Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
Vom Netzwerk:
andermal.«
    »Sì , reden wir morgen.« Carlotta war nicht überzeugt von der Geschichte, die die andere ihr aufgetischt hatte. Sie nahm sich vor, in Zukunft noch wachsamer zu sein. »Gute Nacht.«
    »Gute Nacht.«
    Amelia ging in ihre Hütte, schloss die Tür und atmete erleichtert auf. Ob es ihr wohl gelungen war, die misstrauische Carlotta davon zu überzeugen, dass sie nicht bei Gabriel gewesen war? Sie zog ihre Sachen aus und schlüpfte in eins von Janes Nachthemden. Ihre Gedanken weilten bei Gabriel. Sie bekam Herzklopfen, wenn sie nur an ihn dachte. Sein Geständnis, dass er etwas für sie empfand, machte sie überglücklich und traurig zugleich.
    Es konnte keine gemeinsame Zukunft für sie geben, solange sie als Zuchthäuslerin auf Bewährung galt.
     
    Nachdem Amelia gegangen war, fiel es Gabriel schwer, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Die junge Frau ging ihm nicht mehr aus dem Sinn. Wer war sie wirklich? Und wie konnte er ihr helfen, den Beweis zu erbringen, dass sie keine Strafgefangene war? Vielleicht, überlegte er, sollte er Verbindung zu der zweiten Überlebenden der Gazelle aufnehmen, der jungen Dame, die zu den Ashbys weitergereist war. Sie war es schließlich gewesen, die die Frau auf Evans Farm als Sarah Jones identifiziert hatte. Falls ein Irrtum vorlag – und das erschien mit jedem Tag wahrscheinlicher –, war sie diejenige, die dafür verantwortlich war.
    Gabriel beschloss, zwei Briefe zu schreiben: einen an die Gefängnisbehörde in Van-Diemens-Land und einen zweiten an das Mündel der Ashbys. Wenn das Versorgungsschiff eintraf, konnte er ihm beide Schreiben mitgeben.
     
     

Kingscote
     
    Sarah konnte den Abend mit Lance nicht richtig genießen. Die Begegnung mit Betty, der rätselhaften Aborigine, hatte Erinnerungen an die Jahre im Frauengefängnis wachgerufen, Erinnerungen, die sie erfolgreich verdrängt zu haben glaubte. Welch ein Irrtum! Weder von den Erinnerungen noch von den seelischen Narben, die sie davongetragen hatte, würde sie sich jemals befreien können, das hatte sie jetzt begriffen. War es eine Dummheit gewesen zu glauben, sie könnte ohne weiteres in die Haut von Amelia Divine schlüpfen? Nein, sagte sie sich. Ihr Plan war durchführbar. Oder war es zumindest gewesen, bis Betty Hammond aufgetaucht war. Sie würde nicht zulassen, dass diese Aborigine sie daran hinderte, ein stattliches Erbe anzutreten und möglicherweise Lance Ashby zu erobern. Falls Betty ihr noch einmal in die Quere kam, würde sie es bitter bereuen!
    Sie stiegen aus dem Einspänner. Lance zündete die mitgebrachte Laterne an, und sie gingen das kurze Stück zur Küste zu Fuß. Lance nahm Sarah bei der Hand und ermahnte sie, leise zu sein, als sie über die Felsen kletterten und sich eine Stelle suchten, von wo aus sie einen guten Blick hatten. Die Laterne stellten sie hinter sich ab. Auf diese Weise hatten sie genügend Licht, ohne die Pinguine zu erschrecken.
    »Das sind Zwergpinguine«, flüsterte Lance. Sarah hätte beinah einen Schrei des Entzückens ausgestoßen, als sie beobachtete, wie die putzigen Tiere sich von der Brandung herantragen ließen, aus dem Wasser schossen und eilig zu ihren Schlafplätzen watschelten.
    Ihre Kuhlen hatten sie unter Gestrüpp, Felsen und an anderen geschützten Stellen. Sie machten ziemlichen Lärm, doch Sarah fand sie niedlich.
    »Brutzeit ist von März bis Mai«, erklärte Lance leise. »Deshalb sind jetzt etliche Jungtiere darunter, die von ihren Eltern lernen.«
    »Sie sind süß«, wisperte Sarah.
    Nachdem sie die Pinguine eine Zeit lang beobachtet hatten, schlenderten sie zum Buggy zurück.
    Sarah bat Lance, noch ein wenig zu bleiben.
    »Ist der Wind dir wirklich nicht zu kalt?«
    »Nein. Ich liebe diese herrliche Seeluft.« Sie roch so würzig. Nach all den Jahren in der stickigen, übel riechenden Zelle würde Sarah frische Luft nie wieder als etwas Selbstverständliches betrachten. Ein Schauder überlief sie, und Lance legte ihr zögernd, als rechnete er mit ihrem Widerspruch, den Arm um die Schultern. Doch Sarah protestierte natürlich nicht.
    Tief sog sie die salzige Luft ein und hielt ihr Gesicht in die frische Brise. Für einen kurzen Moment gelang es ihr, die düsteren Erinnerungen an die Jahre der Haft zu verdrängen.
    »Mir fällt auf, wie tief du immer wieder Luft holst«, sagte Lance unvermittelt. »Woher kommt das?«
    Er überrumpelte sie mit dieser Frage, weil ihr nicht bewusst gewesen war, dass sie etwas Ungewöhnliches tat. Hastig

Weitere Kostenlose Bücher