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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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sie, dass wir wie Schwestern zueinander sind. Ich weiß nicht, was sie im Schilde führt, aber ich habe das dumpfe Gefühl, ich werde es bald herausfinden.«
    Gabriel machte sich seine eigenen Gedanken über Carlotta. So sehr ihre plumpen Annäherungsversuche ihn abstießen – dass sie eine Affäre mit ihm anfangen wollte, konnte er kaum noch ignorieren. Deshalb hielt er es für klüger, das Thema zu wechseln, bevor ihm eine unbedachte Äußerung entschlüpfte. »Wie kommen Sie inzwischen mit den Finnlay-Kindern aus?«
    »Viel besser. Der kleine Milo sucht immer mehr meine Nähe. Ich glaube, er vermisst seine Mutter.«
    »Ja, ihr Tod war für alle ein schwerer Schlag, aber für die Jüngsten war es besonders hart.«
    »Merkwürdig, aber in den vergangenen Tagen habe ich schon zweimal ›Marcus‹ zu Milo gesagt. Ich weiß gar nicht, wieso.«
    »Vielleicht erinnert er Sie an ein Kind dieses Namens, das Sie kannten.«
    »Ob ich einen Sohn habe, der Marcus heißt?«
    Gabriel warf ihr einen verwunderten Blick zu. »Kann ich mir nicht vorstellen.« Wie kam sie darauf? Außerdem wollte er nicht, dass sie verheiratet war – eine Erkenntnis, die ihn selbst überraschte.
    Verstohlen schaute er auf ihren Ringfinger. Amelia fing seinen Blick auf. Kein Abdruck, kein heller Streifen deutete darauf hin, dass sie jemals einen Ehering getragen hatte. Natürlich hätte sie auch ein uneheliches Kind haben können, doch sie brachte es nicht über sich, diesen Gedanken laut zu äußern. Außerdem konnte sie es sich beim besten Willen nicht vorstellen. »Kann man einer Frau denn ansehen, ob sie ein Kind hat?«, fragte sie in aller Unschuld.
    Mit einem heimlichen Seitenblick auf ihre zierliche Taille antwortete er verlegen: »Nein, ich glaube nicht. Vielleicht gibt es Anzeichen, die eine Frau erkennen würde. Aber ich war nie verheiratet, ich bin kein Fachmann.«
    »Möchten Sie denn irgendwann heiraten?« Die Frage war ihr herausgerutscht, bevor sie es verhindern konnte.
    »Ja. Irgendwann möchte ich mein Leben mit jemandem teilen.« Er fand es seltsam, dass ihm das gerade eben bewusst geworden war. Wieso jetzt, zu diesem Zeitpunkt?
    »Aber wie wollen Sie hier eine Frau kennen lernen? Glauben Sie, eine potenzielle Ehefrau wird auf die Klippen gespült wie eine Meerjungfrau?«, fragte sie lächelnd.
    »Wer weiß«, gab Gabriel zurück und erwiderte ihr Lächeln.
    Amelia wurde rot, als ihr einfiel, dass sie selbst auf diese Weise auf die Insel gelangt war.
    Eine Zeit lang schwiegen beide. Stumm sahen sie sich im dämmrigen Licht zwischen dem Aufflammen des Leuchtfeuers an. Es war, als würden sie voneinander angezogen, als trieben sie unaufhaltsam aufeinander zu. Amelia merkte, dass ihr Mund trocken geworden war. Gabriels dunkle Augen ruhten zärtlich auf ihr.
    »Sie sollten jetzt besser gehen«, flüsterte er.
    Damit hatte sie nicht gerechnet. »Ist es Ihnen unangenehm, dass ich hier bin?«, fragte sie. Ihr Gesicht brannte. »Sie halten mich für eine Zuchthäuslerin … ist das der Grund?«
    »Nein …«
    Im gleichen Augenblick hörten sie, wie von unten jemand Gabriels Namen rief. Es war Carlotta.
    Gabriel stöhnte missmutig auf.
    Amelia erschrak. »Ich will nicht, dass sie mich hier findet«, wisperte sie.
    »Ich werde sie abwimmeln«, raunte Gabriel ihr zu. Als er sich an ihr vorbeischob, berührten sich ihre Hände, und beide zuckten zurück. Eilig stieg er die schmale Treppe hinunter.
    Carlotta hatte bereits die ersten Stufen genommen.
    »Was wollen Sie hier?«, fragte Gabriel ungehalten.
    »Ich dachte, ich bringe Ihnen Tee«, erwiderte sie, wobei sie ihn anzüglich betrachtete.
    Gabriel mochte Edgar und hielt ihn für einen anständigen Kerl; umso mehr erboste ihn das schamlose Benehmen seiner Frau. »Ich bringe mir meinen eigenen Tee mit«, versetzte er schroff.
    »Aber der hier ist heiß«, säuselte sie und machte einen Schritt auf ihn zu. Ihre Augen funkelten begierig.
    »Ich will ihn aber nicht!«, brauste er auf. Als sie ihn verblüfft anstarrte, fügte er ruhiger hinzu: »Trotzdem vielen Dank. Ich muss jetzt wieder hinauf. Die Dochte müssen gekürzt werden.«
    »Ich könnte Ihnen ein wenig Gesellschaft leisten.«
    »Nein, das geht nicht, ich muss mich konzentrieren.« Gabriel blieb demonstrativ stehen und wartete, dass Carlotta wieder hinunterging, was sie mit sichtlichem Widerwillen tat.
    »Gute Nacht«, sagte sie schmollend.
    »Gute Nacht.« Er schloss die Tür hinter ihr ab.
    Carlotta schäumte vor Wut, als sie hörte,

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