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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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im Westen jedoch, wo die Sonne unterging, leuchtete die See in den Farben des Himmels, der sich im Wasser spiegelte.
    »Hat Evan Ihnen gesagt, dass ich heute Morgen auf der Farm war?«
    »Ja … als er mir merkwürdigerweise mein Frühstück brachte.«
    Gabriel sah sie verdutzt an. Dann meinte er: »Ich traue mich fast nicht zu fragen, wie er Sie gestern Nachmittag empfangen hat. Evan kann ganz schön unangenehm werden. Manchmal reagiert er so gereizt wie eine wütende Braunschlange.« Plötzlich kam ihm der Gedanke, dass Evan sich vielleicht in seinem Zorn vergessen und ihr deshalb gleichsam als Wiedergutmachung das Frühstück gebracht hatte.
    »Er war außer sich vor Wut! Von Cecelia weiß ich, dass er dachte, ich sei weggelaufen. Ich würde keinen Tag im Busch überleben, hat er heute Morgen zu mir gesagt.«
    »Da hat er allerdings Recht.«
    »Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber ich habe das Gefühl, er hat sich Sorgen um mich gemacht. Er ist schon ein sonderbarer Kauz.«
    »Es tut mir wirklich Leid. Hätte ich Sie nicht um Hilfe gebeten …«
    »Sie können nichts dafür, Gabriel. Wer konnte schon ahnen, dass wir einen Toten finden? Und der Ärmste musste ja beerdigt werden. Das verstehe ich. Und jetzt, wo er den Sachverhalt kennt, versteht Evan es sicher auch. Er ist bloß zu störrisch, es zuzugeben.« Amelia verstummte und ließ im Geist noch einmal die Szene an sich vorüberziehen, die Evan ihr gemacht hatte. »Wenigstens ein Gutes ist dabei herausgekommen … wenn man so will.«
    »Und das wäre?«
    »Ich weiß jetzt, was Sarah Jones getan hat.«
    Gabriel stellte keine Fragen. Sie musste selbst entscheiden, ob sie es ihm erzählen wollte.
    »Evan hat erfahren, dass ich … dass Sarah Jones der Tochter ihres Brotherrn ein Armband gestohlen hat. Das hätte ich niemals fertig gebracht! Mir widerstrebt schon der bloße Gedanke an Diebstahl. Außerdem würde das bedeuten, dass ich ein Dienstmädchen war. Ist das angesichts meiner offenkundigen Unfähigkeit in haushaltlichen Dingen nicht merkwürdig?«
    »Allerdings.«
    »Wenn Evan auch nur eine Sekunde darüber nachdenken würde, müsste er zu dem gleichen Schluss kommen.«
    Gabriel nickte. »Sie haben Recht.«
    »Meinen Sie das im Ernst?« Amelia war ganz aufgeregt.
    »Ja. Es stimmt, was Sie sagen. Wären Sie eine Hausangestellte gewesen, hätten Sie nicht so zarte Hände gehabt.« Zum ersten Mal schien es Gabriel mehr als nur bloße Spekulation zu sein, dass eine Verwechslung vorlag. Doch er war nicht so naiv zu glauben, dass sich das so leicht beweisen ließe.
    Amelias Miene verfinsterte sich wieder. »Ich hatte schon gehofft, dass Sie Recht haben.«
    »Womit?«
    »Hätte ich ein Verbrechen begangen und ein ehrenwertes Motiv dafür gehabt, hätte ich damit leben können. Aber den Diebstahl eines Armbands kann man nicht als ehrenwert bezeichnen. Ich glaube einfach nicht, dass ich zu so etwas fähig bin. Das muss jemand anders gewesen sein!« Eine Weile beobachtete sie das Leuchtfeuer. Drei Mal alle fünfzehn Sekunden blinkte das Signal, das zwanzig Seemeilen weit zu sehen war. Erzeugt wurde es von einer Laterne, deren Licht von den rotierenden Parabolspiegeln reflektiert wurde.
    »Urteilen Sie nicht über sich, solange Sie so vieles nicht wissen«, sagte Gabriel.
    »Wenn ich mich doch nur erinnern könnte!«, klagte Amelia verzweifelt.
    »Sie müssen Geduld haben.« Gabriel erwog, sich an die Gefängnisbehörde in Van-Diemens-Land zu wenden und zu versuchen, etwas über Sarah Jones herauszufinden. Er wollte ihr allerdings nichts davon sagen, um keine falschen Hoffnungen zu wecken, falls nichts dabei herauskam.
    »Carlotta war heute auf der Farm«, sagte sie unvermittelt.
    »So?« Gabriel schaute sie verwundert an. Er hätte nicht gedacht, dass Carlotta ihre Ankündigung wahr machte.
    »Sie hat einen Laib Brot nach italienischer Art und Aprikosenkonfitüre mitgebracht. Den Kindern hat’s geschmeckt.«
    »Das war nett von ihr.« Gabriel hoffte, Carlotta hatte einen neuen Zeitvertreib gefunden, damit ihre Aufmerksamkeit sich nicht mehr auf ihn allein richtete.
    »Ja, nicht wahr?«
    Ein Beiklang in ihrer Stimme ließ ihn aufhorchen. »Höre ich da einen leisen Zweifel?«
    »Ehrlich gesagt, ich werde nicht recht schlau aus Carlotta.« Da er und die Dixons Nachbarn waren und sie keinen Unfrieden stiften wollte, verschwieg sie ihm, was Carlotta auf Italienisch über ihn gesagt hatte. »Anfangs war sie kalt und abweisend zu mir, und jetzt auf einmal möchte

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