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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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für ihre Töchter, aber mit Akwasi war das hoffnungslos. Sosehr Adwea ihren Ziehsohn mochte – eine große Zukunft räumte sie dem ewig renitenten Feldsklaven nicht ein. Entweder würde man ihn eines Tages totschlagen oder verkaufen. Oder er überredete Máanu zur Flucht, und wohin das führte … Die beiden Sklaven der Hollister-Plantage hatte man eine Woche nach ihrer Flucht geschnappt, und der Lord hatte sich nicht nehmen lassen, ein Exempel zu statuieren. Vor den versammelten Sklaven – auch Fortnam hatte seine Leute aufmarschieren lassen, obwohl sich sowohl sein Sohn als auch die Missis darüber empört zeigten – ließ er dem Mann einen Fuß abhacken und die Frau auspeitschen. Der Mann hatte es überlebt. Die Frau dagegen starb einige Tage später und mit ihr das ungeborene Kind.
    »Kann Mann sonst wen lieben«, antwortete Adwea unbestimmt auf die Frage ihrer Tochter. Die Köchin hatte einen verrückten Verdacht, was Akwasi anging, aber den würde sie auf keinen Fall aussprechen. Und sie würde sich auch niemals anmaßen zu sagen, die Missis habe Akwasi vielleicht verzaubert. »Nur eins sicher: dich, Máanu, liebt nicht. Sieht jeder, der hat Augen im Kopf. Du ihn vergessen, Máanu. Hat viele Nigger auf dies Plantage. Viele schöne starke Nigger.«
    Adwea predigte das anhaltend, aber Máanu wollte Akwasi und niemand anderen. Wobei sie fest davon überzeugt war, dass er nur einen Anstoß brauchte, um sie lieben zu lernen. Vielleicht auch einen Befreiungszauber, falls er wirklich von einer anderen besessen war. Máanu wusste sich aber langsam keinen Rat mehr. Was sie allein tun konnte, um Akwasi auf sich aufmerksam zu machen, hatte sie getan. Sie brauchte jetzt die Hilfe der Geister!
    Um die zu beschwören, musste sie allerdings über ihren eigenen Schatten springen, schließlich hatte Adwea Diebstahl immer als die schlimmste Sünde hingestellt. Egal was die Backras auf dem Kerbholz hatten und wie sie ihre Sklaven behandelten: Ihr Eigentum war ihr Eigentum, man durfte sie nicht bestehlen. Nun nahm das niemand unter den Küchensklaven ganz genau, natürlich wurden immer mal Kleinigkeiten abgezweigt, um Freunden oder Familienmitgliedern einen Leckerbissen zukommen zu lassen. Aber größere Dinge nahm man nicht fort.
    Máanu hatte denn auch ein sehr schlechtes Gewissen, als sie des Nachts mit einem Sack aus der Hütte ihrer Mutter schlich. Aber sie kämpfte es entschlossen nieder und wanderte in Richtung der Ställe. Mit zitternden Händen öffnete sie den Sack und lockte die Hennen, die sich ihr bereitwillig näherten. Máanu hatte sie oft gefüttert. Aber jetzt war sie hier, um einen nicht wiedergutzumachenden Frevel zu begehen.
    Máanu stahl ein Huhn.

KAPITEL 6
    D er Obeah-Mann saß vor seiner Hütte, als Máanu im Schatten des Abends zu ihm trat. Wie stets war Kwadwo beschäftigt, auch jetzt rührten seine starken schwarzen Hände in einem Topf, in dem er Schweineschmalz als Basis für eine Salbe erhitzte. Er hatte das Feuer ganz offen entzünden können, Kwadwo brauchte die Ingredienzien für seine Heiltränke und Pasten nicht zu stehlen. Was er nicht selbst sammelte oder anbaute, stellte ihm der Backra bereitwillig zur Verfügung. Schließlich kam es offiziell den Pferden in seinem Stall zugute – die Weißen kannten den Obeah-Mann Kwadwo als Peter, den Kutscher und Stallmeister.
    Unter seinesgleichen bestand Kwadwo allerdings darauf, bei seinem richtigen Namen gerufen zu werden. Dabei war er noch recht jung gewesen, als man ihn an der Elfenbeinküste gefangen hatte – weiße Sklavenjäger, schwarze hätten es nicht gewagt, den Sohn des Medizinmanns anzurühren. Natürlich war Kwadwo selbst damals noch nicht sehr mächtig gewesen. Sein Vater hatte gerade erst begonnen, den Knaben in seine Geheimnisse einzuweihen, wie sein eigener Vater es viele Jahre zuvor mit ihm getan hatte. Die Mitglieder von Kwadwos Familie sprachen mit den Geistern, das war seit Anbeginn der Zeiten so gewesen, und Kwadwo war von Anfang an fest entschlossen, auch in Gefangenschaft nicht mit der Tradition zu brechen.
    Sehr bald hatte sich auch ein Obeah-Mann gefunden, der ihn unterrichtete. Wobei Kwadwo zu Anfang verwirrt war, denn auf der Insel hatten die Geister andere Namen, und viele Beschwörungen wichen von denen ab, die sein Vater ausgeführt hatte. Aber das Schiff der Weißen hatte ihn natürlich auch weit weg von dem Land gebracht, in dem sein Stamm lebte. Gut möglich, dass die Geister ihm dabei nicht hatten folgen können

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