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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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will!«
    »Du nicht viel zu wollen«, meinte der große Schwarze. »Du neu, du nicht Maroon.«
    Akwasi blitzte ihn drohend an. »O doch, und ob ich das bin! Ich hab den Backra getötet. Und ich bin stark. Ich werde ein großer Krieger werden für eure Nanny. Oder für Cudjoe. Oder ich baue mir selbst eine Hütte in den Bergen. Ich gehe mit euch, oder ich gehe allein. Aber sie geht mit!«
    Der Maroon zuckte die Achseln. »Du nicht gehen alleine«, entschied er. »Das gefährlich. Wenn schnappen dich, erzählen viel und sagen, haben geschnappt Maroons. Du gehen mit uns, kannst mitnehmen weiße Frau. Aber Urteil fällt Nanny.«
    Akwasi nickte. Dann ließ er den Blick über Noras spärliche Bekleidung schweifen.
    »Was hast du gemacht?«, fragte er hart. »Wieso rennst du halb nackt herum? Warst du im Bett mit deinem Doug?«
    Akwasi war intelligent. Er zog seine Schlüsse aus dem unberührten Bett in Dougs Zimmer und Noras leichter Bekleidung. Zudem hielt er es für unwahrscheinlich, dass sie allein in Elias’ Räume gekommen war, um ihren Gatten zu stellen.
    Nora funkelte ihn an. »Das geht dich nichts an!«, sagte sie kühl.
    Akwasis Ohrfeige traf sie völlig unvorbereitet. Der Schlag war nicht hart, aber an seiner Hand haftete Elias’ Blut.
    »Sprich nicht so mit deinem Herrn!«, fuhr Akwasi sie an. »Du wirst lernen, mir zu gehorchen!«
    »Möchtest du ein ›Ja, Backra!‹ hören?« Der spöttische Einwand kam von Máanu. »Da wird Madam üben müssen …«
    »Madam muss sich erst mal ordentlich kleiden«, bemerkte Akwasi. »So kann sie nicht in die Berge. Geh mit und hilf ihr, Máanu!«
    »Bin ich jetzt auch deine Sklavin?« Máanu fuhr auf.
    »Ich brauche keine Hilfe«, erklärte Nora.
    »Du wirst auch keine kriegen!«, sagte Máanu hart. »Aber ich gehe mit, schon um den Schmuck zu holen. Mach jetzt, wir müssen fort.«
    In Noras Räumen wimmelte es von Sklaven, die ihre Schmuckschatullen plünderten. Auch einen Teil ihrer Kleider hatten sie bereits in Säcke gesteckt – zum Glück eher die prunkvollen Roben, die man vielleicht in Kingston oder einer anderen, etwas weiter entfernten Siedlung zu Geld machen konnte, nicht die schlichten Hauskleider.
    »Nun mach schon!«, trieb Máanu ihre frühere Herrin an, als Nora zögerte, sich vor den Männern zu entkleiden. »Die haben alle schon nackte Frauen gesehen. Beim Auspeitschen zum Beispiel. Du erinnerst dich? Man führt uns zum Richtplatz und reißt uns die Kleider vom Leib. Gewöhn dir ab, dich für was Besseres zu halten.«
    Mit einer raschen Bewegung zog sie Nora den Morgenrock vom Körper, öffnete eine der Schubladen und warf ihr etwas Unterzeug hin. Nora kamen die Tränen vor Scham, als sie nackt vor den starrenden Männern stand und die Hände von Brüsten und Scham nehmen musste, um Hemd und Hose anzuziehen. Rasch und unauffällig löste sie den Anhänger von ihrem Hals, das dünne Seidenbändchen, an dem es hing, war leicht zu zerreißen. Nora barg das Schmuckstück in ihrer Hand, bevor die Männer es sehen, ihr abnehmen und der Beute hinzufügen konnten. Schließlich hatte Máanu ein Einsehen und scheuchte die Kerle hinaus.
    »Sonst werden wir nie fertig«, brummte sie und hinderte Nora auch nicht, ein paar weitere Kleider zusammenzuraffen und in ein Bündel zu schnüren. Als Nora überlegte, auch noch ihre Reitstiefel mitzunehmen, riss Máanu sie ihr aus der Hand. »Das reicht jetzt!«, spie sie aus. »Sklaven gehen barfuß. Das muss der Lady doch aufgefallen sein, so lange wie sie schon hier ist. Also geh!«
    Nora fügte sich. Sie warf keinen Blick zurück, als Máanu sie nun wieder Akwasi übergab, der hart ihre Hand nahm. Sie hielt die Gemme immer noch umklammert. Nora blutete das Herz, aber sie ließ das Schmuckstück fallen, als Akwasi sie durch den Garten zerrte. Er führte sie zu einer Gruppe aufgeregt miteinander flüsternder Sklaven. Nora zählte um die achtzig oder neunzig fast durchgehend junge Leute. Was aus den anderen geworden war, wagte sie nicht zu fragen.
    Máanu und zwei der Maroons führten die Gruppe offen durch die Zuckerrohrplantage in Richtung der Hollister-Ländereien. Die anderen drei blieben zurück, und Nora fand erst eine Stunde später heraus, was der Grund dafür war. Sie war mit gesenktem Kopf hinter Akwasi hergestolpert, aber jetzt hob sie den Blick, denn die befreiten Sklaven stießen verhaltene Jubelschreie aus. Und dann sah sie den Feuerschein. Cascarilla Gardens ging in Flammen auf.

LIEBE
    Blue Mountains, Nanny

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