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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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die Briefe lesen?«
    »O ja, gern!«, rief Sarah aufgeregt. Ihre Hand schoss vor, um nach den Briefen zu greifen.
    Edna machte ein verdutztes Gesicht. Eine solche Reaktion hatte sie nicht erwartet. Doch Sarah erhoffte sich aus den Briefen weitere Informationen über die Divines, die ihr von Nutzen sein konnten.
    Als sie Ednas erstaunte Miene bemerkte, zog sie die Hand schnell wieder zurück und hauchte: »Dadurch werde ich mich Mutter nahe fühlen …« Sie dachte an ihre eigene Mutter, die sie hoffentlich bald wiedersehen würde. Sie musste zwar noch einen Weg finden, um beides zu haben – ein Leben an Lance’ Seite und den Kontakt zu ihren Eltern –, aber darüber würde sie sich später Gedanken machen. Zunächst einmal musste sie an das Geld der Divines herankommen.
    »Das verstehe ich, Amelia«, erwiderte Edna. »Diese Briefe werden dir sicherlich zu Herzen gehen, aber ich hoffe, sie geben dir auch die Kraft, vertrauensvoll in die Zukunft zu blicken, auch ohne deine Eltern und deinen Bruder.«
    »Ja, das hoffe ich auch, Tante.« Sarah konnte Edna nicht in die Augen sehen. »Lässt du mir die Briefe da?«
    »Aber natürlich, Liebes.« Mit einem Seitenblick auf das Tagebuch fuhr Edna fort: »Camilla hatte mir einmal erzählt, dass du wundervolle Gedichte schreibst. Vielleicht könntest du uns irgendwann einmal eine Kostprobe geben.«
    Panik erfasste Sarah, und der Schreck spiegelte sich auf ihrem Gesicht. Edna verwünschte sich, weil sie zu weit vorgeprescht war. »Natürlich nur, wenn es dir recht ist«, fügte sie eilig hinzu.
    »Ich habe früher Gedichte geschrieben, das stimmt, aber mir ist nicht mehr danach zumute. Um ehrlich zu sein«, sie tat, als fiele es ihr schwer, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten, »ich kann nicht einmal mehr die Gedichte in meinem Tagebuch lesen. Die Ereignisse haben einen anderen Menschen aus mir gemacht.« Edna nahm natürlich an, dass sie auf den tragischen Tod ihrer Familie anspielte, doch Sarah sprach von einem ganz anderen Ereignis: Dass sie zu Unrecht eines Verbrechens bezichtigt und verurteilt worden war, das hatte sie verändert.
    »Aber natürlich, Liebes, das ist doch ganz normal. Du musstest vor der Zeit erwachsen werden, und du trauerst um deine Familie. So etwas verändert einen Menschen. Aber glaub mir, eines Tages wirst du wieder glücklich sein, und dann wirst du wieder Gedichte schreiben und all die Dinge tun, die du früher gern getan hast.« Edna hoffte, die Lektüre der Briefe würde diese Entwicklung beschleunigen. Sie wechselte das Thema. »Hast du dich auf dem Ball gut amüsiert?« Da sie und Charlton fort gewesen waren, hatte sich noch keine Gelegenheit ergeben, sich danach zu erkundigen.
    Sarah ließ den Kopf hängen und wandte sich halb ab. Sie konnte Edna unmöglich erzählen, dass sie sich zum Gespött gemacht hatte. »Ich fürchte, es war noch zu früh für mich, an einer gesellschaftlichen Veranstaltung teilzunehmen«, sagte sie leise. Sie wollte Edna auf ihre Seite ziehen, und sie wusste plötzlich, wie sie es anstellen würde. »Ich bin noch nicht so weit, dass ich möglichen Verehrern vorgestellt werden möchte«, fügte sie mit einem unbehaglichen Seitenblick auf Edna hinzu.
    Diese riss die Augen auf. »Natürlich nicht!«, stieß sie hervor. War Lance in seinem Eifer etwa zu weit gegangen? Hatte er vergessen, dass diese junge Frau seinem Schutz anbefohlen worden war? Edna hätte ihrem Sohn weiß Gott mehr Taktgefühl zugetraut.
    »Ich weiß, Lance hat es gut gemeint«, sagte Sarah in einem Tonfall, der anklingen ließ, dass ihr etwas Unerhörtes widerfahren war.
    »Das will ich doch sehr hoffen …« , erwiderte Edna vorsichtig.
    »Sei ihm nicht böse, Tante.« Doch genau das hatte Sarah beabsichtigt. Und sie konnte Edna ansehen, dass sie ihr Ziel erreicht hatte. Sie hoffte, Edna würde ihrem Sohn ausreden, ihr Mündel mit weiteren jungen Männern bekannt zu machen. Sarah war überzeugt, Lance würde sich in sie verlieben, wenn er mehr Zeit mit ihr verbrachte. Nachdem sie so viele Jahre vom Pech verfolgt worden war, wünschte sie sich nichts sehnlicher als eine strahlende Zukunft. Und dazu gehörte nicht nur ein Wiedersehen mit ihrer Familie, sondern vor allem auch die Hochzeit mit Lance Ashby.
    »Lance ist sehr nett zu mir, Tante, und ein guter Zuhörer. Er weiß jetzt, was ich brauche: einen Gleichaltrigen, dem ich mich anvertrauen kann. Mehr will ich gar nicht.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Edna gekränkt.
    Sarah ärgerte sich, dass ihr

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