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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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sie jedoch etwas zu erzählen, und sie trug es im Kreis von Nora und ihren Freundinnen vor, zu denen sie am ehesten Vertrauen hatte. Nora hatte ihr erst kürzlich bei der Geburt ihres kleinen Sohnes beigestanden.
    »Alle von Pflanzung bei Spanish Town. Mädchen greifen an Backra – und dann Backra sie lassen gehen.«
    »Die Tochter hat den Backra angegriffen, und dafür hat er sie freigelassen?«
    Nora runzelte die Stirn. Das konnte sie sich nicht vorstellen. Nun sprach Keitha allerdings sehr schlecht Englisch, vielleicht hatte sie etwas falsch verstanden. Oder sie schaffte es nicht, die Geschichte richtig nachzuerzählen, weil sie mit den Neuankömmlingen in ihrer eigenen Sprache geredet hatte. Es hieß, die Queen habe Keitha und ihren Mann als Übersetzer zugezogen. Eine Patrouille hatte die entflohenen Sklaven ein paar Meilen westlich der Siedlung am Fluss gefunden und hergebracht. Sie hatten sich als Muslime erwiesen, ursprünglich in einem Dorf beheimatet, das nicht weit von Keithas Geburtsort entfernt lag.
    »Nicht gleiche Backra«, versuchte Keitha zu verdeutlichen. »Andere. Sie kaufen alle, von Schiff. Mann, Frau, Kind. Gute Backra …«
    Die anderen Frauen lachten.
    »Gute Backras nicht gibt!«, behauptete Millie. »Gibt schlechte und sehr schlechte und ganz schlechte. Aber nicht gute!«
    »Neue sagen doch!«, beharrte Keitha.
    María dachte nach. »Plantage in Nähe von Spanish Town … Das doch Gegend, wo ihr kommt her.« Sie wandte sich an Mansah. Nora mochte sie wohl nicht auf ihre Herkunftsplantage ansprechen. »Vielleicht kennen du Wunder-Backra!«
    Mansah begann sofort, die Plantagen an den Fingern aufzuzählen. »Es gibt Herberts Park und Lawrences zwischen Kingston und Spanish Town, dann Peaks Garden und Hollister und Keensley und …« Sie warf Nora einen verschämten Blick zu.
    »Und Cascarilla Gardens«, ergänzte Nora nüchtern.
    Keitha kaute an ihren Lippen. »Kleine was sagt von Holl… Holl…«
    Nora seufzte. »Na, wenn sie Lord Hollister als guten Backra bezeichnet, ist sie zumindest nicht anspruchsvoll«, bemerkte sie. »Das kann alles nicht sein, Keitha, irgendwas bringst du durcheinander. Wir werden warten müssen, bis die Frauen selbst aufs Feld kommen. Sie bleiben doch, oder?«
    Keitha nickte. »Mädchen gut Englisch«, verriet sie dann noch. »Mann, Frau nicht.«
    Dafür erwies sich der Mann der Neuankömmlinge als gelernter und begeisterter Töpfer. Er hatte diesen Beruf in Afrika ausgeübt und war selig, nun wieder zur Töpferscheibe greifen zu dürfen statt zur Machete. Auch hatte er keine kriegerischen Ambitionen. Nanny frohlockte über das erneute Stück Afrika in ihrer Stadt, zumal Maaliks Produkte auch bei den Maroon-Frauen Gefallen fanden, die sonst eher westlich orientiert waren. Sie teilte den Neuen bereitwillig ein großes, erst kurz zuvor gerodetes Stück Land zu, und Khadija, Maaliks Frau, begann sofort tatkräftig, es urbar zu machen. Sie ging das sehr geschickt an, wahrscheinlich hatte sie es auch in Afrika schon getan. Das Mädchen neben ihr kämpfte dagegen mit Hacke und Rechen, es war an Feldarbeit ganz sicher nicht gewöhnt. Das hübsche kleine Ding wirkte denn auch mürrisch, als sich Mutter und Tochter zur Mittagszeit zu den anderen Frauen gesellten. Die Mutter schwatzte mit Keitha in ihrer eigenen Sprache. Das Mädchen fühlte sich dagegen eher zu den anderen Frauen und Mädchen hingezogen. Wahrscheinlich hatte es seine Muttersprache schon größtenteils vergessen und plauderte lieber auf Englisch.
    Mansah stürzte sich sofort auf sie. »Du musst uns jetzt alles erzählen!«, forderte sie sie auf. »Deine ganze Geschichte. Keitha hat uns neugierig gemacht. Aber ihr Englisch reicht einfach nicht.«
    »Wir alle nicht gut Englisch«, murmelte das Mädchen, das sich mit Alima vorstellte, und senkte den Kopf.
    Alima hatte eben noch ganz aufgeschlossen gewirkt, aber Mansahs aufdringliche Fragen schienen ihr peinlich zu sein. Mansah warf einen Blick auf ihre Hände, Alimas Finger waren mit Blasen übersät.
    »Du wärst die erste Haussklavin, die kein Englisch kann«, höhnte sie dann. »Du warst doch im Haus, gib’s zu! Wenn du an Feldarbeit gewöhnt wärst, hättest du Schwielen.«
    Alima errötete, und Nora beschloss einzugreifen.
    »Nun hör auf, sie zu quälen, Mansah. Wir geben jetzt erst mal Salbe auf ihre Hände und verbinden die schlimmsten Wunden. Und nachher hilfst du uns beim Mangopflücken, Kleine. Wenn du weiter mit der Hacke arbeitest, ist da morgen

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