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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Deirdres Dafürhalten viel zu warm für das Klima auf Hispaniola. Aber um eventuelle Transpiration zu übertünchen, hatten sie schließlich ausreichend Parfüm verwandt. Deirdre wurde schwindlig von den verschiedenen, miteinander konkurrierenden Düften.
    Jacques Dufresne versicherte seiner Schwiegertochter, die förmlich vor ihm knickste, er sei entzückt von ihrem Anblick – und Deirdre las in seinen Augen, dass er nicht log. Nun war sie die bewundernden Blicke von Männern jeden Alters gewöhnt, sie nahm das Kompliment mit einem Lächeln an. Madame Dufresne äußerte sich zurückhaltender.
    »Du solltest eine Perücke tragen«, bemerkte sie, nachdem sie Deirdres schönes Gesicht und ihre makellose Figur wohlwollend in Augenschein genommen hatte. »Dein Haar ist sicher … hm … reizvoll, aber doch etwas … aus dem Rahmen fallend …«
    Deirdre wusste nicht recht, was sie darauf erwidern sollte, doch jetzt kam ihr Victor zum Glück zu Hilfe.
    »Mutter, alles an meiner wunderschönen Gattin ist aus dem Rahmen fallend«, bemerkte er mit charmantem Lächeln. »Eben deshalb habe ich sie mir ja ausgesucht – statt zum Beispiel um Yvette Courbain zu werben …«
    Über Madame Dufresnes Gesicht zog ein Schatten der Verärgerung.
    »Psst, Victor! Die Courbains sind hier …«
    Sie wies in das Speisezimmer, wo Gérôme eben eine junge Frau hofierte, die wie eine Kopie der Madame Pompadour wirkte. Ein anderer jüngerer Mann – wahrscheinlich Victors ältester Bruder Gisbert – unterhielt sich mit einem älteren Ehepaar.
    Victor lächelte verbindlich, Deirdre erkannte allerdings an seinem Ausdruck, dass er eher ein Seufzen unterdrückte. Dann bot er ihr jedoch galant seinen Arm, führte sie, gefolgt von seinen Eltern, in den festlich geschmückten Raum und stellte sie Gisbert und seinen Gästen vor.
    »Deirdre, unsere nächsten Nachbarn, Madame und Monsieur Courbain und ihre entzückende Tochter Yvette. Meinen Bruder Gérôme kennst du schon, und dies hier ist Gisbert …«
    Deirdre knickste, tauschte höfliche Verbeugungen und ließ sich von den Herren die Hand küssen. Die Courbains waren Leute in mittlerem Alter, beide etwas beleibt. Sie schienen gleichermaßen gern zu essen und warfen auch jetzt schon interessierte Blicke auf den mit Kristallgläsern und Meißener Porzellan aufs Festlichste gedeckten Tisch. Madame Courbain unterwarf Deirdre einer eindringlichen Prüfung, vielleicht hatte sie ja wirklich mit Victor als Schwiegersohn geliebäugelt. Ihre Tochter Yvette schien allerdings klar Gérôme zu bevorzugen, sie zeigte kein besonderes Interesse an dessen Bruder.
    Deirdre betrachtete die junge Frau mit der neidgeprägtenDistanz, die ihr fast alle gleichaltrigen Frauen entgegenbrachten.Sie sahen schließlich selbst, dass sie schöner war als alle anderen und dass ihr die Blicke aller Männer folgten. Und hier auf Saint-Domingue konnte sich Yvette nicht einmal mit dem gesellschaftlichen Makel trösten, der Deirdre auf Jamaika angehaftet hatte und über den die Mädchen immer wieder gern tuschelten. Andererseits war Deirdre jetzt verheiratet und insofern keine Rivalin mehr. Yvette schenkte ihr schließlich ein Lächeln und erklärte, sie müsse ihr unbedingt alles von Jamaika erzählen und die Neuigkeiten aus Cap-Français.
    Tatsächlich beherrschten dann allerdings die Männer das Tischgespräch. Courbain, Gisbert und Jacques tauschten sich über die Tabakernte aus, die Qualität der Blätter und die Faulheit und Verderbtheit der Sklaven. Courbain waren einige Tage zuvor zwei Männer fortgelaufen, und Gisbert, ein hagerer, großer Mann, der seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten war und auch schon den gleichen, kalten Ausdruck zeigte, erkundigte sich nach dem Fortgang der Jagd. Anscheinend war ein Trupp Aufseher mit Hunden noch unterwegs, um die Leute wieder einzufangen.
    »Aber es geht hier eigentlich nur noch darum, ein Exempel zu statuieren«, bemerkte der feiste Courbain und nahm einen Schluck Champagner, um die Gänseleberpastete hinunterzuspülen, die er in kleinen Gabelhappen, dafür umso kürzeren Abständen in seinen Mund beförderte. »Exzellent, Madame Dufresne!« Er prostete der Gastgeberin zu, bevor er sich wieder an die Herren wandte. »Der eine ist zum dritten Mal weg, der andere versucht es zum zweiten Mal. Also ist der eine hinterher sowieso hin und der andere lahm …«
    »Sie müssten die Gesetze ja nicht mit äußerster Härte anwenden«, mischte sich Victor zum ersten Mal ins

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