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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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lassen, aber dafür reichte seinGeld einfach noch nicht. Vielleicht würde er das Haus ein oder zwei Jahre unterhalten können, wenn er die Mermaid verkaufte, womöglich übernahm sie ja auch ein Mitglied der Mannschaft, und Seegall konnte am Geschäft beteiligt bleiben. So viel abwerfen, dass es reichte, Celestines Bedürfnisse für den Rest seines Lebens zu befriedigen, würde das jedoch nie. Die Aussicht, sich die Ladung der Isabella Santa anzueignen, erschien ihm da wie die Antwort auf all seine Gebete. Wenn das Risiko nur nicht gar so groß wäre.
    »Wir könnten sie manövrierunfähig schießen«, bemerkte Bonnie zögernd. Sie sprach sich nicht gern gegen den vorsichtigen Sanchez aus, aber wenn es denn schon sein musste … Jefe hatte Recht, die Prise war zu verlockend. Und so hatte sie den ganzen Nachmittag über eine Strategie nachgedacht, die das Risiko so weit wie möglich minimierte. »Also, wenn wir wirklich hinter dieser Insel Deckung finden. Wir müssten in dem Moment feuern, in dem wir in Sicht kommen. Und wir müssten natürlich treffen, auf weite Distanz.«
    Die Schiffskanonen der Mermaid hatten eine Reichweite von mehr als tausend Yards, auf See war es jedoch kaum möglich, präzise zu zielen. Schon auf hundert Yards wurde es schwierig. Zum Glück hatte die Mermaid in Bonnie einen wirklich erstklassigen Kanonier.
    »Wenn wir auf zweihundert Yards rankommen, traue ich es mir zu!«, erklärte Bonnie selbstbewusst. »Und Rivers kann’s auch …« Sie wies auf den Zweiten Kanonier. »Wenn wir denen eine Breitseite verpassen, und ich nehme gezielt die Takelage aufs Korn und Rivers den Schiffsrumpf knapp über der Wasserkante … Das Schiff soll ruhig ein bisschen leckschlagen, aber nicht gleich untergehen. Dann ist nichts mehr mit Abhauen, und beschäftigt ist die Mannschaft obendrein, weil alle Angst haben, dass sie absaufen …«
    Jefe grinste. »Na also, was sag ich euch? Auflauern, überraschen, abschießen und entern – was ist groß dabei? Und schon sind wir reich. Kommt Leute, da könnt ihr doch nicht Nein sagen!«
    Sanchez schüttelte den Kopf. »Ihr habt die Bucht und die Insel nicht mal gesehen, Caesar und Bobbie«, wandte er ein, aber es war kein sehr stichhaltiges Argument.
    Captain Seegall hatte vorher gesagt, ihr angestrebtes Versteck sei optimal – zumindest wenn die Isabella nicht zu weit vom Land entfernt segle. Damit war jedoch nicht zu rechnen. Solange es möglich war, hielten sich eigentlich alle Schiffe in Sichtweite der Küste.
    Seegall rieb sich die Stirn. »Also stimmen wir ab, Leute«, meinte er. »Wer ist fürs Entern?«
    Die Hände der Seeleute flogen hoch. Als einer der letzten meldete sich Bonnie.
    »Gegenstimmen?«
    Sanchez hob trotzig den Arm, aber mit ihm stimmten nur noch der Koch, der Schiffszimmermann und zwei weitere ältere Mannschaftsmitglieder.
    Jefe frohlockte. »Na also, Captain! Noch eine Schlacht, dann winkt der verdiente Ruhestand!«
    Seegall musterte ihn ernst. »Es wird auf jeden Fall meine letzte Schlacht«, meinte er dann. »Egal, wie es ausgeht …«
    Was die Bucht und die Santo Domingo vorgelagerte Insel anging, hatten der Captain und die anderen Befürworter der Aktion nicht zu viel versprochen. Das Eiland war unbewohnt und von dichtem Urwald überwuchert. In der Mitte ragte ein Felsen auf, wie geschaffen dafür, die Mermaid zu verbergen. Es gab zurzeit auch genügend Wind, um das Schiff rasch in Fahrt zu bringen, die Piraten würden sich ihrem Opfer in hohem Tempo nähern können. Nun hieß es nur noch zu warten und zu hoffen, dass sich die Wetterverhältnisse nicht änderten. Die Spannung anBord steigerte sich mit jedem Tag, ja jeder Stunde, die verging. Abgesegelt war die Isabella Santa wohl noch nicht. Das Schiff war zwischen Jamaika und Hispaniola in einen schweren Sturm geraten, und die Reparaturen in Santo Domingo dauerten anscheinend länger, als Seegall beim Absegeln der Mermaid angenommen hatte.
    Bonnie und ihre Helfer übten zum hundertsten Mal die blitzschnelle Ausrichtung ihrer Kanone, als Sanchez sich zu ihr gesellte.
    »Angst?«, fragte er.
    Bonnie wollte nicken, doch dann fiel ihr gerade noch rechtzeitig ein, dass sie ja Bobbie, ein Mann, war.
    »Na… natürlich nicht, Sanchez. Ich … ich krieg das hin mit der Kanone, ich … ich freu mich schon …« Es klang nicht sehr zuversichtlich.
    Sanchez grinste. »Warum hast du dafür gestimmt, Bobbie?«, fragte er. »Du bist doch sonst ein vernünftiger Junge. Und das hier …

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