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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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wie er«, gab Edgar zurück.
    »Du wirst mich nicht aufhalten!«, giftete sie. Am Abend zuvor hatte er sie überrumpelt; deshalb war sie so zahm gewesen. Sie wusste, ihr Mann fürchtete nichts so sehr wie ihre Wutausbrüche. Er würde einen Rückzieher machen, da war sie ganz sicher.
    »Das ist gar nicht nötig«, antwortete Edgar in einem Tonfall, der alles andere als furchtsam war. »Gabriel würde dich eher den Haien zum Fraß vorwerfen, als dich mitzunehmen!«
    »Bist du dir so sicher?«, stichelte sie.
    »So sicher, wie ich atme«, konterte er.
    Außer sich vor Wut holte Carlotta aus, um ihn zu ohrfeigen. Doch zum zweiten Mal binnen zwanzig Minuten hatte sie Pech: Edgar war schneller und wehrte den Schlag ab.
    »Weißt du, Carlotta, ich könnte sogar noch verstehen, dass du dich zu einem Jüngeren hingezogen fühlst. Aber dass du dem kleinen Milo absichtlich Gift gegeben hast, nur um Sarah loszuwerden, ist nicht zu verzeihen. Es ist so abgrundtief böse und niederträchtig, dass es mich anwidert!« Damit ließ er sie stehen.
    »Fahrt zur Hölle, alle beide!«, schrie sie ihm wie von Sinnen nach. Er sah die Tränen nicht, die ihr übers Gesicht liefen, doch selbst wenn er sie gesehen hätte – er hätte kein Mitleid gehabt.
     
     

Kingscote
     
    Sarah zog sich gleich nach dem Abendessen zurück. Da es ein wunderschöner Abend war, der Vollmond am Himmel stand und unzählige Sterne funkelten, beschlossen Edna und Charlton, einen Spaziergang nach Reeves Point zu machen. Polly hatte für den Rest des Tages frei; sie saß in ihrem Zimmer und schrieb einen Brief an ihre Familie. Als die Ashbys gegangen waren, huschte Sarah aus dem Haus und eilte zu Lance hinüber. Sie hatte das Fenster in ihrem Zimmer offen gelassen, damit sie später unbemerkt wieder hereinkönnte.
    Sie klopfte leise. Lance machte ein verdutztes Gesicht, als er öffnete und sie draußen stehen sah. »Amelia! Was führt dich denn so spät noch hierher?«
    »Darf ich reinkommen?«, fragte sie kokett.
    »Sicher.« Er trat zur Seite und bat sie mit einer Handbewegung ins Haus.
    Sarah war nervös. Sie würde ein paar Gläschen Sherry brauchen, um sich Mut anzutrinken, bevor sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzte. »Ich störe hoffentlich nicht?«
    »Ich habe mir Arbeit mit nach Hause gebracht, die ich gerade in Angriff nehmen wollte.« Da er immerzu an Evans hübsche Farmhelferin denken musste, war es allerdings unwahrscheinlich, dass er etwas davon erledigte. »Darf ich dir einen Tee anbieten?«, fragte er, als er ihr ins Wohnzimmer vorausging.
    »Nein, danke. Aber wenn du einen Sherry im Haus hast …«
    Lance blickte sie verblüfft an. »Sicher. Mutter sorgt dafür, dass stets eine Flasche da ist. Für Gäste, sagt sie. Dabei ist sie selbst ihr bester Kunde«, bemerkte er humorvoll. Er schenkte ihr einen Sherry und sich selbst einen Brandy ein.
    Sarah nahm ihr Glas und stürzte es in einem Zug hinunter.
    Lance kam aus dem Staunen nicht heraus. »Immer hübsch langsam!«
    »Ich war durstig«, meinte Sarah. »Kriege ich noch einen?«
    »Aber nur einen«, erwiderte er mit gespielter Strenge. »Und diesmal trinkst du ihn schön langsam, hörst du? Wenn du beschwipst nach Hause kommst, zieht meine Mutter mir das Fell über die Ohren!«
    Schüchtern lächelnd nahm Sarah das volle Glas entgegen und nippte daran. Wohlige Wärme durchströmte sie, und sie fühlte, wie ihre Hemmungen schwanden. »Das Zimmer hier hat etwas Behagliches«, sagte sie. »Etwas … Heimeliges.«
    »Findest du?« Lance ließ seinen Blick zweifelnd in die Runde schweifen. Er hatte es nicht so gemütlich wie seine Eltern, aber er war ja auch kaum zu Hause: Entweder er war bei der Arbeit, bei seinen Eltern oder bei Freunden. Im Grunde kam er nur zum Schlafen heim. Er erinnerte sich, dass die junge Frau das letzte Mal, als sie ihn besucht hatte – nach dem Ernteball –, sich eher unbehaglich gefühlt hatte. Und jetzt schwärmte sie plötzlich von seinem Zuhause? Merkwürdig!
    »Du hast ein wunderschönes Heim, Lance. Hier kann man sich wohl fühlen.« Wie oft träumte sie davon, die Frau an seiner Seite, in seinem Leben zu sein!
    »Na ja … man kann’s hier aushalten«, erwiderte Lance. Er stand ihrer unverhofften Veränderung ein wenig ratlos gegenüber.
    »Darf ich mich ein bisschen umsehen?«
    Er zuckte die Achseln. »Sicher.«
    »Wie viele Schlafzimmer hast du eigentlich?«
    »Drei.«
    Sarah ging den Flur entlang und öffnete eine Tür. Bei dem Zimmer dahinter handelte es sich

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