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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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würde einfach nur eine Weile allein sein wollen. »Aber sie wird sicher erst zurückkommen, wenn unsere Gäste gegangen sind.« Sie trat zur Vordertür und schaute hinaus. Brian Huxwell ging schweren Schrittes die Straße hinunter. »Ich bin heilfroh, wenn er auf dem Heimweg ist und Amelias Leben wieder ins Lot kommt.« Sie hatte überlegt, ob sie Huxwell im Hotel aufsuchen und zur Rede stellen sollte, aber das würde nur noch mehr Staub aufwirbeln, und das wäre nicht im Sinne ihres Mündels. »Jetzt, wo ich weiß, was die arme Amelia alles erdulden musste, werde ich nachsichtiger und feinfühliger im Umgang mit ihr sein«, sagte sie zu ihrem Mann. Hätte sie das alles doch eher gewusst!

Cape du Couedic
     
    Später an diesem Nachmittag kehrte Gabriel auf die Farm zurück. Amelia mühte sich mit dem Spaten ab. Den steinigen Boden im Gemüsegarten umzugraben war Schwerstarbeit.
    »Soll ich die weiße Fahne schwenken zum Zeichen, dass ich mich ergebe?«, scherzte Gabriel. Er wollte ihr ein Lächeln entlocken.
    Vielleicht hätte sie sogar gelächelt, wären ihr in diesem Moment nicht Carlottas Worte eingefallen – dass eine Frau wie sie nur für eine unbedeutende kleine Liebelei gut sei, nicht aber für eine ernsthafte Beziehung. Sollte Gabriel tatsächlich so gering von ihr denken? Die Vorstellung versetzte ihr einen Stich ins Herz. »Nicht nötig, solange du diese italienische Giftschlange nicht mitbringst«, gab sie zurück. Sie hasste Carlotta dafür, dass sie das, was sie mit Gabriel hatte, in den Schmutz zog. Und doch musste Amelia zugeben, dass es in gewisser Weise Sinn machte, was die Italienerin gesagt hatte. Gabriel hatte lange die Gesellschaft einer Frau entbehren müssen. Würde er da nicht versuchen, die sich bietende Gelegenheit zu ergreifen und eine Affäre mit ihr beginnen? »Aber du kannst ruhig wieder gehen. Ich schaff das auch allein, bis Evan zurückkommt.«
    »Warum musst du immer die Starke und Unabhängige spielen?«, fragte Gabriel.
    »Glaubst du, bloß weil ich eine Frau bin, kann ich mich nicht um ein paar Tiere kümmern?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Ich kann sie genauso gut versorgen wie du. Du kannst also wieder zu deinem Leuchtturm zurück.«
    Gabriel riss der Geduldsfaden. »Ich habe Evan versprochen, dass ich hier nach dem Rechten sehe, und ich werde mein Versprechen halten«, gab er gereizt zurück.
    Amelia starrte ihn wütend an, erwiderte aber nichts.
    »Ich werde nach den Schweinen sehen«, brummte er.
    »Wie du willst«, versetzte sie trocken. »Alles andere haben die Mädchen und ich schon erledigt.«
    Gabriel nickte. Er wusste, weshalb sie sich so schroff gab: Sie hielt sich für einen schlechten Menschen. Was konnte er tun, um sie vom Gegenteil zu überzeugen? Bedrückt ging er zum Schweinestall hinüber. Als er dort fertig war und wieder herauskam, steckte der Spaten in der Erde, und seine Sarah war fort.
    Kurze Zeit später schaute Amelia, die ins Haus gegangen war, zufällig aus der Tür und sah Gabriel den Gemüsegarten umgraben. Sie ging zu ihm.
    »Das wäre nicht nötig gewesen«, stieß sie gepresst hervor, staunte aber gleichzeitig darüber, was er geleistet hatte: Sämtliche Beete waren umgegraben und gejätet, sodass der Garten beinahe gepflegt aussah. Gabriel hatte ihr eine Menge Arbeit abgenommen.
    Regen setzte ein. »Jetzt musst du nicht mal gießen«, sagte er freundlich und lächelte. Wie gut er aussah, und wie lieb es von ihm war, dass er den Garten für sie umgegraben hatte! Sie war gerührt, und ihr Herz strömte über vor Liebe zu ihm. Doch im selben Moment fiel ihr wieder Amelia Divines Begleiterin ein, deren Tod sie verschuldet hatte, und sie ließ den Kopf sinken. Wortlos drehte sie sich um und eilte ins Haus zurück. Sie hätte ihm zum Dank für seine Arbeit eine Tasse Tee anbieten oder ihn wenigstens auffordern müssen, den Regen im Haus abzuwarten, aber sie konnte seine Anwesenheit nicht ertragen. Der Schmerz saß zu tief. Als sie das nächste Mal aus der Tür spähte, war er fort.
    »Wollen wir nicht ein bisschen Musik hören und tanzen?«, schlug Sissie vor, in der Hoffnung, sie aufzuheitern.
    »Ich bin nicht in Stimmung«, erwiderte Amelia bedrückt. Doch Rose war schon zum Harmonium geeilt und begann die Kurbel zu drehen. Als die Melodie ertönte, wurde Amelia daran erinnert, dass sie auch die Musik Gabriel zu verdanken hatte, und der Schmerz schnitt ihr noch tiefer ins Herz.
    Sissie packte sie am Arm, zog sie hoch und hüpfte um sie herum.

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