Die Insel Der Tausend Quellen
verbergen ließ: Wenn sie Doug nicht wenigstens ab und zu gestattete, sie zu umarmen und zu küssen, wenn sie ihm letztlich nicht mehr erlaubte – dann würde sie verdorren! Und er würde es auch nicht aushalten, sie niemals mehr zu berühren. Irgendwann würde er gehen, und das konnte sie nicht ertragen. Nora versuchte, ihren Löffel zum Mund zu führen und zu schlucken, aber ihr Magen schien jetzt schon zu rebellieren. Auf die Dauer würde es auf eine Affäre hinauslaufen. Und wenn Elias sie ertappte …
Doug schien ihre Gedanken zu lesen. Sehr sanft legte er seine Hand auf die ihre. »Mach dir nicht so viele Sorgen«, sagte er zärtlich. »Lass es einfach geschehen …«
Seine Stimme klang lockend und zärtlich. Nora konnte ihre Tränen kaum noch zurückhalten.
»Aber das kann ich nicht!«, flüsterte sie. »Wenn man uns sieht …«
Doug nahm ihre Hand und küsste sie. »Dann laufen wir einfach weg!«, lächelte er. »Wie Máanu.«
»Aber das geht nicht … die Leute …«
Nora wusste, dass es eine Ausrede war. Im Grunde fürchtete sie sich nicht vor dem Klatsch, sie fürchtete sich vor Elias. Obwohl er gegangen war, schien seine Präsenz noch im Raum spürbar zu sein. Aber Dougs zärtliches Spiel mit ihren Fingern vertrieb die Geister. Nora fühlte, wie etwas in ihr nachgab.
»Bist du nicht Skandale gewöhnt?«, fragte Doug zärtlich. »Komm mit mir, Nora. Ich werde auf dich aufpassen. Jetzt und immer …«
Doug Fortnam führte Nora die Treppe hinauf, ohne ein Licht zu entzünden, und liebte sie dann langsam und zärtlich in der Dunkelheit ihres Zimmers. Sie ließen die Kerzen aus, und Nora rief kein Mädchen, um ihr beim Auskleiden zu helfen – Doug übernahm das selbst, geschickt und fürsorglich im Licht des durchs Fenster hineinlächelnden Vollmonds.
»Am besten nehme ich dich als Zofe«, neckte sie ihn, als er dann auch noch ihr Haar löste und es sanft bürstete. Immer wieder küsste er ihren Nacken.
»Ich stehe zu Diensten«, flüsterte er und ließ seine Lippen herab zu ihren Schultern und Brüsten wandern.
Schließlich trug er sie ins Bett, streichelte und liebkoste sie und flüsterte zärtliche Worte, während er in sie eindrang. Nora hatte damals mit Simon einen Anflug davon gespürt, wie es sein würde, geliebt zu werden. Aber nun steigerte sich die Wärme und zärtliche Sehnsucht, die sie mit Simon empfunden hatte, zu einem Wirbel von Gefühlen.
»Einmal bis zum Mond und zurück«, murmelte sie, als sie langsam, wie von Engeln gewiegt, zurück in die Wirklichkeit sank.
Doug lachte. »Du warst immer reiselustig. Und wir können gleich versuchen, auch noch die Venus zu erreichen … Aber erst erzählst du mir von deinen früheren Skandalen! Keine Widerrede, Nora Fortnam, geborene Reed. Ich will alles wissen!«
Nora errötete. Sie lag in seinem Arm und fühlte sich getröstet und sicher. Sollte sie nun wirklich Simons Geist erwecken? Oder war der längst hier und lächelte … Sie tastete nach dem Anhänger aus seinem Siegelring, den sie wie fast immer trug. Er brannte nicht auf ihrer Haut.
»Also gut …«, murmelte sie und versuchte, nicht an Geister zu denken – weder an Simons guten noch an Elias’ bösen … »Ich …«
Sie wusste nicht recht, wie sie beginnen sollte. »Es gab da einmal einen Mann«, sagte sie schließlich. »Einen … einen Lord … Keinen Zuckerbaron, einen wirklichen Lord … und er konnte … er konnte wunderschöne Geschichten erzählen …«
Nora selbst flüsterte fast, als sie schließlich doch den Geist ihres Liebsten beschwor. Mit manchmal singender, dann wieder erstickter Stimme schilderte sie Doug Simons Sanftmut und Zärtlichkeit, die Träume, die sie geteilt hatten – und schließlich seinen Tod in ihren Armen.
»Deswegen hast du meinen Vater geheiratet«, sagte Doug leise, als sie geendet hatte. »Du wolltest hierherkommen. Du hast Simons Insel gesucht.«
Nora nickte. »Und ich hab dich gefunden«, flüsterte sie. »Aber ich weiß nicht, ob … ob …«
Doug lächelte. »Ob dein Simon uns seinen Segen gibt? Also, wenn dich das beruhigt, können wir dem Obeah-Mann morgen ein Huhn bringen. Oder lassen wir’s drauf ankommen? Probieren wir, ob der Blitz einschlägt, wenn wir uns noch einmal lieben?«
Der Blitz schlug natürlich nicht ein, obwohl die zweite Vereinigung für beide noch ekstatischer, noch erfüllender war als die erste. Nora fühlte sich befreit, nachdem sie ihre Geschichte erzählt hatte – und auch von Doug schien eine Last
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