Die Insel der roten Erde Roman
können wir einen solchen Ausflug bald wieder unternehmen. Es hat doch Spaß gemacht, oder?«
»Ja, ja.« Carlotta hatte es eilig, zu ihrem Cottage zurückzukommen. Edgar kratzte sich verdutzt am Hinterkopf und folgte ihr kopfschüttelnd. Seine junge Frau blieb ihm ein ewiges Rätsel!
Kingscote
»Brian Huxwell scheint mir ein sehr netter Mann zu sein«, sagte Edna zu Sarah, als sie beim Lunch saßen. Charlton war nach ihrem Treffen mit dem Rechtsanwalt in der Stadt geblieben, wo er einige geschäftliche Angelegenheiten zu regeln hatte. Die Ashbys besaßen Land, das sie an Farmer aus der Gegend verpachteten, sowie Anteile an Ernteerträgen, und die Ernte würde bald beginnen.
»Ich habe ja gesagt, dass er bestimmt einen guten Eindruck auf euch macht.« Sarah bemühte sich verzweifelt, sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen. Sie hatte tausend Ängste ausgestanden, Brian könnte den Ashbys irgendetwas erzählen, das sie verraten würde. »Aber glaub mir, ich kenne ihn von einer ganz anderen Seite! Er ist keineswegs so nett, wie er tut.«
»Was genau willst du eigentlich damit sagen, Amelia?« Edna verlor allmählich die Geduld. Sie wollte eine Erklärung von ihrem Mündel – auf der Stelle.
»Ich will nicht darüber reden«, antwortete Sarah störrisch. »Aber ich sage dir, den Gentleman spielt er nur!«
»Mich kann man nicht so leicht täuschen«, behauptete Edna, die nicht glauben konnte, dass Brian Huxwell sich so geschickt verstellte.
Sarah war sich der Ironie dieser Bemerkung bewusst. »Vertrau mir einfach, Tante«, bat sie. Irgendwie würde sie Edna schon noch davon überzeugen, dass mit Brian Huxwell etwas nicht stimmte. »Hat er euch die Papiere mitgegeben, die ich unterschreiben muss?« Ursprünglich hatte sie die Identität der Amelia Divine angenommen, um frei zu sein. Doch Amelias stattliches Erbe würde ihr ein sorgloses Leben ermöglichen. Außerdem war da noch Lance, den sie erobern wollte. Ohne ihn oder die Aussicht auf das Vermögen wäre sie längst über alle Berge.
»Charlton hat die Papiere, aber das eilt nicht. Mr Huxwell wird noch einige Tage bleiben.« Edna sah der jungen Frau an, dass ihr das überhaupt nicht passte.
»Wozu denn das?«, fauchte sie zornig.
»Er wird leicht seekrank, deshalb graut ihm schon vor der Rückfahrt, und da möchte er sich erst noch ein wenig erholen.«
Sarah konnte nicht ahnen, dass Edna eine Geburtstagsteeparty für sie plante. Es sollte eine Überraschung sein, und das würde es sicherlich auch werden – in mehr als einer Hinsicht: Sarah wusste nicht, dass Amelia am Montag Geburtstag hatte. Da Brian erwähnt hatte, er habe noch keinen Geburtstag von Amelia versäumt, hoffte Edna, ihr Mündel würde sich besinnen und den Freund der Familie doch noch einladen.
»Ich wollte es dir eigentlich nicht sagen, Amelia«, fuhr Edna fort, »aber Mr Huxwell ist sehr enttäuscht, dass er deinetwegen den weiten Weg gemacht hat und du dich jetzt weigerst, ihn zu sehen. Ich weiß, es geht mich nichts an, aber du solltest ihm verzeihen, was immer er dir angetan hat, und dich im Guten von ihm trennen. Du hast dein ganzes Leben noch vor dir, Amelia. Willst du es mit irgendeinem dummen Missverständnis belasten und jetzt, wo du deine Familie verloren hast, auch noch einen guten Freund verprellen? Mr Huxwell sagte, er habe keine Kinder, und für Charlton und mich gibt es keinen Zweifel, dass er dich sehr gern hat.«
In Sarah stieg Panik auf. »Seine Gefühle interessieren mich nicht, Tante!«, erwiderte sie heftig. »Er spielt doch nur Theater! Ich habe gesagt, dass ich ihn nicht sehen will, und dabei bleibt’s.« Sie stand abrupt auf und wandte sich zum Gehen.
»Wir haben Gäste zum Abendessen«, rief Edna ihr nach. »Zieh etwas Hübsches an, ja?«
Sarah blieb stehen und drehte sich langsam um. Edna hatte doch nicht etwa hinter ihrem Rücken Brian Huxwell eingeladen?
Edna war verblüfft, als sie sah, wie blass ihr Mündel geworden war. Hatte Brian Huxwell nicht gesagt, sie liebe gesellschaftliche Anlässe?
»Wer ist es?«, stieß Sarah hervor. Wenn Edna antwortete, Brian Huxwell, würde ihr nichts anderes übrig bleiben, als davonzulaufen. Sie wollte es nicht riskieren, wieder ins Gefängnis gesteckt zu werden.
»Dr. Thompson und seine Frau, Felicity.«
Sarah machte ein finsteres Gesicht, und Edna fragte sich, ob sie sie durchschaute und den wahren Grund für die Einladung ahnte.
»Die Thompsons sind Freunde von uns«, fügte sie hinzu und
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