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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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wie er den Schlüssel herumdrehte. Dass er so tat, als wäre sie ihm lästig, verletzte sie tief. Plötzlich durchzuckte sie ein Gedanke. Vielleicht war jemand bei ihm. Sie trat ein paar Schritte zurück und schaute den Leuchtturm hinauf, konnte aber nichts erkennen, denn der Winkel war zu steil. Obwohl es schon ziemlich spät war, beschloss Carlotta, der Zuchthäuslerin einen Besuch abzustatten.
    »Sie ist fort«, sagte Gabriel.
    Amelia atmete auf. »Ich warte noch ein paar Minuten, bis es richtig dunkel ist, dann gehe ich ebenfalls.« Die Sonne war bereits untergegangen; nicht mehr lange, und es würde stockfinster sein.
    Gabriel schwieg.
    »Es tut mir Leid, dass Ihnen meine Gegenwart unangenehm ist«, fuhr sie fort. Sie vermied es, ihn anzusehen. »Ich werde nicht wieder herkommen.«
    »Ich glaube, wir können beide nicht leugnen, dass wir uns zueinander hingezogen fühlen«, flüsterte Gabriel mit belegter Stimme. »Sie fühlen es auch, das spüre ich.« Was ihn betraf, hielt er diese Anziehungskraft für gefährlich in ihrer Intensität; doch das behielt er für sich.
    »Ja, das stimmt«, erwiderte Amelia leise und hob den Blick zu ihm. Er empfand das Gleiche wie sie; sie wusste, dass sie es sich nicht eingebildet hatte.
    »Aber unter den gegebenen Umständen sollten wir nichts beginnen, über dessen weiteren Verlauf wir nicht entscheiden können.«
    Obwohl er zweifellos Recht hatte, versetzten seine Worte ihr einen Stich. »Ich weiß. Ich habe kein Recht, Sie in diese Lage zu bringen.« Die Stimme versagte ihr für einen Augenblick. »Aber Sie sind der Einzige, dem ich vertrauen kann … dem ich mich anvertrauen kann.«
    »Sie möchten, dass wir Freunde sind.«
    »Ja. Ich brauche Sie … als Freund. Ich bin schrecklich einsam.« Amelia empfand sehr viel mehr als Freundschaft für ihn, musste ihre Gefühle jedoch unterdrücken, damit sie ihn weiterhin sehen konnte. Sie hatte kein Recht, mehr zu erwarten.
    »Dann werde ich gern Ihr Freund und Vertrauter sein. Mehr darf es unter den Umständen ohnehin nicht zwischen uns geben. Ich hoffe, Sie verstehen das.« Eine Liebesbeziehung könnte zur Folge haben, dass sie nach Van-Diemens-Land zurückgeschickt wurde. Das durfte er auf keinen Fall riskieren. Er wollte sie in seiner Nähe haben. Er streckte die Hand aus, und sie legte ihre hinein. Die Geste hatte etwas Tröstliches, Beruhigendes. Doch als sie aufblickte und in seine dunklen Augen schaute, sah sie sehr viel mehr als freundschaftliche Wärme darin. Beide hatten sich auf gefährliches Terrain begeben, aber keiner hatte die Kraft umzukehren.
    Als Amelia auf die Lichtung trat, von der die Farm umschlossen wurde, sah sie den Schein einer Laterne unweit ihrer Hütte. Erschrocken blieb sie stehen. Hatte Evan etwas von ihrem nächtlichen Ausflug mitbekommen? Dann aber sah Amelia, wie die Laterne auf den Boden gestellt wurde, und sie erkannte die Umrisse Carlottas.
    »Was will die denn hier?«, brummte sie zornig vor sich hin. Carlotta durfte auf keinen Fall sehen, dass sie vom Leuchtturm her kam. Im Schutz der Dunkelheit huschte Amelia am Rand der Lichtung entlang bis zur Rückseite des Haupthauses und trat dann zwischen diesem und ihrer Hütte hervor. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie atmete tief durch und ging dann entschlossen weiter.
    »Du meine Güte, haben Sie mich erschreckt!«, rief sie in gespielter Überraschung, als sie abrupt vor Carlotta stehen blieb. »Was tun Sie denn hier?«
    »Ich habe Sie gesucht.« Carlottas Augen wurden schmal. »Wo waren Sie denn?«
    Obwohl sie sich nicht rechtfertigen musste, hielt Amelia es für klüger, Carlotta zu antworten, damit diese ihr keine Schwierigkeiten machte. »Ich habe noch nach den neuen Lämmern geschaut.«
    »Ohne Laterne? Wie konnten Sie denn da etwas sehen?«
    Amelia war kurz davor, aus der Haut zu fahren, beherrschte sich aber. »Lämmer sind weiß, wie Sie vermutlich wissen, und der Mond scheint hell genug. Was wollen Sie eigentlich hier?«
    Die Frage traf Carlotta völlig unvorbereitet. In ihrem Zorn darüber, dass die Zuchthäuslerin nicht da gewesen war, und ihrer Eifersucht, weil sie die Frau bei Gabriel vermutete, hatte sie ganz vergessen, sich eine Ausrede zurechtzulegen. »Edgar hat sich vor seiner Schicht ein wenig hingelegt, und … und da dachte ich, wir könnten uns vielleicht ein bisschen unterhalten«, sagte sie stockend.
    »Ich muss früh raus, und ich bin müde, Carlotta«, erwiderte Amelia kurz angebunden. »Vielleicht ein

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