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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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sie allein mit ihr war, konnte sie sich nicht mehr zügeln.
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen …« , sagte Carlotta vorsichtig.
    »Ich meine, dass Sie Milo mit Absicht krank gemacht haben.«
    »Das ist ja ungeheuerlich!«, empörte sich die Italienerin und lief rot an. Sie blickte sich hastig um, ob jemand in der Nähe war, trat dann dicht vor Amelia hin und zischte: »Ich bin froh, dass Sie gehen! Die Finnlays sind nette Leute, aber Sie … Sie sind Gift!«
    Carlottas Gehässigkeit ließ Amelia zusammenzucken.
    »Ich jedenfalls käme nie auf den Gedanken, einem kleinen Kind etwas anzutun, um meine Ziele zu erreichen«, versetzte Amelia. »Das ist gemein und niederträchtig, sogar für eine boshafte Frau wie Sie! Was, wenn Milo gestorben wäre?«
    »Reden Sie keinen Unsinn«, schnaubte Carlotta. »So etwas würde ich niemals tun! Sie sind die criminale , nicht ich.« Im Stillen fragte sie sich, ob die Zuchthäuslerin jemandem von ihrer Theorie erzählt hatte.
    »Ihre Rechnung wird nicht aufgehen«, entgegnete Amelia gelassen.
    Carlottas Blick wurde eisig. Die Rechnung würde sehr wohl aufgehen – sobald diese Frau in Kingscote wäre und sie Gabriel für sich allein hätte. Dennoch musste sie sich etwas einfallen lassen, um Gabriel und Evan zu beweisen, dass man einer Zuchthäuslerin nicht trauen konnte – nur für den Fall, dass sie den beiden von ihrer Theorie erzählt hatte.

24
     
     

     
     
     
     
     
    Seit dem Vortag, als die Finnlays mit ihren Umzugsvorbereitungen begonnen hatten, war Gabriel die meiste Zeit auf der Farm, um Evan und seiner Sarah zur Hand zu gehen. Carlotta waren die Blicke, die Gabriel und die Zuchthäuslerin wechselten, und die Art, wie sie sich zulächelten, nicht entgangen. Offenbar hatten sie ihre Meinungsverschiedenheiten beigelegt, was Carlotta maßlos ärgerte. Dass Gabriel sich vor Sehnsucht nach ihrer Rivalin verzehrte, war Carlotta unerträglich.
    Die See war rau, als der Schoner, der die Finnlays abholen sollte, in der Bucht anlegte. Gabriel riet Evan davon ab, bei diesem Wind das Vieh oder gar die Kinder zum Anleger hinunterzulassen. Sie standen oben auf dem Kliff und beobachteten, wie die Ruby-Lee von den Wellen hin und her geworfen wurde.
    »Charlton Ashby hat mir versichert, der Kapitän werde notfalls ein paar Tage in der Bucht bleiben«, sagte Evan. »Wir wissen beide, dass das Wetter sich schnell ändern kann. Wir müssen abwarten und jede Gelegenheit nutzen. Unterdessen können wir ja schon mal unsere Habseligkeiten verladen. Das wird nicht lange dauern.«
    Die Möbel blieben auf der Farm, da Faith Cottage komplett eingerichtet war; lediglich drei zusätzliche Matratzen für die Kinder nahmen sie mit. Geschirr, Töpfe, Pfannen und sonstige Küchenutensilien sowie ihre Kleidung hatten sie eingepackt. Die größte Sorge bereitete Evan das Vieh, vor allem das Verladen der Kuh, des Pferdes und der Schafe. Die Hühner und Schweine würden in Kisten transportiert und kurz vor dem Ablegen an Bord gebracht werden. Pferd, Kuh und Schafe jedoch konnte er bei diesem Wind unmöglich zur Anlegestelle hinunterlassen; er musste darauf hoffen, dass der Wind nachließ. Er hatte gemeinsam mit Gabriel überlegt, die Tiere auf dem Landweg nach Kingscote zu bringen. Gabriel hatte sich angeboten, ihn zu begleiten, doch da nur ein Pferd zur Verfügung stand, ließ der Plan sich kaum in die Tat umsetzen. Einer von beiden würde die mehr als hundert Meilen lange Strecke zu Fuß zurücklegen müssen, und selbst wenn sie sich beim Reiten abwechselten, wäre es für denjenigen, der zu Fuß ging, eine Qual, den Schafen im dichten Busch zu folgen und sie zusammenzuhalten.
    »Lass doch die Schafe, die Kuh und das Pferd hier. Ich schicke sie dann später nach«, schlug Gabriel vor. »Oder wir verladen die Schafe aufs Schiff, und du reitest nach Kingscote und führst die Kuh mit dir.« Eine andere Möglichkeit gab es nicht.
    »Ja, so könnte es gehen«, erwiderte Evan nachdenklich und schaute aufs Meer hinaus. »Vielleicht legt der Wind sich später. Ich werde mich auf jeden Fall bereithalten.«
    Gabriel hatte da seine Zweifel, doch er bewunderte Evans Optimismus.
    Und das Glück war tatsächlich auf Evans Seite. Am späten Nachmittag flaute der Wind ab, und die See wurde ruhiger. Das war die Chance, auf die sie gewartet hatten. Evan eilte zur Farm zurück und trieb die Schafe mit Hilfe seiner Mädchen zum Leuchtturm, wo die vor Angst blökenden Tiere in einem Lastennetz nacheinander zur

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