Die Insel der Roboter
eine Panzerglasscheibe hineinsehen konnten wie in ein gewöhnliches Zimmer, eine Temperatur von minus hundertfünfzig Grad herrschen sollte – in einzelnen Geräten dieses Raumes sogar noch eine wesentlich tiefere! Vielleicht wirkte das gerade deshalb immer wieder so verblüffend, weil Caesar sich darin bewegte wie vordem, weil sich in seinem Verhalten augenscheinlich nichts verändert hatte. Und dennoch trog der Augenschein. Seit drei Tagen lieferte Caesar einen hohen Anteil an Ausschuß, sowohl bei den technischen Auftragsarbeiten als auch bei den Ergebnissen der Experimente, die ja ebenfalls Aufträge von außen waren. Zuerst hatten wir es nicht glauben wollen, aber die Abnehmer hatten uns recht drastisch davon überzeugt.
Seit gestern beobachteten wir deshalb aufmerksam, was er tat – aber wir konnten keine Veränderung feststellen. Die Analyse der Fehler hatte auch nichts ergeben – es schien sich nicht um eine bestimmte Art falschen Verhaltens zu handeln. Sollten wir den Test abbrechen, um Caesar aus dem Raum herausnehmen und, überprüfen zu können?
Nein, alle waren dagegen. Die Ursache würden wir schon noch herausbekommen – jetzt ging es darum, ob Caesar in der Lage war, die Ausschußquote zu senken. Und tatsächlich, bereits gestern waren es einige Prozent weniger Ausschuß gewesen, und heute, wo die Ergebnisse sofort geprüft wurden, schien sich die gleiche Tendenz durchzusetzen. Vor Ungeduld hatten sich schon einige von uns – bitte schön, auch ich – die Finger verbrannt an den kalten Werkstücken, weil sie nicht abwarten konnten, bis sie in der Schleuse genügend aufgeheizt waren.
Jetzt hatten wir Nachmittag, in ungefähr zwei Stunden, um achtzehn Uhr, war Schichtwechsel, und dann würden wir den Vergleich mit dem Vortag komplett haben. Wenn es so weiterginge wie bisher…
Auch ich hatte mir die Fehlerstatistik angesehen. Verdammt, es mußte doch bei den Fehlern einen gemeinsamen Punkt geben! Ich nahm mir die Liste der Fehler noch einmal vor. Zuerst hatte Caesar ab und zu Teile verwechselt. Ich hatte diese Teile gesehen. Sie waren zwar in der Form gleich, hatten aber deutlich unterscheidbare Farbmarkierungen, und auch ihre Oberfläche war verschieden.
Dann hatte er einige Experimente vermurkst, indem er auf die Anzeigen bestimmter Kontrollgeräte nicht reagierte. Außerdem gab er bei der Untersuchung der mechanischen Eigenschaften verschiedener Werkstoffe unter dem Einfluß tiefer Temperaturen im Rapport falsche Werte an, was zwar korrigiert wurde, da wir die Geräte auch von außen ablesen konnten, was man aber auch als Fehler rechnen mußte. Wo war da ein gemeinsamer Punkt?
Meine Gedanken wurden unterbrochen durch die Feststellung der Arbeitsgruppe, daß Caesar noch in den letzten Minuten der Schicht wiederum Ausschuß geliefert hatte, so daß der Durchschnitt bis auf den gestrigen Wert angestiegen war.
Wir wußten uns keinen Rat.
»Es hilft nichts«, sagte Gerda Sommer verzweifelt, »wir brauchen noch mehr Material, noch mehr Ausschußfälle – irgendwann in den nächsten Tagen müssen wir doch dahinterkommen! Wenn man wenigstens eine Hypothese hätte – die könnte man durch gezielte Experimente überprüfen!«
Ich nahm mir vor, am anderen Morgen wieder dabeizusein, obwohl die strategischen Arbeiten am Gefechtsleitgerät nun immer mehr Zeit in Anspruch nahmen.
Aber es kam anders.
Am frühen Morgen – ich wollte schnell noch einige strategische Berechnungen erledigen, bevor ich zu Caesar ging – gab es Alarm für die Sicherungsgruppe. Ein Horchgerät hatte angesprochen. Wir trafen uns alle drei, Horst, Werner und ich, in der Wachstube.
Die Infrarotstrecken waren jetzt voll eingeschaltet, und der Sektor, in dem das Horchgerät gemeldet hatte, war auf der schematischen Darstellung der INSEL besonders markiert. Wir warteten.
»Nicht ungeduldig werden«, mahnte Horst Heilig. »Noch kann es eine Fehlanzeige sein.«
»Ja, oder ein Einbrecher nach Jürgens Methode, die er gleich am ersten Tag entwickelt hat«, sagte Werner Frettien.
Wir warteten schweigend eine gute halbe Stunde. Horst Heilig sagte: »Wenn es ein ungeladener Gast ist, hätte ich gern ein Foto von ihm.« Er blickte zur Tafel. »Der Mann hat bis Mittag die Sonne im Rücken. Vom gegenüberliegenden Waldrand her müßte es doch um die Mittagszeit möglich sein, auch wenn er im Schatten bleibt. Aber das kann er ja nicht, wenn er ins Tal hinuntersehen will. Was meinst du, Jürgen?«
»In Ordnung«, sagte ich und
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