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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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hatte Akwasi also jahrelang nur am Weihnachtstag sehen können und dabei wenig von ihm gehabt. Der kleine Jefe hatte allerdings für diese Tage gelebt – für Akwasis endlose Erzählungen von Nanny Town, von Freiheit, von Afrika … und von Flucht! Anscheinend dachte Jefes Vater an nichts anderes und entwarf einen Plan nach dem anderen. Er versuchte es auch zweimal – wurde aber immer wieder eingefangen, was Jefe überraschte und in Wut brachte.
    Bonnie hörte sich Jefes Berichte über die für das Scheitern der Flucht verantwortlichen unglücklichen Zufälle stets kommentarlos an, schließlich wollte sie Jefe nicht verärgern. Insgeheim vermutete sie jedoch, dass Jefes Vater genauso verrückt war wie ihre Mutter. Auf Grand Cayman gab es keine Blue Mountains, die Insel war klein und bis zum letzten Winkel erschlossen. Hier versteckte sich kein Maroon. Ausgebrochene Sklaven wurden umgehend wieder auf ihre Plantagen zurückgebracht, man machte sich nicht mal die Mühe, sie besonders drakonisch zu bestrafen. Allerdings kam es vor, dass sie auf der Flucht erschossen wurden, wenn sie sich gegen ihre Verhaftung wehrten.
    Und genau das war mit Akwasi geschehen, als Jefe zehn Jahre alt gewesen war. Seitdem existierte sein heldenhafter Vater nur noch in seiner Erinnerung. Máanu war auf Grand Cayman geblieben, was hätte sie auch tun sollen? Einer Schwarzen hätte niemand das Geschäft zu einem ehrlichen Preis abgekauft. Und völlig mittellos wegzuziehen hätte nur erneut in die Sklaverei geführt.
    Bonnie glaubte nicht, dass es Miss Máanu wirklich in der Hafensiedlung gefiel, aber es gab für sie ebenso wenig Möglichkeiten zur Flucht wie für eine Sklavin.
    Bonnie erreichte nun Máanus Laden und fühlte sich gleich besser, als sie das einladende weiße Sonnensegel sah, das die saubere, bunt gestrichene Veranda beschattete. Sie war immer froh, wenn sie all die Bars und Bordelle rund um den Hafen passiert hatte, ohne belästigt worden zu sein. Máanus Laden hatte etwas Anheimelndes … Bonnie liebte den Geruch der Gewürze und den Anblick der frischen Früchte und Gemüsesorten, die Máanu in ordentlichen Regalen auf der Veranda ihres Geschäftes ausstellte. Es erinnerte an einen Marktstand, wahrscheinlich wollte sie vorbeigehenden Passanten gleich Appetit machen. Alle sonstigen Waren waren im Innenraum des Ladens gestapelt – hauptsächlich Lebensmittel, jedoch eher Trocken- und Hülsenfrüchte, Kohl, der in Fässern eingelegt war, Mehl und Zucker, und natürlich größere Mengen Schiffszwieback. Von den Einkäufen der wenigen Leute in der Siedlung konnten Máanu und Jefe nicht leben, die meisten ihrer Waren verkauften sie an die Proviantmeister der Schiffe, die hier anlegten, um ihre Vorräte aufzustocken.
    Bonnie stieg mühsam die Stufen zur Veranda hinauf – und fühlte ihr Herz höher schlagen, als sie drinnen Máanus und Jefes Stimmen hörte. Sie hatte also Glück, er war da! Aber die Unterhaltung von Mutter und Sohn klang nicht sonderlich harmonisch. Im Gegenteil, sie schienen sich zu streiten.
    »Jefe, du bist fast achtzehn Jahre alt!«
    Máanu versuchte, ruhig zu bleiben, doch Bonnie hörte, dass sie verärgert war. Die freie Schwarze sprach korrektes Englisch. Auch das war Bonnie anfänglich unglaublich erschienen, in den letzten Jahren hatte sie jedoch so oft mit Máanu und Jefe zu tun gehabt, dass auch sie sich mittlerweile ganz ordentlich ausdrücken konnte, wenn sie es wollte.
    »Du kannst nicht dein Leben damit vergeuden, im Hafen herumzulungern und darauf zu warten, dass dir irgendjemand ein paar Münzen dafür gibt, ein Schiff zu beladen!«
    »Und was soll ich sonst tun?«, fragte Jefe herausfordernd.
    Bonnie schob sich etwas näher an die mit einem aus bunten Flatterbändern bestehenden Fliegenvorhang versehene Ladentür, um die beiden sehen zu können. Jefe hockte auf einem Sack getrockneter Bohnen, die kräftigen Beine in den weiten Leinenhosen lässig hochgezogen, als fläze er sich auf einem Sofa. Er war außerordentlich stark, die Muskeln unter seinem weiten Hemd hätten zu einem Preisringer gehören können. Jefe trug sein Haar kurz. Sein Gesicht war tiefschwarz. Er hatte die hohen Wangenknochen von seiner Mutter geerbt, aber nicht ihre schräg stehenden Augen. Seine waren eher rund und weiter auseinanderstehend unter ausgeprägteren Brauen. Jefes Mund war breit, wenn er lachte, sah er unwiderstehlich aus. Doch Jefe lachte selten.
    Máanu zuckte die Schultern. Sie gab es offenbar auf, in

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