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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Einzige in dieser illustren Gesellschaft bin.«
    Nora lachte. »Wir haben bislang auch darauf verzichtet, uns einen Adelstitel zu kaufen«, erklärte sie ohne große Umstände. »Mein Name ist Nora Fortnam – das wissen Sie natürlich. Wer auch immer Sie mitgebracht hat, wird Ihnen ja wohl gesagt haben, bei wem Sie zu Gast sein werden. Und dies ist meine Tochter Deirdre … Deirdre, was starrst du Dr. Dufresne so an? Willst du nicht wieder tanzen? Sicher vermisst man dich …«
    Deirdre schüttelte den Kopf, so eifrig, dass sich ein paar Blumen aus ihrem Zopf lösten. »Nein, ich … ich komme mit … sicher kann ich … helfen …«
    Nora ließ sich die Überraschung über Deirdres Angebot nicht anmerken. Im Allgemeinen interessierte ihre Tochter sich überhaupt nicht für Medizin, was Nora schade fand. Aber heute mochte die Sorge um Nafia ihre Anteilnahme erklären. Und anscheinend hatte auch Dr. Dufresne ihre Aufmerksamkeit erweckt.
    Der junge Arzt schien ebenfalls sehr angetan von Deirdres Begleitung. Er folgte ihr, als sie den Weg durch den Garten zumKüchenhaus wählte, und entdeckte dabei die Grasflecken auf ihrem weißen Kleid.
    »Sie haben Ihr wunderschönes Kleid beschmutzt, als Sie sich ins Gras gekniet haben, Miss Deirdre«, sagte er bedauernd mit seiner weichen Stimme, »aber die Kleine getröstet.«
    Er zerzauste liebevoll Nafias krauses Haar. Das Mädchen schluchzte immer noch ein wenig vor sich hin und machte das Desaster mit Deirdres Kleid noch schlimmer, indem es sich daran festklammerte und in die Stoffbahnen weinte.
    Deirdre sah stirnrunzelnd an sich hinunter. »Oh«, seufzte sie. »Wie dumm. Grasflecken. Die gehen womöglich gar nicht mehr raus …« Dann lächelte sie. »Aber vielleicht kann man ja auch den ganzen Rock grün färben, oder, Mommy?«
    Nora zuckte die Schultern. »Wir werden sehen«, meinte sie. »Ich muss mir das bei Tageslicht anschauen. Lass den Rock jetzt los, wenn es geht, Nafia, du brauchst ihn nicht auch noch als Schnupftuch zu verwenden.« Sie suchte angelegentlich in ihren eigenen Röcken und förderte schließlich ein Taschentuch hervor, das sie der Kleinen reichte. »Hier, Nafia, jetzt schnäuz dich, und sei ein großes Mädchen. Was soll denn sonst der Doktor von dir denken? Hast du dich bei dem überhaupt schon bedankt? Vielen Dank auch noch einmal für die Hilfe bei Lady Warrington, Dr. Dufresne …«
    Nora wechselte rasch das Thema. Wenn Dr. Dufresne irgendwo in den Kolonien lebte, musste er es befremdlich finden, dass Deirdre sich halbwegs kundig über das Reinigen und Färben von Kleidern äußerte. Die meisten Frauen überließen die Sorge um ihre Garderobe allein ihren schwarzen Dienerinnen – und zeigten sich weniger verständnisvoll als ungehalten, wenn es denen nicht gelang, einen Fleck zu entfernen. Nun war Nora sehr daran gelegen, dass Deirdre sich nicht wie ein verwöhntes Dummchen verhielt, der junge Doktor sollte ihre Tochter jedoch nicht für hinterwäldlerisch halten.
    »Sie … praktizieren nicht in Kingston, oder?«, erkundigte sich eben Deirdre bei ihrem Gast. Keine sehr wohlüberlegte Frage. Die Fortnams hätten zweifellos davon gehört, wenn sich in der Stadt eine neue Arztpraxis etabliert hätte. Deirdre korrigierte sich auch gleich. »Wo kommen Sie her?«, fragte sie frei heraus.
    Dr. Dufresne lächelte, und Nora nahm kleine Fältchen um seine Lippen wahr. Ein sicher ernsthafter junger Mann, der jedoch auch gern lachte. Sie fand ihren Gast ausgesprochen sympathisch.
    »Jetzt unmittelbar aus Europa«, gab er gelassen Auskunft, während sie das Küchenhaus betraten.
    Die Küche in Cascarilla Gardens war luftig und offen wie das gesamte Haupthaus. Sie bot unmittelbaren Zugang zum Küchengarten, in dem Nora auch Heilpflanzen zog, und zu einem klaren Bach, aus dem die Köchinnen Wasser schöpften. Dufresne vermerkte wohlgefällig, dass alles sauber und ordentlich wirkte. Die Küchenmädchen waren bereits mit dem Spülen des Geschirrs und dem Scheuern der Töpfe beschäftigt. Nora begrüßte sie freundlich, lobte ihre Köchin für das hervorragende Essen und wandte sich dann einem kleinen Schrank zu, in dem sie ein paar wichtige, vor allem bei kleinen Unfällen nützliche Heilmittel aufhob. Dr. Dufresne unterwarf die Verbandsstoffe, Salben und Lotionen einer kurzen Prüfung.
    »Ich habe in den letzten Jahren in Paris und London studiert«, erzählte er dabei weiter und wählte schließlich zwei Präparate aus. »Hier, ich würde das

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