Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
Vom Netzwerk:
langsam hier, aber trotzdem haben wir uns mindestens drei Mal im Jahr geschrieben. Vor langer Zeit, als sie und ich frisch verheiratet waren, versprachen wir einander, uns um die Kinder der jeweils anderen zu kümmern, falls einer von uns etwas zustoßen sollte.« Ihre Augen wurden feucht. »Weder Camilla noch ich haben damit gerechnet, dass dieser Fall jemals eintreten würde …« Sie brach ab und schniefte. »Jedenfalls hätte ich nie gedacht, dass Charlton und ich dieses Versprechen erfüllen müssten. Ich kann es noch immer nicht glauben, dass deine Mutter, dein Vater und Marcus nicht mehr unter uns sind, aber es soll dir bei uns an nichts fehlen, Amelia.«
    Sarah tat, als würde sie von Gefühlen überwältigt, und nickte bloß.
    »Aber jetzt komm erst einmal herein, mein Kind, trink eine Tasse Tee und iss etwas. Anschließend kannst du ein Bad nehmen.«
    Sarah atmete auf. Die erste Hürde hatte sie genommen. Zwar stand ihr die Begegnung mit Charlton noch bevor, doch sie hatte das Gefühl, das Schlimmste überstanden zu haben.
    »Bleiben Sie zum Tee, Kapitän?«, fragte Edna.
    »Danke für die Einladung, aber das geht leider nicht. Vielleicht kann ich ein andermal darauf zurückkommen und mich nach Miss Divines Befinden erkundigen.«
    »Aber gewiss, gern.«
    »Danke für alles, das Sie für mich getan haben, Kapitän Cartwright«, sagte Sarah.
    Alles lief nach Plan. Sie konnte nicht glauben, wie einfach es war – und dass sie frei war!
     
    Sie gingen in die gemütliche Küche. Edna rief ihre Hausangestellte, die herbeigeeilt kam, einen Staubwedel in der Hand. »Ja, Mrs Ashby?«
    »Polly, das ist mein Mündel, Amelia Divine.«
    »Guten Tag, Miss Divine.« Polly konnte kaum älter sein als fünfzehn.
    Sie war es, die Sarah bei ihrer Ankunft am Fenster gesehen hatte. »Hallo, Polly.« Sarah fühlte sich an Lucy erinnert. Polly hatte das gleiche glatte, blonde Haar und ein freundliches Gesicht.
    »Amelias Schiff ist gesunken. Sie kann von Glück sagen, dass sie noch am Leben ist«, erklärte Edna. Polly riss die Augen auf. »Setz Tee auf und mach ein paar Sandwiches mit dem kalten Lammbraten und den eingelegten Gurken. Und dann bereitest du Miss Amelia ein heißes Bad.«
    »Ja, Mrs Ashby.« Polly lief hinaus.
    Edna wandte sich Sarah zu. »Hast du alles verloren, Amelia?«
    »Ja, ich habe nicht einmal Sachen zum Wechseln, Mrs Ashby«, erwiderte Sarah leise.
    »Um Himmels willen, Kind, nun sei doch nicht so förmlich.«
    Sarah machte ein erschrockenes Gesicht. »Entschuldigen Sie …«
    »Sag Tante Edna zu mir! Ich weiß, ich bin nicht deine richtige Tante, aber als deine Mutter und ich Kinder waren, haben wir uns so nahe gestanden wie Schwestern. Du wirst für mich wie die Tochter sein, die ich niemals hatte.«
    Sarah atmete auf. »Es ist mir eine Ehre, dich Tante Edna nennen zu dürfen.«
    »Und mach dir keine Gedanken wegen deiner Kleidung. Wir werden schon etwas für dich finden. Sobald du dich ein wenig erholt hast, gehen wir zur Schneiderin und lassen ein paar hübsche Sachen für dich nähen.« Edna warf einen Blick auf Sarahs Hände und riss entsetzt die Augen auf. »Du liebe Güte, Kind, was hast du angestellt? Deine Hände sehen ja aus wie die einer Waschfrau!«
    Sarah schlug das Herz plötzlich bis zum Hals, doch sie hatte rasch eine Erklärung parat: »Als das Rettungsboot kenterte, habe ich mich auf ein Felsenriff gerettet. Ich musste mich in der starken Brandung stundenlang an den Felsen festhalten, während Haie mich umkreisten. Das Riff war voller scharfkantiger Entenmuscheln. Ich habe überall blaue Flecken und Schnittwunden.«
    »Oh, du armes Ding!«, sagte Edna erschüttert.
    »Ich weiß, ich sehe furchtbar aus …« Sarahs Augen füllten sich mit Tränen.
    »Jetzt bist du in Sicherheit, Amelia«, tröstete Edna. »Alles wird gut, du wirst sehen. Und es gab noch eine zweite Überlebende?«
    »Ja, eine Strafgefangene, die auf einer Farm am anderen Ende der Insel arbeiten wird.« Sarah hielt es für klüger, dies nicht zu verschweigen. Es war immerhin möglich, dass der Leuchtturmwärter sich mit den Ashbys in Verbindung setzte und die echte Amelia erwähnte.
    »Oh. Das muss die Farm von Evan Finnlay sein, Gabriels Nachbar. Er glaubt, der Boden dort draußen sei gutes Ackerland, aber da ist er der Einzige. Niemand außer ihm wagt sich so weit von Kingscote weg.« Sie nahm den Blick von Sarah. »Ah, da kommen der Tee und die Sandwiches. Iss etwas, mein Kind. Anschließend nimmst du ein Bad und ruhst

Weitere Kostenlose Bücher