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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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gerade mit der Mermaid untergingen. Und dann explodierte es hinter ihr. Captain Seegalls Schiff wurde von einem Flammenmeer verschluckt. Die Franzosen johlten. Sie hatten die Pulverkammer getroffen, das Piratenschiff gezielt versenkt.
    Bonnie schwamm um ihr Leben, während um sie herum Wrackteile ins Wasser donnerten. Mit einem Seitenblick erfasste sie die Isabella  – vielleicht konnten die Enterer sich ja mit deren Kanonen gegen die Franzosen wehren? Aber die Soldaten an Bord der Jeanne d’Arc hatten längst ihre Musketen auf die Piraten an Deck der spanischen Fregatte gerichtet.
    »Waffen wegwerfen! Oder wollt ihr, dass wir den Kahn auch noch versenken?«
    Der Kapitän brüllte den Befehl auf Französisch hinüber und wiederholte ihn auf Spanisch, als die Freibeuter nicht sofort reagierten. Als einer der Männer zu fliehen versuchte, indem er von der Isabella ins Meer sprang, knallte ein Schuss. Er wurde getroffen, noch bevor er die Reling erreichte. Sanchez ließ als Erster die Waffen sinken, die anderen Männer taten es ihm nach.
    Bonnie klammerte sich verzweifelt neben Rivers an eine Holzplanke und kämpfte gegen den Sog des untergehenden Schiffes an. Sie sah, dass ein paar der anderen Schiffbrüchigen zu der kleinen Insel schwammen, aber sie hatte nicht die Kraft dazu und wusste auch nicht, was eine solche Flucht bringen sollte. Natürlich konnte man versuchen, sich zu verstecken oder zu verteidigen, aber letztlich würde das nur einen Aufschub bedeuten. Die Insel war zu klein, um sich dort dauerhaft zu verbergen.
    Bonnie wusste später nicht, wie lange sie im Wasser gewesen war. Wahrscheinlich hatten die französischen Soldaten keine halbe Stunde gebraucht, um die Piraten auf der Isabella gefangen zunehmen und sich dann darum zu kümmern, die Überlebenden der Mermaid aus dem Wasser zu bergen. Für Bonnie dehnte sich die Zeit jedoch zu Stunden. Bevor sie die Schiffbrüchigen einsammelten, holten die Franzosen das schwimmende Treibgut von der Mermaid in ihre Boote, ein paar Seekisten und andere Dinge, die sich als wertvoll erweisen konnten. Und dann lieferten sie sich noch ein Gefecht mit den Piraten, die sich auf das Inselchen geflüchtet hatten. Bonnie musste zusehen, wie weitere ihrer Freunde fielen – die Männer auf der Insel kämpften verbissen, aber ohne jede Chance. Bis Bonnie endlich jemand ein Seil zuwarf, waren ihre Finger fast abgestorben.
    »Raufklettern!«, befahl eine Stimme aus dem Rettungsboot, während sie sich noch mühte, auch nur das Tau zu fassen. »Und keine Tricks! Wer eine Waffe zieht, ist des Todes!«
    Tatsächlich empfingen die Militärs die geretteten Piraten in ihren Beibooten und dann an Bord der Jeanne d’Arc mit geladenen Musketen. Sie überließen nichts dem Zufall – vielleicht hatten sie ja früher schon mit Freibeutern zu tun gehabt und wussten, dass Männer wie Sanchez oder Jefe immer für eine Überraschung gut waren. Bonnie ließ sich jedoch willenlos abführen. An ihrem Gürtel hing zwar das Schlachtermesser, doch nach dem Überlebenskampf im Wasser hätte sie gar nicht die Kraft gehabt, es schnell zu ziehen. Und sie allein gegen ein schwer bewaffnetes Kriegsschiff?
    »Teufel auch, das sind Franzosen!«, schimpfte Sanchez. Er schien seine erste Benommenheit überwunden zu haben und lamentierte bereits wieder, als man Bonnie in eine Ecke auf dem Deck der Jeanne d’Arc stieß, in der man die Piraten gesammelt hatte. »Was mischen die sich hier ein?«
    Captain Seegall warf ihm einen traurigen Blick zu. Der Kapitän war kreidebleich im Gesicht, sein feuchter Bart wirkte im Kontrast dazu so dunkel, dass man an eine Wiedergeburt Blackbeards hätte glauben können.
    »Das war das Ende«, sagte er tonlos. »Damit haben die guten Zeiten geendet. Als sie anfingen, gemeinsame Sache zu machen. Wir waren plötzlich der Feind … und sie jagten uns … sie jagten uns wie die Hasen …«
    Bonnie biss sich auf die Lippen. Sie hatte davon gehört. Von den goldenen Zeiten der Piraterie, die für Blackbeard und die Seinen ein einziger Triumph gewesen waren, für die Handelsschifffahrt in der Karibik aber eher ein Albtraum. Damals hatten sich England, Frankreich, Spanien und auch die weniger bedeutenden Seefahrerstaaten immer wieder gegenseitig bekriegt. Ihre Herrscher waren so weit gegangen, den Freibeutern Kaperbriefe auszustellen, die ihr Tun legalisierten, Kaufleute und Gouverneure hatten Piratenschiffe finanziert und ausgesandt. Wenn man nur wusste, wer gerade mit wem im

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