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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Wächter Jimmy hatten offensichtlich nur Augen füreinander. Zu Dougs größter Verwunderung verließ auch er seinen Posten, kletterte den Baum herab und schloss sich den Mädchen an. Eifrig flirtend mit der jungen Tillie verschwand er in Richtung Nanny Town. Die Disziplin der Wächter dieser Siedlung ließ eindeutig zu wünschen übrig.
    Doug brachte der Anblick der Mädchen, die beide in dunkle, weite Gewänder gehüllt waren, allerdings auf eine neue Idee. Anscheinend führte dieser Weg zu irgendeinem Heiligtum, an dem Frauen und Mädchen ihre kleinen Obeah-Zeremonien abhielten. So etwas gab es bei jeder Plantage, und natürlich woben die Frauen ihre Liebes-und Fruchtbarkeitszauber bei Nacht. Die Wächter waren hier folglich an heimliche Besucher gewöhnt. Doug holte eine Decke aus seinem Rucksack und drapierte sie um sich wie einen Schleier. Im Dunkeln musste er wie eine Frau wirken, die sich zu ihren Geistern schlich.
    So getarnt wanderte Doug über den Uferweg, der ihm erstaunlich ausgetreten schien. Leisure hatte die Quelle und die in der Nähe befindlichen Höhlen eigentlich ein Geheimversteck genannt … Nun ja, seit den Angriffen der diversen früheren Gouverneure auf Nanny Town war viel geschehen. Vielleicht hatte sich die Siedlung ausgebreitet, und Dougs Zufluchtsort lag nun näher bei den Hütten. Für ihn sicher gefährlicher, aber einfacher für Nora, wenn sie zu ihm wollte.
    Häuser oder Feuer sah er allerdings nicht auf dem beschriebenen Weg. Bis auf fahles Mondlicht war es stockdunkel, als er die Biegung des Flusses erreichte, an der ein Bach in den Stony River münden sollte. Der Bach fand sich auch gleich. Es hatte in den letzten Tagen fortwährend geregnet, also führte er eine Menge Wasser. Doug folgte ihm, wie Leisure es ihm gesagt hatte. Der Weg verlief zunächst durch tiefen Wald, dann lichtete sich der Dschungel. Die Quelle spiegelte das Mondlicht wider und tat sich vor ihm auf wie die strahlend beleuchtete Bühne eines Theaterstücks. In leuchtenden Kaskaden sprang das Wasser über glatte, runde Steine … Trotz seiner Erschöpfung konnte Doug sich kaum daran sattsehen. Und links davon sollten die Höhlen sein … Er ließ die Decke sinken und machte sich auf die Suche.
    »Keine Bewegung! Hände weg vom Säbel! Ich hab eine Waffe!«
    Die schneidende Stimme kam von links, vielleicht aus einer der Höhlen. Doug wandte sich ihr erschrocken zu und ärgerte sich über sich selbst. Musste er sich hier wie auf dem Präsentierteller zeigen? Hätte er die Lichtung nicht erst sichern können?
    »Wer bist du? Wo kommst du her? Du bist kein Nigger!«
    Zu seiner Überraschung erkannte Doug die Stimme einer Frau – die recht korrektes Englisch sprach.
    »Madam …« Zu sehen war immer noch nichts, die Stimme kam aus dem Dunkel, aber jemand entsicherte ein Gewehr. Dann ertönte eine Art Kichern.
    »Madam hat mich noch nie einer genannt!«
    »Ich will Ihnen nichts Böses, Madam, bitte …« Vielleicht ließ sich die Frau ja beschwichtigen, und er konnte entkommen, bevor sie die Wachen rief. Wenn sie sich nicht selbst hier versteckte … Doug sah sich nach einem Fluchtweg um.
    »Bei mir ist auch nichts zu klauen. Und wenn du mich schänden willst …« Wieder ein fast gespenstisches Lachen. »Nun, ist lange her, vielleicht macht’s ja noch mal Spaß …«
    Mit diesen Worten trat die Frau ins Mondlicht. Doug erkannte eine füllige ältere Schwarze, die ihn ein bisschen an seine Köchin Adwea erinnerte. Sie grinste ein zahnloses Grinsen.
    »Mein Name ist Tolo«, stellte sie sich vor. »Willkommen in meinem Reich.«
    Doug orientierte sich auf der Lichtung und erkannte eine Hütte, die halb in eine der Höhlen hineingebaut war. Es sah aus, als schnitte der Berg sie in zwei Stücke. Davor befanden sich kleinere Bauten. Ein Hühnerstall, sorglich umzäunt, und einige Miniaturhütten – einladend offen für die Geister.
    Doug wurde einiges klar.
    »Du bist die Obeah-Frau«, sagte er. Deshalb also der ausgetretene Weg. Die Frauen suchten hier Hilfe bei ihren Ritualen.
    Tolo lachte. »Ich war’s jedenfalls mal. Aber jetzt komm, oder willst du den Wachen in die Hände fallen? Ich brauch nur die Waffe abzufeuern, dann kommen sie. Auch wenn wir zu viel Lärm machen. Ich bin nicht allein hier, weißer Mann …«
    Die Warnung war klar. Aber es war dennoch seltsam, dass die Zauberin so weit abseits vom Dorf lebte.
    Doug folgte der Frau in ihre Hütte, halbrund und fensterlos, durch ein Loch im Dach fiel etwas

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