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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Der Eingedrungene soll entdeckt und gestellt werden, bevor er das Tal erreicht. Zweitens: Der Eindringling soll entdeckt werden, bevor er das Tal erreicht, damit man ihn beobachten und verfolgen kann. Drittens: Er soll durch das Vorhandensein des Sperrwerks daran gehindert werden, überhaupt erst einen Versuch zu unternehmen. Das würde allerdings voraussetzen, daß er darüber informiert ist. Viertens: Er soll entdeckt und gestellt werden, bevor er das ganze Gebiet verläßt. Na und so weiter, sicherlich gibt es noch mehr Varianten. Sie schließen einander natürlich nicht aus, aber sie bedeuten auch nicht unbedingt dasselbe.«
    »Ach, so meinen Sie das«, sagte Werner Frettien erleichtert. »Na, das ist doch klar. Festnehmen muß man ihn in jedem Fall, und nach Möglichkeit, bevor er das Tal erreicht!«
    »Das würde ich gar nicht mal sagen«, entgegnete Horst Heilig nachdenklich, »wenigstens nicht in jedem Fall. Ich könnte mir durchaus Situationen vorstellen, in denen wir daran interessiert sein könnten, daß jemand herein- und auch wieder hinauskommt, vorausgesetzt, wir können ihn unter Kontrolle halten. Ihn sofort im Wald stellen zu wollen, wäre wohl in jedem Fall Illusion – bei unserem Personalbestand. Wenn festnehmen – dann frühestens bei Erreichen des Tals. Aber genau so wichtig für Doktor Tischners Überlegungen wird sein, welche Sicherungsmaßnahmen es sonst noch gibt.«
    »Wenn tatsächlich einer bis ins Tal kommen sollte, nützt ihm das noch gar nichts«, erklärte Werner Frettien weiter. »Die Arbeits- und Ausbildungsräume für die Storos und auch die Storos selbst befinden sich im Stollen. Der Zugang wird von innen bewacht. Hier in diesem Gebäude, in dem wir jetzt sitzen, sind nur Lese-Kopier-Geräte, die Speicher dafür sind ebenfalls im Stollen.«
    »Wie gehen wir also an das Problem heran?« fragte Horst Heilig und sah mich an. »Sie haben doch eine Idee?«
    Ich hatte tatsächlich einen Gedanken, aber woher wußte er das? Ich muß sagen, ich hatte bis dahin noch nicht oft Vorgesetzte kennengelernt, die so genau in den Köpfen ihrer Unterstellten Bescheid wußten wie dieser Mann. Bei der Armee sind die Vorgesetzten, mit denen man ständig direkt zu tun hat, meist nur wenig älter, haben also noch nicht das Übergewicht an Lebenserfahrung, das diese Fähigkeit des Leiters erst entstehen läßt. Ich spürte, wie mich das anspornte, und entschloß mich, meinen Gedanken sofort zu äußern, unfertig, sozusagen unausgereift, obwohl er zunächst sicherlich beiden absurd erscheinen mußte.
    »Wenn man jede Schranke für die halbe Zeit abschalten würde, gäbe es nur halb so viele Störungen, weil die Störquellen im wesentlichen stationär sind: ein krabbelnder Käfer, ein Eichhörnchen, das den Baum hinaufläuft, ein fallender Ast. Größere Tiere, die durch das ganze Gebiet laufen und dabei mehrere Schranken passieren müssen, kommen ja nicht durch den Zaun.«
    Horst Heilig sah mich verwundert an, Werner Frettien beinahe entsetzt.
    »Das ist doch blanker Unsinn!« polterte der Wachleiter los. »Wir kriegen doch solche teure Anlage nicht, um sie die halbe Zeit stillzulegen!«
    »Nein, nicht stillegen, selbstverständlich nicht«, erklärte ich. »Ich meine, die Arbeitsweise des Sperrwerks so zu verändern, daß jede Schranke nur die Hälfte der Zeit in Betrieb ist.«
    »Und nach welcher Methode soll ein- und ausgeschaltet werden?« fragte Werner Frettien mißtrauisch.
    »Nach der günstigsten – der Monte-Carlo-Methode, also absolut zufällig.«
    »Jetzt reicht’s mir aber!« rief Werner Frettien und sprang auf. »Erst soll ich alles der Technik überlassen und jetzt dem Zufall! Monte Carlo! Vielleicht sollen wir noch so ein – so ein Roulette anschaffen!« Er lief wütend auf und ab.
    »Das nicht«, sagte ich heiter, »aber etwas Ähnliches: einen Zufallsgenerator!«
    Werner Frettien blieb vor mir stehen und sah mir ins Gesicht. Plötzlich wurde er ruhig und aufmerksam. Er setzte sich wieder, lehnte sich zurück und sagte: »Also los, helfen Sie mir auf die Sprünge!«
    Es ist eigentlich merkwürdig, daß die meisten Menschen so eine instinktive, beinahe abergläubische Abneigung gegen den Zufall haben. Oder nein, im Grunde genommen ist es doch nicht merkwürdig, denn der Mensch ist seinem ganzen Wesen nach aktiv, plant und bestimmt sein Leben, wenigstens heute, in unserer Gesellschaft. Etwas dem Zufall überlassen – das ist Willensschwäche, Trägheit, Schlamperei. So empfindet man

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