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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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davonwehte, während die schwereren Körner auf eine Plane fielen. Für die Mädchen war diese Beschäftigung ein herrliches Spiel. Edna fegte anschließend die Körner zusammen und füllte sie in Säcke. Jessie und Milo vergnügten sich unterdessen ganz in der Nähe, wo Amelia und die anderen ein Auge auf sie haben konnten.
    Den Blick immer wieder ängstlich himmelwärts gerichtet mähten die Männer so viel Getreide, wie sie konnten, und banden es zu Garben. Ein paar Tropfen fielen, aber dann hörte es zum Glück wieder auf.
    Am Spätnachmittag kam Gabriel zur Farm hinaus. Er war am Morgen in Kingscote eingetroffen und hatte seitdem eine Unterkunft in der Nähe der Bucht gesucht, aber nichts gefunden. Als er in der Bank vorbeischaute, erfuhr er, dass Lance nicht da war, weil er bei der Ernte half, und so hatte er sich auf den Weg zur Farm gemacht. Charlton entdeckte ihn als Erster. »Gabriel!« Er richtete sich auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Da bist du ja wieder!«
    »Ja. Ich war in der Bank und wollte zu Lance, und da habe ich erfahren, dass er bei der Ernte hilft.«
    Lance, der Garben band, hatte ihnen den Rücken zugekehrt. Als er Gabriels Stimme hörte, drehte er sich um. »Dad und Evan hatten Angst, es würde zu regnen anfangen, deshalb habe ich ihnen meine Hilfe angeboten«, erklärte er. Die Arbeit war viel anstrengender, als er gedacht hatte, doch er war fest entschlossen, klaglos durchzuhalten. Er würde es seiner Mutter schon zeigen!
    »Ich kann euch gern helfen«, sagte Gabriel. »Ich trete meine neue Stelle erst morgen an.«
    »Das wäre großartig.« Charlton nickte erfreut. »Dann schaffen wir es vielleicht rechtzeitig, bevor der Regen kommt.«
    »Hast du eine Unterkunft gefunden?«, wollte Lance wissen.
    Gabriel schüttelte den Kopf. »Nein, deshalb wollte ich ja zu dir.« Er warf einen Blick zu Evan hinüber, doch dessen Miene blieb ausdruckslos. »Ich wollte dich fragen, ob dein Angebot noch gilt und ich bei dir wohnen kann. Wenigstens so lange, bis ich etwas anderes gefunden habe.«
    »Natürlich, gern.« Lance hoffte inständig, um die Heirat mit dem Mündel seiner Eltern herumzukommen. Und wenn nicht, würde Gabriels Anwesenheit zumindest für eine etwas entspanntere Atmosphäre sorgen.
    Gabriel schaute Evan an. »Hast du etwas dagegen, wenn ich bei Lance einziehe?«
    Lance machte ein verdutztes Gesicht. Er wusste nichts von der Beziehung zwischen Gabriel und der Zuchthäuslerin, deshalb begriff er nicht, weshalb Gabriel Evan um Erlaubnis fragte. Charlton jedoch verstand seine Beweggründe.
    Evan war nicht entgangen, wie sehr die junge Frau unter der Situation litt. Obwohl er versucht hatte, sich gegen ihre Tränen abzuhärten, ging ihm ihr Kummer doch zu Herzen. Er schüttelte den Kopf. »Nein. Wir waren bisher Nachbarn, warum sollen wir es nicht weiterhin sein?«
    Gabriel krempelte die Ärmel hoch. »Fein. Dann werde ich mich jetzt an die Arbeit machen.« Der Gedanke, in der Nähe seiner Liebsten sein und sie regelmäßig sehen zu können, versetzte ihn in Hochstimmung. Das würde das Warten für sie beide erträglicher machen.
    Amelia war überglücklich, als sie sah, wer die nächste Fuhre Garben zum Schuppen brachte: Gabriel. Während sie sich bemühte, sich ihre freudige Erregung nicht anmerken zu lassen, begrüßten Polly, Edna und Evans Mädchen ihn mit großem Hallo. Sarah hatte nur ein knappes Kopfnicken für ihn übrig. Als er die Getreidegarben ablud und übereinander stapelte, lächelte er Amelia zärtlich zu, wenn er sich unbeobachtet glaubte. Edna und Polly waren hineingegangen, um Tee für die Männer zu kochen. Sarah, die über ihre wunden Hände geklagt hatte – sie waren vom wochenlangen Nichtstun zart und empfindlich geworden –, war ebenfalls im Haus verschwunden, um sich auf Ednas Rat hin Handschuhe zu holen. Sissie, der die verstohlenen Blicke zwischen Gabriel und Amelia nicht entgangen waren, nahm ihre jüngeren Geschwister unter einem Vorwand mit in das Finnlay-Haus.
    »Ich werde bei Lance wohnen«, sagte Gabriel, als sie allein waren.
    Amelia strahlte. »Das ist ja wundervoll! Dann können wir uns jeden Tag sehen! Aber was ist mit Evan?«, fuhr sie beunruhigt fort. »Weiß er, dass du bei Lance einziehen wirst?«
    »Ich hab’s ihm vorhin gesagt, und er hat nichts dagegen. Wie kommst du mit Miss Divine aus?« Er hatte sich gewundert, als er die beiden Seite an Seite hatte arbeiten sehen.
    »Sie behandelt mich wie Luft«, antwortete Amelia

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