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Die Insel der Krieger

Die Insel der Krieger

Titel: Die Insel der Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Manz
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als Kaya und Kartax in den Innenhof eilten. Die Göttin hatte ihr Kleid gegen eine Rüstung eingetauscht, was ihr, zusammen mit dem weißen, lockigen Haar, das ihr um die Schultern fiel, ein wildes Aussehen verlieh. Es kam nicht oft vor, dass die Göttin so in Aufregung war. Nalig erhob sich und kam näher, um zu hören, was sie sagte. »Wir müssen sofort aufbrechen«, teilte sie Aro mit. »Hat das nicht noch einen Augenblick Zeit? « Kaya schüttelte energisch den Kopf. »Wir haben nicht einen Moment zu verlieren. Juray und Rigo sind schon auf dem Weg zum Festland. « Nalig war wie erstarrt. Was war in Eda geschehen, dass die Göttin so zur Eile drängte? Er wollte sie fragen, doch noch ehe er die Gelegenheit hatte, wuchs Kartax zu seiner enormen Größe heran und flog mit Kaya davon. Aro folgte ihr rasch, ebenso Stella und Zalari. Zurück blieben Nalig und nicht minder verwirrt Greon und Thorix, die ihre Schwerter noch in Händen hielten. Da Nalig der Einzige unter den dreien war, der wusste, was sich auf dem Festland zutrug, erschü t terte dieser Vorfall auch ihn am meisten. Beunruhigt blickte er den hellen Lichtern nach, bis sie am Himmel verschwanden.
    Ilia hatte an diesem Tag einen Ohnmachtsanfall erlitten und einen Baldriantee bekommen, der sie in tiefen Schlaf versetzt hatte. Der Dorfheiler, der nach ihr gesehen hatte, war mit ihrem Vater vor der Tür zu ihrem Zimmer stehen geblieben. Trotz der gedämpften Sti m men und der erdrückenden Müdigkeit konnte sie jedes Wort verst e hen, das sie sprachen. »In letzter Zeit ist sie immerzu kränklich und erschöpft. Was ist nur mit ihr los? « , fragte der Schmied besorgt. »Ich bin sicher, dass kein Grund zur Besorgnis besteht«, erwiderte die tiefe, kratzige Stimme des anderen. »Aber seht sie nur an. Sie ist kaum in der Lage aufzustehen. « »Ihr könnt dennoch beruhigt sein. Zumindest was ihre Gesundheit angeht. « »Was meint Ihr? « Ilias Herz begann heftig zu pochen. Sie glaubte zu wissen, was ihr fehlte. Plötzlich wünschte sie sich fest, Nalig möge an ihrer Seite sein. »Wem habt Ihr das Kind denn versprochen? « Von draußen war ein verlegenes Hüsteln zu hören. »Niemandem. Bisher hat noch niemand… Ich meine, so wie sie sich benimmt, seit ihr Bruder von uns gegangen ist… Wer würde da schon wollen… « Ilia hatte sich bei diesen Worten die Decke so fest um den Kopf gewickelt, dass sie nicht mehr mitbekommen hatte, wie das Gespräch weiter verlaufen war.
    In der Nacht wachte sie plötzlich auf. Verwirrt fragte sie sich, w o her all der Lärm kam, der sie geweckt hatte. Rufe und Schreie schallten durch die nachtschwarzen Gassen. Das gesamte Dorf war in heller Aufregung. In einiger Entfernung hörte das Mädchen die Glocke, welche die Dorfbewohner bei Gefahr warnte. Dazwischen war jedoch ein anderes Geräusch zu hören – leiser, aber dafür näher als das Lä u ten der Glocke. Ein Knistern und Knacken ringsumher, als würde etwas an der Schmiede nagen. Ilia schwang die Beine über die Bettka n te und versuchte, auf die Füße zu kommen. Ihr Hals war trocken und ihr schwindelte. Der Mond schickte helles Licht herein und hätte den Raum eigentlich vollständig ausleuchten müssen. Ein grauer Schleier nahm dem Mädchen jedoch die Sicht. Der beißende Geruch, der ihr in die Nase stieg, versetzte Ilia in Panik. Rauch! Sie stürzte zur Tür, sto l perte jedoch, da ihre Beine zu langsam für die Flucht waren, die sie antreten wollte. Als sie die Tür aufriss, biss der Rauch ihr in die Augen. Sie hustete und rief nach ihrem Vater, gab es aber bald auf, da der Atem, den sie schöpfte, kaum reichte, um ihre Lungen zu füllen, g e schweige denn diese zusätzliche Anstrengung zu vollbringen. Mit vom Rauch getrübtem Blick tastete sich Ilia an das Geländer der Treppe heran. Von unten schlug ihr eine entsetzliche Hitze entgegen. Durch den Qualm drang aus dem Wohnbereich des Hauses ein helles, ora n ge-gelbes Licht, das flackerte und tanzte. Der Weg dort hinunter wü r de ihr keine Rettung bringen. Das war dem Mädchen klar. Hustend machte Ilia sich auf den Weg zurück in ihr Zimmer, während die Flammen sich bereits am Treppengeländer entlangfraßen. Ilias Beine zitterten. Sie wollten das Mädchen die fünf Schritte zurück ins Zimmer nicht tragen und knickten unter ihm weg. Auf Knien versuchte Ilia, den Weg zu ertasten, doch sie verlor die Orientierung. Um sie her war nur noch Rauch und ihr wurde schwarz vor Augen. Ein lautes Kn a cken war das letzte, was

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