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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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müßte mal feststellen«, sagte ich, »wie lange ein fallender Ast, ein schwirrendes Insekt und so weiter die Lichtschranke unterbrechen – bestimmt nicht so lange wie das Bein eines Menschen. Wenn das stimmt, könnte man die Lichtschranken auf Impulsbetrieb umstellen, so daß also die Quelle, wenn sie eingeschaltet ist, nicht ununterbrochen, sondern in kleinen Intervallen sendet. Die Zeit zwischen den Intervallen müßte groß genug sein, daß ein Insekt durchfliegen kann, aber zu klein, daß ein Mensch sie durchschreitet, und reagieren dürfte die Schranke nur dann, wenn ein ganzer Impuls ausfällt. Je kürzer wir dann die Impulse halten, um so mehr sinkt der Anteil an Störungen.«
    »Guter Gedanke«, lobte Horst Heilig. »Vor allem vom Prinzip her. Man muß überlegen, wie man ganze Klassen von Störungen ausschaltet.« Er griff nach seiner Tasche. »Übrigens habe ich auch einen guten Gedanken«, fuhr er fort, holte aus seiner Tasche drei Prachtexemplare von Äpfeln und bot uns beiden einen an.
    »Das ist wirklich ein guter Gedanke!« bestätigte Werner Frettien und rieb den Apfel, daß die Schale glänzte. »Wo haben Sie die denn her?«
    »Mitgebracht aus Moskau. Stammen aus dem Süden. Wo die wachsen, war vor zehn Jahren noch weit und breit Wüste. Schmecken sie anders als unsere? Ich hab’ mir mal die Plantagen angesehen. Dort ist alles anders als bei uns. Auch die Apfelschädlinge. Sie fliegen nicht, sie kriechen auf die Bäume. Und da haben die Chemiker einen Riechstoff entwickelt, damit wird unten ein Ring um den Stamm gemalt, einfach auf die Rinde wie früher bei uns die Leimringe, und das hält eine ganze Vegetationsperiode vor. Die Sender und Empfänger der Lichtschranken sind doch an Bäumen angebracht? Ich werd’ mal was von dem Zeug bestellen, vielleicht hilft es bei uns auch.«
    Ich sah Werner Frettien an und er mich – und dann lachten wir beide. Horst Heilig schmunzelte und biß kräftig in seinen Apfel. »Wie schmeckt euch das?«
    »Gut«, sagte Werner Frettien kauend. »Wie weit sind wir denn jetzt mit den Störungen herunter – mal theoretisch gesehen?«
    »Schätzungsweise bis auf zehn Prozent«, behauptete ich kühn.
    »Na wunderbar!« Werner Frettien freute sich. »Was der Chef kann, kann ich schon lange! Ich habe auch einen guten Gedanken!«
    Er stand auf, ging zu einem der Wandschränke und holte eine Flasche Kognak und drei Gläser heraus.
    »War eigentlich zur Einweihung gedacht, aber da wir nun gerade so stürmische Erfolge feiern…«
    Ich wunderte mich ein bißchen, wie schnell bei ihm die Gefühlsregungen wechselten. Eben war er noch aufgebraust, dann hatte er konzentriert zugehört, war ironisch geworden – und nun war er einfach fröhlich; sehr sympathisch plötzlich, offen, freundschaftlich. Wahrscheinlich war es ein bißchen ungerecht von mir gewesen, die ersten Eindrücke wichtig zu nehmen.
    Die Gläser waren gefüllt, Werner Frettien klopfte auf den Tisch, und wir tranken auf unseren Erfolg und auf gute Zusammenarbeit.
    »Wißt ihr übrigens, warum man beim Trinken klopft?« fragte er. »Nein? Also das ist so mit dem Kognak: Sehen kann man ihn, riechen kann man ihn, schmecken kann man ihn, nur hören kann man ihn nicht. Deshalb klopft man. Und nun kommt mein Gedanke: Das Sehen haben wir eingesetzt beim Sperrwerk, das Riechen auch, wenn sich diese Baumringe bewähren. Der einzige Sinn, den wir noch nicht eingesetzt haben, ist das Hören. Gibt es nicht bei der Armee solche Horchgeräte? Ich hab’ doch mal so was gelesen?«
    Jetzt wunderte sich Horst Heilig. »Horchgeräte? Da gab’s doch mal Anfang des Jahrhunderts solche Riesentrichter? So was ist doch wohl längst ausgestorben?«
    »Alles kommt mal wieder!« sagte ich. »Allerdings sehen sie heute mehr aus wie Scherenfernrohre, und die Eingeweide sind natürlich elektronisch. Ursprünglich wurde das Horchen endgültig abgelöst durch Radar. Als dann aber die Hubschrauber als Landkriegswaffe Bedeutung bekamen, mußte ein neues Ortungsprinzip gesucht werden. Radar nutzt nichts, sie unterflogen es. Aber in normalem Gelände waren sie eher zu hören als zu sehen, da übernahm man eben das alte Horchprinzip auf neuer technischer Grundlage. Heute sind die Einsatzmöglichkeiten schon bedeutend breiter. Nur hier im Wald…?«
    Die beiden sahen mich erwartungsvoll an.
    »Und dann braucht man auch ausgebildete Leute dazu…«
    »Geräte kriegen wir«, sagte Horst Heilig, »Leute nicht.«
    »Oder nein, warten Sie, es müßte –

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