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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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wiedergefunden hätte und behaupten würde, nicht Sarah Jones zu sein.
    »Kapitän Cartwright, wären Sie so freundlich, die Polizei davon in Kenntnis zu setzen, dass diese Zuchthäuslerin, diese Sarah Jones, sich bereits auf Evan Finnlays Farm befindet? Soviel ich weiß, sollte sie sich bei ihrer Ankunft auf der Polizeiwache melden. Dort fragt man sich vielleicht schon, wo sie bleibt. Natürlich nur, wenn es Ihnen keine Umstände macht.«
    »Aber nein. Das erledige ich, sobald ich Sie zu den Ashbys gebracht habe.«
    Sarah lächelte ihm dankbar zu.
     
    Sarah, die neben Kapitän Cartwright saß, schaute sich neugierig um, während sie in einem Buggy die Esplanade Road in Kingscote hinauffuhren. Es war ein merkwürdiges Gefühl, frei zu sein. Sie musste sich ständig daran erinnern, dass sie nun Amelia Divine war und sich deshalb niemand auf sie stürzen würde, um sie wieder ins Gefängnis zu stecken. Es gab zahlreiche Läden in der Stadt, einen General Store, ein Textilgeschäft, Miss Barnes’ Schneiderei, die Bäckerei der Hemer-Brüder, aber auch Werkstätten und öffentliche Gebäude. Anders als englische Kleinstädte besaß Kingscote keinen dörflichen Charakter. Die Straßen waren breiter, die Läden lagen nicht auf engstem Raum beisammen, und alles wirkte neu. Überdies waren die Straßen nicht gepflastert, sondern unbefestigt, doch da es vor kurzem geregnet hatte, staubte es nicht.
    Kingscote machte keinen allzu geschäftigen Eindruck, aber das war Sarah ganz recht. Sie wollte nichts weiter, als eine Zeit lang unauffällig in dieser Kleinstadtidylle leben. Dann würde sie den Ashbys mitteilen, dass sie eine Reise unternehmen wolle, und nach England zurückkehren.
    Als sie von der Esplanade Road in die Seaview Road einbogen, zeigte Kapitän Cartwright auf Reeves Point, eine historische Stätte.
    »Dort wurde zum Andenken an die ersten Siedler auf dieser Insel ein Maulbeerbaum gepflanzt«, berichtete er. »Kangaroo Island wurde im Jahre 1802 von Matthew Flinders entdeckt, die erste Siedlung aber wurde erst am 27 . Juli 1836 gegründet, als die Duke of York in der Nepean Bay vor Anker ging. Davor, in den Jahren 1802 bis 1836 , glich die Insel einem Schlachthaus, denn der Wal- und Robbenfang lockte hunderte zweifelhafter Gestalten an.«
    »Tatsächlich«, bemerkte Sarah abweisend. Ihr gefiel nicht, welche Richtung die Unterhaltung nahm; sie weckte zu viele ungute Erinnerungen.
    »Es gibt zahlreiche Aufzeichnungen, aber nur sehr wenige bildliche Darstellungen von damals. Zu der Zeit war die Insel als Ultima Thule bekannt.«
    »Was bedeutet das?«
    Der Kapitän lachte. »Das Ende der Welt!«
    Was für eine Ironie, dachte Sarah. Die Sträflinge in Port Arthur hatten das Gleiche von Van-Diemens-Land gedacht.
    »Da es früher zu wenig Frauen auf der Insel gab, brachten die meisten der ersten Siedler Eingeborenenfrauen vom Festland mit herüber. Deshalb gibt es viele farbige Frauen und Kinder hier. Kingscote hätte ursprünglich auf Reeves Point gegründet werden sollen, aber die Stadt entwickelte sich nicht wie geplant, und so kehrten fast alle Siedler aufs Festland zurück. Als sie später wieder herkamen, wurde Kingscote an anderer Stelle errichtet, nämlich auf Queenscliffe.«
    »Wie viele Einwohner hat die Stadt heute?«, fragte Sarah.
    »Bei der letzten Zählung 1838 waren es dreihundertfünf. Ich schätze, mittlerweile dürften es fast vierhundert sein. Die Ashbys sind 1837 hierher gezogen, soviel ich weiß.«
    »Ich habe sie nicht mehr gesehen, seit ich ein kleines Mädchen war«, sagte Sarah. »Deshalb bin ich ein bisschen aufgeregt.« In Wahrheit war sie mehr als nur ein bisschen aufgeregt. Sie zitterte vor Angst. Wie sollte sie, ein Mädchen aus der englischen Arbeiterschicht, die gewählte Ausdrucksweise Amelias nachahmen? Sie wusste ja nicht einmal, woher die Familie Divine stammte! Sarah würde den Tonfall ihrer Mutter nachahmen müssen, so gut sie konnte. Ihre Mutter stammte aus Salisbury in Wessex, und man hörte ihr nicht an, dass sie in Bristol zu Hause war. »Ich sehe bestimmt zum Fürchten aus«, fügte sie hinzu.
    »Die Ashbys werden das verstehen. Sie sind wundervolle Menschen, die viel für diese Stadt getan haben. Charlton hat vor ein paar Jahren an der Centenary Street drei Häuser gebaut – das Faith Cottage, das Hope Cottage und das Charity Cottage. Faith Cottage vermietet er an seine Pächter. Er selbst und Edna bewohnen Hope Cottage, und Lance wohnt im Charity

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