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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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der Divines, sondern auch ein guter Freund der Familie. Camilla hatte ihn in ihren Briefen mehrmals erwähnt. Er würde nur einen einzigen Blick auf Sarah zu werfen brauchen, um zu wissen, dass sie eine Hochstaplerin war. Sie musste eine Begegnung mit ihm um jeden Preis vermeiden. Nur wie?
    »Guten Abend, Onkel Charlton.« Sie setzte sich, und Polly servierte ihr die Suppe und schenkte ihr Tee ein. Sarah hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt, bedient zu werden, was ja auch kein Wunder war. Schließlich war sie nicht die, für die sie sich ausgab. Der Gedanke, entlarvt und wieder ins Gefängnis gesteckt zu werden, verursachte ihr körperliche Übelkeit. Das würde sie nicht ertragen. Lieber wäre sie tot, als wieder im Zuchthaus zu enden!
    »Guten Abend, liebste Amelia!« Charlton lächelte leutselig. »Hattest du einen angenehmen Tag?«
    »Ja, Onkel, danke. Wo ist denn Tante Edna?«
    »Drüben bei Lance. Sie wird gleich zurück sein.«
    Sarah konnte sich denken, weshalb Edna ihren Sohn aufgesucht hatte: um mit ihm über die Ereignisse auf dem Ernteball zu sprechen. Eigentlich hätte sie triumphieren müssen, denn sie hatte ihr Ziel ja erreicht. Aber die Sache mit Brian Huxwell beschäftigte sie viel zu sehr. Plötzlich hatte sie eine Idee.
    »Wann kommt Mr Huxwell her, Onkel Charlton?«
    »Wir rechnen jeden Tag mit ihm.« Er wunderte sich über ihren Gesichtsausdruck. Sie schien sich nicht auf den Besuch zu freuen, sondern wirkte im Gegenteil bedrückt.
    »Ich möchte ihn nicht sehen, Onkel«, brach es heftig aus ihr hervor. Sie hatte alle Mühe, die Panik in ihrer Stimme zu unterdrücken. »Bitte sag mir, dass ich ihn nicht sehen muss!«
    Charlton war für einen Augenblick sprachlos. »Aber er bringt Papiere mit, die du unterschreiben musst, Amelia.«
    »Ich weiß. Aber ist es nötig, dass ich mit ihm zusammentreffe?«
    Charlton war völlig durcheinander. »Gibt es denn einen Grund, weshalb du ihn nicht sehen möchtest?«
    Sarah senkte den Blick und starrte auf den Tisch. »Ich … ich will niemanden sehen, der mit meinem alten Leben in Van-Diemens-Land zu tun hat.«
    Charlton verstand überhaupt nichts mehr. »Aber wieso nicht?«
    Sarah überlegte blitzschnell. »Ich ertrage das Mitgefühl der Leute einfach nicht mehr, Onkel. Dadurch werden immer wieder die alten Wunden aufgerissen. Bitte zwing mich nicht, ihn zu sehen!«
    Charlton beugte sich vor und legte besänftigend seine Hand über ihre. »Du musst nichts tun, was du nicht willst, mein Kind. Das weißt du doch«, sagte er begütigend.
    Sarah atmete auf und drückte seine Hand ganz fest. »Du bist so lieb zu mir, Onkel. Ich werde alles unterschreiben – Hauptsache, ich muss Mr Huxwell nicht begegnen. Ich habe ihn nie gemocht, und mir wird ganz elend bei dem Gedanken, ihn wiederzusehen.«
    »Schon gut, Amelia. Wenn du ihn nicht sehen möchtest, brauchst du das auch nicht. Ich werde mich um alles kümmern, das habe ich dir doch versprochen. Mach dir deswegen keine Sorgen.«
    »Danke, Onkel Charlton. Ich wüsste gar nicht, was ich ohne dich tun soll.« Sarah fiel eine Zentnerlast vom Herzen. Während sie ihre Suppe aß, frohlockte sie innerlich. Es war geradezu ein Kinderspiel gewesen, Charlton Ashby dahin zu bringen, wo sie ihn haben wollte. Er war Wachs in ihren Händen.
    Charlton griff wieder zu der Zeitung, nahm aber nichts von dem in sich auf, was er las. Er konnte sich keinen Reim auf die Reaktion seines Mündels auf das bevorstehende Wiedersehen mit Brian Huxwell machen. Brian war ein enger Freund der Familie. Wieso sträubte Amelia sich plötzlich gegen eine Begegnung mit ihm? Charlton hoffte, dass Edna bald zurückkam. Vielleicht könnte sie Licht in die Angelegenheit bringen.
    »Amelia sagt, sie unterhält sich gern mit dir, weil du in ihrem Alter bist. Du könntest ruhig mehr Zeit mit ihr verbringen, Lance«, sagte Edna mit leisem Tadel. »Es wäre ein Segen, wenn sie aus sich herausginge, damit sie die Trauer über den Verlust ihrer Familie endlich bewältigt.«
    »Das hatte ich anfangs ja auch vor, Mutter, aber …«
    »Aber was? Bist du nicht gern mit ihr zusammen?«
    »Doch, schon, aber …«
    »Aber was? Wo liegt dann das Problem?« Ednas Stimme war die Anspannung anzuhören.
    Lance hielt es für klüger, sich seiner Mutter anzuvertrauen. »Ich werde es dir erklären, wenn du mich ausreden lässt.«
    »Entschuldige, Lance. Amelia macht mich ganz nervös.«
    Lance holte tief Luft. »Amelia hat meine Freundlichkeit ihr gegenüber ganz

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