannst. « Sie hob einen glänzenden, kleinen Schlüssel hoch und legte ihn zu den anderen. »Bring deinen Falken dazu, diesen Schlüssel zu holen. « Nalig wandte sich zu Stella um, die sich mit Aila ins Gras setzte. »Und wie genau soll ich das anstellen? « »Das solltest du selbst eigentlich am besten wissen«, antwortete sie mit ihrem gewohnt mitleidigen Blick. Innerlich brodelnd kehrte Nalig ihr den Rücken und überlegte. Die Kette würde er ohne den Schlüssel nicht loswerden. Der befand sich jedoch eindeutig außerhalb seiner Reichweite. Für seinen Falken wäre es ein Leichtes, den Schlüssel zu nehmen und zu ihm zu bringen. Doch wie sollte er ihm verständlich machen, was er tun sollte und welcher Schlüssel der richtige war? Inzwischen schaffte er es, den Vogel an einen bestimmten Platz zu schicken, wenn er darauf zeigte. Seine Hände waren jedoch fest an einen Baumstamm gekettet und so für ihn völlig nutzlos. Mit Stellas Blicken im Nacken fiel es ihm schwer, eine Lösung zu finden. Er war nie ganz sicher gewesen, wie viel der Falke von dem verstand, was er sagte. Ganz langsam den Kopf wendend, blickte er den Vogel auf seiner Schulter an. Dieser schaute aus einem schwarzen Raubvogelauge zurück. »Wärst du wohl so nett? « , meinte er leise. Der Falke rührte sich nicht. »Du sollst den Schlüssel holen«, startete Nalig einen zaghaften Versuch. Er kam sich vollko m men lächerlich vor und war sich sicher, auch so auszusehen. In der folgenden halben Stunde ließ Nalig nichts unversucht, seinem Falken klarzumachen, was er tun sollte. Auf ihn einredend und mit dem Fuß die Richtung weisend, versuchte er, sich dem Tier mitzuteilen. Der Vogel schien immer verwirrter. Einige Male drehte er ein paar Kreise, flatterte in einen Baum und ließ sich einmal sogar auf der Kiste nieder. Dann kam er jedoch ohne Schlüssel zurück auf Naligs Schulter. Zwar war es für den Jungen schon beruhigend zu sehen, dass sein Begleiter nicht plötzlich auf Mäusejagd ging, doch es wurde immer deutlicher, dass er es, ob mit oder ohne seinen Falken, nicht schaffen würde, je von dieser Kette los zu kommen. Stella musste das ebenfalls klar sein, doch sie machte keine Anstalten, ihn zu befreien. Nach einer Weile erhob sie sich und verschwand wortlos mit Aila zwischen den Bä u men. Mit einem flauen Gefühl im Magen fragte sich Nalig, wann sie wohl zurückkommen würde. In ihrer Abwesenheit versuchte er, das Schloss mit einem Stein aufzubrechen oder die Kettenglieder mit bl o ßer Kraft zu sprengen. Er versuchte sogar, den Baum, an den er geke t tet war, zu Fall zu bringen, doch erwies sich ein Unterfangen als ebe n so hoffnungslos wie das nächste. Schließlich ließ er sich auf dem B o den nieder und legte sich flach auf die Erde, während er sich so lang machte wie er konnte, um mit dem Fuß die Kiste zu erreichen. Es fehlte etwa eine halbe Armlänge. »Offensichtlich macht es keinen Sinn, diese Übung weiter fortzusetzen«, hörte Nalig hinter sich Stellas Sti m me. Er wälzte sich auf dem Boden herum und blickte von unten zu ihr hoch. »Übung? « , fragte er und rappelte sich auf. »Was bitte soll das hier für eine Übung sein? Der einzige Sinn, der dahintersteckt, ist doch der, mich zu erniedrigen. Ich weiß, dass du denkst, du würdest deine Zeit mit mir verschwenden. Aber das Gleiche gilt auch für mich. Du sollst mir hier Dinge beibringen, die ich noch nicht weiß. Aber du hast nichts Besseres zu
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