Die Insel der roten Erde Roman
imstande, mein Kind?«, fragte Charlton sanft.
Sarah nickte zögernd. Sie würde einer Konfrontation mit Lance nicht ewig ausweichen können.
Charlton ließ die beiden allein. Im Hinausgehen warf er seinem Sohn einen warnenden Blick zu. Lance verstand: Er sollte behutsam mit der jungen Frau umgehen.
Lance setzte sich neben Sarah. »Also, kannst du mir erklären, was das Ganze soll, Amelia? Wir beide wissen, dass ich dich nie angerührt habe, daher kannst du unmöglich ein Kind von mir erwarten.«
Sarah wandte den Kopf ab.
»Sieh mich gefälligst an, Amelia«, forderte Lance sie zornig auf. »Was hast du gesagt, dass meine Eltern denken, ich hätte dich entehrt?«
Sein grimmiger Tonfall trieb ihr die Tränen in die Augen. Lance war offenbar außer sich vor Wut, und sie konnte ihn sogar verstehen. Das Einzige, was ihr zu ihrer Verteidigung einfiel, war ein lautes, vernehmliches Schluchzen.
Edna kam hereingestürzt, um ihrem Mündel zu Hilfe zu eilen.
»Was hast du getan, Lance?«, sagte sie anklagend.
»Gar nichts«, stieß er gepresst hervor. Er konnte seine Wut kaum zügeln.
»Das kann nicht sein, Amelia ist ja völlig aufgelöst!«
Sarah sprang auf und rannte, immer noch schluchzend, in ihr Zimmer.
Lance schnaubte ärgerlich. »Sie lügt, deshalb ist sie so aufgewühlt.«
»Du darfst sie in ihrem Zustand nicht so aufregen, Lance.«
Er seufzte gereizt. »Ich will nur, dass sie die Wahrheit sagt!«
Sarah schloss die Tür hinter sich und atmete tief durch. Lance wird mir nicht ewig böse sein können, dachte sie. Irgendwann wird er mir verzeihen, und dann werden wir ein glückliches Paar sein.
»Du wirst dich nicht mehr mit Olivia Horn treffen können«, sagte Charlton zu seinem Sohn.
Lance machte ein bestürztes Gesicht. »Was?«
»Das musst du doch einsehen!« Edna musterte ihren Sohn kopfschüttelnd. »Du kannst doch nicht mit Amelia verlobt sein und dich weiterhin mit Olivia treffen!«
»Ich habe Amelia nicht angerührt«, wiederholte Lance aufbrausend. »Besteht darauf, dass sie euch die Wahrheit sagt, dann werdet ihr schon sehen!«
»Lance, allem Anschein nach erwartet sie ein Kind, und sie glaubt offenbar, das, was zwischen euch passiert ist, habe zu ihrer Schwangerschaft geführt. Möglicherweise ist sie auch vor ihrer Ankunft hier von einem anderen Mann verführt worden, und weil sie sich deswegen schämt, behauptet sie jetzt, du wärst der Vater des Kindes. Das mag dir ungerecht erscheinen, aber du wirst sie heiraten müssen, damit ihr Ruf keinen Schaden nimmt.«
»Das kann nicht euer Ernst sein!«, stieß Lance fassungslos hervor. Er hoffte inständig, dass alles nur ein böser Traum war, aus dem er jeden Augenblick aufwachen würde.
»O doch, mein Sohn«, erwiderte Charlton düster. »Am besten, du gehst heute Abend noch zu Olivia und sagst ihr, dass ihr euch nicht mehr treffen könnt.«
Lance ballte in ohnmächtigem Zorn die Fäuste, wandte sich um, stürmte aus dem Haus und knallte die Tür zu.
Polly kam in den Salon. »Wird der junge Mr Ashby heute hier zu Abend speisen?«
»Es sieht nicht danach aus, Polly«, antwortete Charlton seufzend. »Er hat noch etwas Dringendes zu erledigen.«
Edna klopfte und öffnete dann die Tür zu Sarahs Zimmer. »Alles in Ordnung, mein Kind?«
»Ja, Tante.« Sarah tat, als tupfe sie sich ein paar Tränen ab.
»Nimm es nicht so schwer, Amelia. Alles wird gut, du wirst schon sehen.«
»Was würde ich nur ohne dich anfangen, Tante! Du bist so lieb zu mir.« Edna als Verbündete zu haben, war ein immenser Vorteil. Sarah wusste, jetzt würde sie praktisch alles bekommen, was sie wollte. »Ist Lance böse auf mich?«
»Nein, Liebes. Er ist … er wird sich schon daran gewöhnen.« Olivia war ein liebes Ding, doch Edna war sicher, Lance würde mit der Zeit Zuneigung zu ihrer Amelia fassen. Ihr stattliches Erbe könnte sicher dazu beitragen, dass er glücklich mit ihr wurde. Er würde sich jeden Wunsch erfüllen können, und das war in Ednas Augen nicht zu verachten.
»Das Essen ist fertig. Kommst du?«, fragte sie.
»Ja, Tante.« Sarah hatte plötzlich einen Bärenhunger.
Lance ging geradewegs zu Olivia. Sie öffnete und sah mit einem Blick, wie aufgewühlt er war. Statt ihn hereinzubitten, schlüpfte sie hinaus und setzte sich mit ihm in eine Ecke der Veranda, wo sie ungestört waren.
»Was hast du? Ist etwas mit deinen Eltern?«
Das war typisch für Olivia: Sie war ein mitfühlender Mensch, der sich stets um andere sorgte. Sie wäre
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