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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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dich aus. Du wirst sehen, dann geht es dir gleich viel besser.«
     
    Sarah lag in der großen Wanne und genoss das warme, duftende Bad. Zu Hause hatten sie lediglich einen Bottich gehabt, und ihre Eltern, Brüder und Schwestern hatten sich nacheinander im selben Wasser gewaschen. Der Letzte stieg in eine schmutzige Brühe. Frisches Wasser ganz für sich allein zu haben und sich obendrein hinsetzen und zurücklehnen zu können, war ein unerhörter Luxus für sie.
    Es klopfte an der Tür. Edna Ashby steckte den Kopf ins Zimmer. »Sag Polly Bescheid, wenn du fertig bist, Liebes, sie wird die Wanne leeren.« Auf dem Bett lag schon ein Nachthemd für sie bereit. »Möchtest du ein Glas warme Milch, bevor du dich hinlegst?«
    »Ja, gern, vielen Dank.« Sarah kam sich wie eine Prinzessin vor.
    »Polly wird dir eins bringen, und dann ruhst du dich bis zum Abendessen aus. Es gibt etwas ganz Besonderes«, versprach sie lächelnd und machte die Tür wieder zu.
    Während Sarah noch darüber nachdachte, was für ein Glückskind sie war und wie herrlich es war, von Edna verwöhnt zu werden, hörte sie einen Buggy die Auffahrt heraufkommen. Ein paar Minuten später dröhnte eine Männerstimme durchs Haus. Anscheinend war Charlton Ashby nach Hause gekommen.
    Sarah lauschte. Edna berichtete ihrem Mann von den schrecklichen Erlebnissen ihres Mündels. Sarah erkannte an seiner Reaktion, dass er schockiert war.
    »Das arme Mädchen!«, rief er aus. »Erst der Tod der Eltern und jetzt das. Aber nun ist sie ja bei uns, und wir werden gut für sie sorgen.«
    Sarah lächelte. Sie dachte an die echte Amelia und fragte sich, wie es ihr erging. Bestimmt nicht so gut wie ihr bei den Ashbys! Doch Sarahs Lächeln erlosch, als sie an Lucy dachte. Sie war zufrieden gewesen mit ihrem Los, aber dann war die Gazelle auf das Riff aufgelaufen, und Amelias Selbstsucht hatte Lucy das Leben gekostet …
    »Nun bekommst du, was du verdienst, Amelia«, flüsterte sie.
    »Offenbar war es Gabriel Donnelly, der Amelia und die zweite Überlebende gerettet hat«, hörte sie Edna weiter erzählen. »Wie Kapitän Cartwright mir sagte, ist die Gazelle vor Cape du Couedic gesunken. Amelia erzählte, ein Leuchtturmwärter sei ihnen zu Hilfe gekommen.«
    »Dann kann es nur Gabriel gewesen sein«, sagte Charlton. »Wir müssen uns unbedingt bei ihm bedanken.«
    Sarah fiel plötzlich ein, dass der Leuchtturmwärter erwähnt hatte, er sei gut mit den Ashbys bekannt. Sie stieg aus der Wanne und wickelte sich in ein Handtuch. Wenn Amelia nun ihr Gedächtnis wiederfindet und der Leuchtturmwärter ihre Geschichte hört?, fragte sie sich besorgt. Dann wird er die Ashbys sofort wissen lassen, dass ich eine Betrügerin bin. Ich muss so schnell wie möglich weg von hier!
     
    Edna klopfte an die Tür von Sarahs Zimmer und öffnete sie einen Spalt. »Wach auf, Liebes! Das Essen ist gleich fertig.«
    Sarah schlug die Augen auf. Sie wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte, aber draußen wurde es schon dunkel.
    Köstlicher Essensduft zog ins Zimmer, und Sarah knurrte der Magen. »Danke, Tante Edna«, sagte sie schläfrig.
    »Hast du gut geschlafen?«
    »Ja, danke.« Sie hatte noch nie in einem so bequemen Bett gelegen, aber das konnte sie Edna natürlich nicht sagen. »Was soll ich anziehen?«
    Edna kam herein, ein paar Kleider über dem Arm, die sie über das Fußende des Bettes legte. »Ein Glück, dass ich diese Kleider aufbewahrt habe. Ich habe sie seit meiner Hochzeit nicht mehr getragen. Ich fürchte, sie sind ein wenig aus der Mode gekommen, aber bis wir neue für dich machen lassen, tun sie’s, würde ich sagen.«
    Die Sachen waren von hervorragender Qualität, das sah Sarah gleich, und sehr viel schicker als die graue Gefängniskluft, die sie in den letzten fünf Jahren getragen hatte.
    »Ach ja, das hätte ich fast vergessen. Kapitän Cartwright war vorhin noch einmal da. Er hat den Koffer gebracht, den du auf seinem Boot gelassen hast.«
    »Oh!«
    »Hast du nicht gesagt, du hättest bei dem Schiffsunglück alles verloren, mein Kind?«
    »An den Koffer habe ich gar nicht mehr gedacht, Tante Edna. Es ist sowieso nicht viel drin.« Wie hatte ihr das nur passieren können? Sarah konnte es nicht fassen. Sie brauchte doch das Tagebuch, das in dem Koffer war!
    »Aber dein Tagebuch, Liebes«, rief Edna überrascht aus. »Es bedeutet dir doch sicher viel!«
    »Natürlich, es ist unersetzlich«, erwiderte Sarah rasch. »Aber woher weißt du, dass es in dem Koffer war?« Sie

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