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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Komplimenten. Aber sonst fand sie Simon oft etwas schüchtern – vielleicht normal, wenn man so aus der Bahn geworfen worden war wie er. Sie streifte seine eiskalte Hand, während sie den Strauß entgegennahm.
    Thomas Reed schaute etwas verwirrt, als er ihre Blicke bemerkte.
    »Gut, Nora«, meinte er dann. »Vielleicht gehst du jetzt und lässt den Strauß in eine Vase stellen. Und wir besprechen die für dich zweifellos langweiligen Dinge, aufgrund derer Mr. Greenborough sich so spät noch auf den langen Weg gemacht hat.«
    Nora errötete. »Nein, Papa«, erklärte sie dann. »Ich wollte sagen … äh … für mich ist das keineswegs langweilig, weil, es …«
    »Weil ich …« Simon konnte auf keinen Fall zulassen, dass seine Liebste den Heiratsantrag einfach vorwegnahm.
    Thomas Reed runzelte die Stirn. »Also, was nun, Simon? Lassen Sie mich wissen, was Sie herführt. Und was daran so erbaulich für junge Ladys sein soll. Seit wann interessierst du dich für verloren gegangene Schiffe aus Virginia?«
    Noras Augen blitzten. »Schon immer! Du weißt doch, mich interessiert alles aus Übersee. Die Kolonien, die Schiffe … Simon und ich …«
    »Simon und du?«, fragte Thomas Reed.
    Seine Stimme verlor jäh das jovial Freundliche. Er richtete sich jetzt im Sessel auf.
    Simon holte tief Luft und musste dabei ein Husten unterdrücken. Er musste es jetzt sagen. Und so bedrohlich sah Noras Vater ja auch gar nicht aus mit dem Glas Rum neben sich, der Zigarre und in dem seidenen Schlafrock, gegen den er wie jeder Hausherr Jacke und Weste einzutauschen pflegte, wenn er seine Tagesarbeit beendet hatte.
    »Mr. Reed, Sir, ich … ich bin hier, um Sie um die Hand Ihrer Tochter zu bitten!« Jetzt war es heraus.
    Nora strahlte überirdisch, Thomas Reed jedoch hatte es die Sprache verschlagen. Simon hatte das Gefühl, die peinliche Stille überbrücken zu müssen, und sprach gleich weiter.
    »Ich … ich weiß, ich bin keine allzu gute Partie, aber ich … ich liebe Ihre Tochter von ganzem Herzen, und Nora hat mir deutlich zu verstehen gegeben, dass sie meine Gefühle erwidert. Ich bin nicht reich, aber ich werde alles tun, um ihr ein standesgemäßes Heim zu bieten, und …«
    Thomas Reeds Lachen unterbrach seine Rede. »Wie wollen Sie denn das machen?«, erkundigte er sich.
    Simon biss sich auf die Lippen.
    »Wir dachten an die Kolonien, Papa!«, mischte Nora sich ein. Sie lächelte ihren Vater strahlend an. Bis jetzt fand sie, dass die Sache sich gar nicht so schlecht anließ. »Wenn Simon irgendwo auf Jamaika oder Barbados oder so einen Posten fände, wenn du vielleicht … Also, wir dachten, du hättest vielleicht Interesse, irgendwo eine Handelsniederlassung zu eröffnen, und wir … Also, wir möchten beide …«
    »Sei du still!«, beschied Thomas Reed seine Tochter. »Am besten gehst du deine Blumen arrangieren – oder was auch immer. Aber hier kann ich dich im Moment nicht brauchen … Nora!«
    Er setzte ihren Namen streng hinzu, als sie nicht gleich Anstalten machte, sich in Bewegung zu setzen. Nora verließ daraufhin den Raum, nicht ohne Simon einen ermutigenden Blick zuzuwerfen. Simon wusste nicht, ob er sich erleichtert oder verlassen fühlen sollte.
    »Sir … Ich weiß, es kommt überraschend. Und Nora … Nora stellt sich das auch sicher einfacher vor, als es ist. Aber ich bin jung, ich kann arbeiten … Ich würde mich auch auf einer der Plantagen verdingen, ich …«
    »Sie sind ständig krank, Simon«, beschied ihn Reed mit schneidender Stimme. »Der Bürovorsteher legt mir schon nahe, Sie zu entlassen, weil Ihre Arbeitsleistung nicht ausreicht. Und nun wollen Sie in Übersee Neger verprügeln, die doppelt so groß sind wie Sie? Mal ganz abgesehen davon, dass ich meine Tochter nicht als Gattin eines Sklaventreibers sehe.«
    Simon biss sich auf die Lippen. »Ich habe die Fehlzeit immer nachgearbeitet, Sir«, verteidigte er sich. »Und … und Sie … Sie können mir vertrauen. Wenn ich in Übersee irgendwie für Sie tätig werden könnte …«
    »Simon, ich sehe meine Tochter nicht in Übersee. Das sind kindliche Schwärmereien. Aber was soll’s, sie ist siebzehn Jahre alt. Sie hat noch alle Zeit der Welt, sich in einen passenden jungen Mann aus der Londoner Geschäftswelt zu verlieben, ein Stadthaus einzurichten … Ich möchte meine Enkel gern aufwachsen sehen, Mr. Greenborough. Und mir keine Sorgen darüber machen müssen, ob sie auch genug zu essen haben.«
    Simon richtete sich auf. »Die Kinder der

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