Die Insel der roten Erde Roman
Waschbrett.
»Ich überlege, ob ich meinen Vertrag vorzeitig auflöse und früher als geplant von hier weggehe«, sagte Gabriel.
Amelia erstarrte mitten in der Bewegung, blickte jedoch nicht auf.
»Willst du nicht wissen, warum?«
Endlich schaute sie auf. Sie bemühte sich um eine ausdruckslose Miene, doch das Herz klopfte ihr bis zum Hals. »Das ist allein deine Entscheidung. Wenn deine Arbeit dir nicht gefällt …«
»Du weißt genau, dass ich meine Arbeit liebe«, erwiderte Gabriel ruhig.
»Ich hoffe, dein Entschluss hat nichts mit mir zu tun. Das wäre ein Fehler.«
» Alles hat mir dir zu tun, Sarah. Alle meine Gedanken drehen sich um dich, weil ich dich liebe.« Die Worte kamen ihm ganz von selbst über die Lippen.
Amelia blickte ihm in die Augen und sah die Liebe darin. Grenzenlose Zärtlichkeit überkam sie. Sie liebte ihn auch, von ganzem Herzen, aber das durfte er nicht wissen. »Du bist ohne mich besser dran, Gabriel. Such dir eine Frau, die deiner wert ist«, sagte sie.
»Ich habe sie bereits gefunden. Aber sie will es nicht wahrhaben.« Tiefe Traurigkeit überkam ihn. Er wandte sich um und ging davon.
Amelia schaute ihm nach. Tränen liefen ihr über die Wangen. Wie gern wäre sie ihm nachgerannt und hätte sich in seine Arme geworfen! Aber sie konnte einfach nicht vergessen, dass sie die Schuld am Tod eines anderen Menschen trug. Und wer so selbstsüchtig und herzlos war wie sie, hatte es nicht verdient, glücklich zu sein.
Kingscote
Brian Huxwell saß auf der Veranda des Ozone Hotel in der Morgensonne und las die Zeitung, als Edna und Charlton kamen. Eine Tasse und ein leeres Teekännchen standen neben ihm auf dem Tisch.
»Guten Morgen, Mr Huxwell«, grüßte Charlton.
Brian schaute von der Zeitung hoch, und die Ashbys sahen den Hoffnungsschimmer in seinem Blick. Es war nicht schwer zu erraten, dass er hoffte, Amelia habe ihre Meinung doch noch geändert, was ihn betraf.
»Guten Morgen!« Brian erhob sich.
»Wir waren gerade in der Stadt, und da dachten wir, wir schauen bei Ihnen vorbei«, sagte Edna.
»Das freut mich. Möchten Sie Tee?«
»Ja, gern.«
Brian bestellte eine Kanne Tee und bat um zwei zusätzliche Tassen. »Wie geht es Amelia?«, fragte er, als die Kellnerin gegangen war.
Edna seufzte.
»Stimmt was nicht?«
»Wir wissen uns bald keinen Rat mehr«, antwortete Edna.
Brian sah Charlton an und runzelte die Stirn.
»Die Sache ist die«, begann Edna. »Mir ist eingefallen, dass Camilla mir vor Jahren einen Zeitungsausschnitt geschickt hatte. In dem Artikel ging es um den Debütantinnenball, auf dem Amelia in die Gesellschaft eingeführt wurde. Ich hatte vergessen, wo ich den Ausschnitt hingetan hatte – in eines unserer Bücher. Um es kurz zu machen: Ich fand das Buch, aber der Ausschnitt war verschwunden. Jemand muss mir zuvorgekommen sein. Unser Hausmädchen sagt, sie sei es nicht gewesen. Dann fand ich heraus, dass Amelia im Haus gewesen war, als Charlton und ich uns über den Ausschnitt unterhielten. Sie muss uns belauscht haben. Als wir dann zu Bett gegangen waren, hat sie den Ausschnitt aus dem Buch genommen.«
Brian war sichtlich verwirrt. »Warum sollte sie das tun?«
»Das wissen wir eben nicht. Wir haben sie gestern Morgen frei heraus gefragt. Sie hat alles abgestritten und die Fassung verloren. Ich glaube ihr nicht, wollte aber nicht weiter in sie dringen, wo sie doch heute Geburtstag hat. Wir wissen nicht, warum sie den Ausschnitt genommen hat. Aber die einzig logische Erklärung ist, dass sie nicht will, dass wir ihn sehen. Das ergibt zwar keinen Sinn – schließlich haben wir ihn ja vor fast vier Jahren bereits gesehen –, aber welche Erklärung kann es sonst geben?«
»Hat sie irgendetwas über mich gesagt oder einem Treffen mit mir zugestimmt?«, fragte Brian.
Charlton schüttelte den Kopf. »Nein, tut mir Leid.«
»Das dachte ich mir schon.«
»Haben Sie die Rückfahrt schon gebucht?«
»Ja, ich reise morgen Nachmittag ab.«
»Dann bringe ich Ihnen morgen bis spätestens zwölf Uhr die von Amelia unterzeichneten Papiere vorbei«, versicherte Charlton.
Edna dachte wieder an die Bemerkung ihres Mündels, Brian sei nicht der Gentleman, für den er sich ausgab. Sie konnte das nicht glauben. Hatte Amelia sie nicht auch belogen, was den Zeitungsausschnitt betraf? Edna war sicher, dass es einen ganz anderen Grund für die Weigerung gab, Brian zu sehen. Am besten wäre es, ein Zusammentreffen zu erzwingen, um Klarheit zu schaffen
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