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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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wandte sich ab, um sich Tee einzuschenken, damit die junge Frau ihr nicht das schlechte Gewissen ansah.
    Sarah ging ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer. Sie war verstört und wütend zugleich. Im Gegensatz zu ihrem Mann würde Edna die Sache mit Brian Huxwell nicht auf sich beruhen lassen, das war ihr jetzt klar geworden. Sie würde sich irgendetwas Schreckliches ausdenken müssen, das er ihr angeblich angetan hatte, etwas, das Edna nicht verzeihen und worüber sie auf keinen Fall mit ihm reden könnte.
     
    Sarah zog sich zum Abendessen um, als die Thompsons eintrafen. Sie hörte, wie Edna sich mit ihnen unterhielt, verstand aber nicht, worum es ging.
    Als Edna hörte, wie Sarah ihre Zimmertür öffnete, fragte sie betont fröhlich: »Und was machen die Kinder, Felicity?«
    In diesem Moment wusste Sarah, dass sie über sie gesprochen hatten, denn Edna hätte diese Frage sofort und nicht erst jetzt gestellt. Ihre Befangenheit verstärkte sich. Ihr Herz raste, und sie bekam feuchte Hände. Aber irgendwie musste sie diesen Abend überstehen, wollte sie Ednas Zweifel zerstreuen. Sie holte tief Luft und ging in den Salon.
    »Oh, denen geht’s gut, Edna, danke«, antwortete Felicity im gleichen munteren Tonfall.
    »Ah, da bist du ja, Amelia!« Charlton wandte sich ihr zu. Sarah rang sich ein Lächeln ab.
    »Amelia, ich möchte dir Dr. Dennis Thompson vorstellen.« Der Arzt stand neben Charlton am Kamin. Sarah grüßte so sittsam, wie es ihr möglich war. Dr. Thompson lächelte ihr freundlich zu.
    »Und das ist Felicity, seine Gattin.«
    »Freut mich sehr«, sagte Sarah höflich zu der Frau, die neben Edna auf dem Sofa saß. Sie schätzte Dennis Thompson auf Ende dreißig; seine Frau war vielleicht zehn Jahre jünger. Er war groß, schlank, dunkelhaarig und hatte hellgrüne Augen. Seine Bräune rührte vermutlich von den Fahrten her, die ihn übers Land zu seinen Patienten führten. Felicity war klein und zierlich, mit blondem Haar und blauen Augen. Beide hatten ein gewinnendes Lächeln. Sarah hatte damit gerechnet, dass sie ihr auf Anhieb unsympathisch waren, doch das war nicht der Fall.
    »Sehr erfreut, Amelia«, sagte Felicity mit gedehntem amerikanischem Akzent. »Und nachträglich unser aufrichtiges Beileid zum Tod Ihrer Angehörigen.«
    »Danke«, murmelte Sarah. Sie konnte Felicity nicht in die Augen sehen.
    »Möchtest du auch ein Gläschen Portwein vor dem Essen, Amelia?«, fragte Charlton. »Edna und Felicity haben nicht Nein gesagt.«
    »Danke, gern, Onkel Charlton.« Mehr als ein Glas würde sie aber auf keinen Fall trinken, weil sie fürchtete, der Wein könnte ihr die Zunge lockern. Sie ahnte nicht, dass Charlton und Edna genau das beabsichtigten. »Kommt Lance auch?«, fragte sie dann. Seit dem Ernteball hatte sie ihn nicht mehr gesehen.
    »Nein, er hat schon etwas vor«, antwortete Edna. Er führte Olivia zum Abendessen ins Ozone Hotel aus, doch das behielt Edna wohlweislich für sich.
    Polly hatte ein Schmorgericht aus Lammkeulen, Tomaten und Bohnen zubereitet und die Soße mit einem Glas Wein verfeinert. Ein köstlicher Duft zog durchs Haus, und allen lief das Wasser im Mund zusammen. Sie verkürzten sich die Zeit, bis das Essen serviert wurde, mit unterhaltsamen Geschichten über die Kinder der Thompsons, ein Mädchen und zwei Jungen, ein Zwillingspärchen. Allem Anschein nach hielten die drei ihre Eltern ganz schön auf Trab. Während Polly die Kasserolle aus dem Herd nahm und Schüsseln mit frischem Gartengemüse und neuen Kartoffeln bereitstellte, gingen die Ashbys und ihre Gäste ins Esszimmer und nahmen am Tisch Platz.
    »Ich war letzte Woche bei den Hammonds und habe nach der kleinen Ella-Jane gesehen«, sagte Dennis zu Charlton, als Polly ihm das Essen servierte. »John hält dieses Jahr gar keine Schafe, oder?«
    »Nein, er hat sich ganz auf den Weizenanbau verlegt. Wenn nicht der Regen noch dazwischenkommt und die Ernte ruiniert, kann er in einigen Wochen mähen. Bis dahin hilft er Percy Kirkbright, seinen Hafer einzubringen.«
    »Percys Ernte muss hervorragend ausgefallen sein. Mein Nachbar, Charlie Pickford, hilft ihm ebenfalls.« Dennis wandte sich Sarah zu. »Edna hat erzählt, Sie kommen aus Hobart Town, Amelia.«
    Sarah, die sich schon entspannt hatte, weil sie nicht im Mittelpunkt des Interesses stand, wurde starr vor Anspannung. »Ja … das stimmt.«
    »Ich bin noch nie dort gewesen. Erzählen Sie uns doch ein bisschen von der Stadt.«
    Was kannte Sarah schon außer den Mauern des

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