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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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mir?«
    Jefe straffte sich. »Von dir will ich gar nichts«, meinte er. »Ich will … ich muss … den Doktor sprechen.«
    Die beiden standen immer noch in der offenen Haustür, beleuchtet von der Laterne, die Sabina für Victor angelassen hatte, als sie das Haus verließ. Jetzt schaute Deirdre über Jefes Schulter hinweg – und erkannte schemenhaft eine Gestalt im Dunkel des Gartens.
    »Mein … mein Mann ist nicht da«, hob sie an, aber in dem Moment trat Victor näher.
    »Womit kann ich helfen … Caesar?«, fragte er hart. »Da du schon freundlicherweise nichts von meiner Frau willst, zumindest nichts mehr?«
    Victors Stimme klang so scharf, wie Deirdre sie noch nie gehört hatte. Und nun sah sie auch sein Gesicht. Es spiegelte Wut und Abscheu wider – und Enttäuschung, als er sich Deirdre zuwandte.
    »Das war es also, Deirdre. Deshalb deine Trauer, deine Schwermut in all der Zeit, nachdem er weg war. Ich hab’s auf alles Mögliche geschoben, nur das Offensichtliche ist mir entgangen. Dein Pirat hatte sich abgesetzt. Hatte genug von dir, nachdem ihr es hier wochenlang unter meinen Augen getrieben hattet! Was war ich bloß für ein argloser Idiot! All die Ausritte, die Ausreden, wenn du stundenlang wegbliebst. All die Gründe, warum Caesar unbedingt hierhin mitmusste und dahin. Ich hab mir nie was dabei gedacht, Deirdre! Was euch wahrscheinlich amüsiert hat. Habt ihr über mich gelacht, Caesar? Hat meine Dummheit euch noch zusätzlich erregt? Nachdem es wahrscheinlich jeder wusste außer mir – und Bonnie, die wurde doch wohl auch betrogen!«
    Die letzten Worte schleuderte er erneut Jefe entgegen und hob dabei die Hand, als ob er ihn schlagen wollte. Jefe ging sofort in Verteidigungsposition. Victor hatte jedoch rechtzeitig innegehalten. Er war kein Mann, der sich prügelte.
    »So war es doch gar nicht …« Deirdre trat auf ihn zu und fasste seine Hand. »Das musst du mir glauben, ich … Ich hab das nicht … nicht absichtlich gemacht. Es passierte einfach. Es war ein Irrtum, ein Irrweg, wir … wir durften gar nicht …«
    »Ich hab nicht genug von ihr gehabt!«, trumpfte dagegen Jefe auf. »Ich hätte nie genug von ihr bekommen. Aber es ist ja auch egal, wir durften einander ohnehin nicht lieben …«
    Deirdre achtete nicht auf ihn. »Es tut mir so leid, Victor!«, flüsterte sie.
    Victor schnaubte. »Da habe ich eben noch das Gegenteil gehört«, bemerkte er. »Noch vor drei Minuten hast du gesagt, dass du nichts bereust.«
    Deirdre biss sich auf die Lippen. Er hatte also das ganze Gespräch mitgehört. Oder doch fast alles. Hätte er den Garten direkt hinter Jefe betreten, wäre sein Kommen den geschärften Sinnen des Rebellen sicher nicht entgangen.
    »Ich habe auch gesagt, dass es vorbei ist!«, rief sie. »Und ich … also es … es tut mir vielleicht nicht leid, was ich mit Jefe hatte, aber es tut mir leid für dich. Ich … ich wollte dir niemals wehtun, dich niemals verlassen. Ich liebe dich, Victor …«
    Jefe biss die Zähne zusammen. Sie hatte ihn niemals verlassen wollen. Jetzt zumindest wusste er es. Er hatte die Mermaid und ihre Besatzung völlig grundlos ans Messer geliefert. Doch der Gedanke an Captain Seegall und seine Leute brachte ihn jetzt wenigstens so weit wieder zu sich, dass er sich an seine Mission erinnerte. Es gab Wichtigeres als eine vergangene Liebe. Und um Himmels willen durfte er sich hier nicht mit Victor Dufresne schlagen! Wenn er den Doktor vollends gegen sich aufbrachte, war alles verloren.
    »Du wolltest also, dass ich es niemals erfahre?«, fragte Victor seine Frau. Jefe gönnte er vorerst keinen weiteren Blick.
    Deirdre nickte schuldbewusst. »Es tut dir doch nur weh«, sagte sie noch einmal. »Das wollte ich dir ersparen. Und es … es ändert auch gar nichts. Es ist längst vorbei, Victor. Bitte, es … es ist doch längst vorbei …« Sie wollte sich an ihn schmiegen, aber Victor wehrte sie ab.
    »Wir können später darüber reden, was es ändert«, sagte er aufgebracht und wandte sich von ihr ab. »Vorerst sollten wir uns mit dem beschäftigen, was deinen … deinen alten Freund hierher geführt hat. Was ist los, Caesar? Geht es um Macandal?«
    Jefe bemerkte fasziniert, dass jede Wut aus dem Gesicht des Arztes gewichen war. Victor schaute ihn forschend an wie seine Patienten oder deren Angehörige. Bisher hatte Jefe stets auf Victor herabgesehen, jetzt kam er nicht umhin, ihn für seine Beherrschung zu bewundern.
    Der junge Mann senkte die

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