Die Insel der roten Erde Roman
offenbar um Lance’ Schlafzimmer. Ein großes Bett, eine Kommode und ein Kleiderschrank standen darin. »Das ist bestimmt dein Schlafzimmer, nicht wahr? Es hat so etwas Maskulines«, flüsterte sie heiser.
»Findest du?« Lance war völlig durcheinander. Er erkannte Amelia kaum wieder. So selbstsicher hatte er sie noch nie erlebt.
Sarah stellte ihr Sherryglas auf dem Nachttisch ab und ließ sich aufs Bett fallen. Die Matratze federte unter ihrem Gewicht. »Das Bett ist bestimmt sehr bequem«, sagte sie anzüglich.
Lance war an der Tür stehen geblieben. »Ja, das … äh … das ist es.« Plötzlich war ihm gar nicht mehr wohl in seiner Haut.
»Ich träume oft davon, wen ich einmal heiraten und wo ich einmal mit meinem Mann leben werde«, seufzte sie. »Die Zukunft ist ein dunkles Rätsel, nicht wahr?«
»So kommt es einem manchmal vor, ja. Aber dass wir sie nicht kennen, ist gerade das Spannende daran.«
»Darf ich dich etwas fragen, Lance? Etwas sehr Persönliches?«
Lance fuhr sich nervös mit der Zungenspitze über die Lippen. »Ich denke schon«, antwortete er vorsichtig. Er hoffte inständig, dass er nicht wieder das Objekt ihrer romantischen Jungmädchenträume war.
»Ich würde dich ja nicht fragen, aber ich habe keine Freundin, der ich mich anvertrauen kann. Und selbst wenn – sie wäre in solchen Dingen sicherlich nicht so erfahren wie du«, schmeichelte sie ihm.
»Wie wär’s mit meiner Mutter?«, sagte Lance hastig. »Sie kannst du alles fragen.«
Sarah lachte. Es klang eine Spur hysterisch. »Sie würde einen Anfall bekommen, wenn ich sie fragte, was ich dich fragen möchte.«
»Oh.« In Lance’ Kopf schrillte eine Alarmglocke. »Aber vielleicht …«
Sarah, die auf dem Bett bis ans Kopfende gerutscht war und sich jetzt gegen die Kissen lehnte, ließ ihn nicht ausreden. »Wie ist das, wenn man mit jemandem schläft?«
»Amelia!« Lance riss schockiert die Augen auf.
»Aber ich weiß nicht, wen ich sonst fragen könnte«, sagte sie und tat unschuldsvoll. »Du weißt es doch, oder?«
Lance wusste nicht, wohin er blicken sollte.
»Entschuldige, jetzt habe ich dich in Verlegenheit gebracht«, murmelte sie und schaute auf ihre Hände. In Wirklichkeit tat es ihr überhaupt nicht Leid, im Gegenteil: Sie hatte immerhin erreicht, dass er jetzt an Sex dachte. Sie hob den Blick zu ihm. »Komm, setz dich zu mir«, flüsterte sie.
»Ich denke, wir sollten uns ins Wohnzimmer setzen«, antwortete er und wandte sich rasch ab.
So leicht würde er ihr nicht davonkommen! Mochte Lance auch den festen Vorsatz haben, sich wie ein Gentleman zu benehmen – sie war wild entschlossen, genau das zu verhindern. Sie stieß einen tiefen Seufzer aus, stand auf und folgte Lance. Er saß bereits in einem der wuchtigen Sessel.
Sarah fackelte nicht lange. Wenn er den Schüchternen spielte, würde sie eben die Initiative ergreifen müssen. Sie setzte sich auf seinen Schoß und legte ihm einen Arm um die Schultern.
»Was ist denn heute Abend bloß in dich gefahren, Amelia?«, sagte er verwirrt.
»Warum hast du mich noch nie geküsst, Lance?« Den Blick auf seinen Mund geheftet, schob sie ihr Gesicht ganz nahe an seines.
»Ich … ich weiß nicht«, sagte er stockend. »Bist du betrunken?«
»Noch nicht. Aber ich könnte noch einen Sherry vertragen. Bekomme ich noch einen?«, säuselte sie.
»Ich glaube, das ist keine gute Idee.«
»Hast du eine bessere?« Sie rieb ihren Busen an seiner Brust.
»Amelia, was tust du denn da?«, rief er verstört.
Sarah war sicher, dass ihre Taktik Erfolg haben würde. »Ich versuche, dich zu verführen«, schnurrte sie ihm ins Ohr.
»Mich … verführen?«, stammelte er. »Aber wieso?«
»Weil du ein sehr attraktiver Mann bist und ich gerne mit dir schlafen würde.« Sie drückte den Mund an sein Ohr. »Und zwar jetzt gleich«, flüsterte sie mit heiserer Stimme.
»Amelia!« Er schob sie energisch von seinem Schoß und erhob sich. »Ich glaube, es ist besser, wenn du jetzt gehst.«
Seine Reaktion brachte Sarah völlig aus dem Konzept. Natürlich gab es hübschere Frauen als sie. Dennoch hatte sie fest damit gerechnet, dass Lance sich eine solche Gelegenheit nicht entgehen ließe. Immerhin hatte sie sich ihm regelrecht an den Hals geworfen! »Warum willst du mich nicht?«, rief sie verärgert.
Lance, der sie nicht verletzen wollte, entschied sich für eine Notlüge. »Ich will dich nicht kompromittieren. Bitte, geh jetzt.« Er drängte sie mit sanfter Gewalt in den Flur und
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