Die Insel Der Tausend Quellen
französischen Hof war man auch in Noras Kreisen nicht prüde. Eileen und andere junge Frauen erzählten kichernd von den Nächten mit ihren Liebsten, und Nora selbst hatte Simons Küsse und Berührungen geliebt. Aber manche jungen Ehefrauen verstummten auch, wenn die Rede auf die Liebe kam, und Lady Margaret hatte Nora bei der Verabschiedung noch zugeflüstert, sie möge in dieser Nacht recht tapfer sein. Die Hausdame hatte gar ein paar Tränen verdrückt.
»Ich denke, Nellie, du machst mich jetzt noch mal richtig hübsch, und dann lassen wir die Sache an uns herankommen«, beschied sie ihre Zofe.
Wahrscheinlich fand Nellie sie jetzt wieder etwas seltsam, aber das ließ sich nicht ändern. Das Mädchen schwieg jedenfalls indigniert, während sie ihre Herrin kämmte und ihr in ein Spitzennachthemd half.
»Das Bett ist auch bereitet«, sagte sie dann steif.
Nora nickte und schlüpfte zwischen die Seidenlaken. Zumindest erinnerte nichts an diesem breiten Prunkbett mit seinen spitzengeschmückten Vorhängen an die schmale Pritsche in Simons Mansarde. Gelassen erwartete sie Elias Ankunft und lächelte noch einmal, als er eintrat. Irgendwann würden ihre Muskeln verkrampfen …
Elias Fortnam legte sich ohne weitere Worte neben Nora. Auch er trug ein Nachthemd, zudem spendeten nur ein paar Kerzen dämmeriges Licht. Sie sah folglich nicht viel von seinem Körper, fühlte ihn dann aber bald schwer auf sich. Elias verhielt sich jedoch äußerst rücksichtsvoll. Noras Gatte küsste seine junge Frau langsam und wenig fordernd. Er ließ seine Lippen über ihre Brüste wandern und seine Hände über ihre Schultern, ihren Rücken und ihr Gesäß. Das alles war nicht unangenehm, Nora ließ es wortlos über sich ergehen und fragte sich, ob wohl auch von ihr irgendetwas verlangt wurde. Um etwas zu tun, schlang sie schließlich die Arme um seinen Hals, als er sich auf sie legte und in sie eindrang. Es tat weh, aber es war zu ertragen, und es war schnell vorbei. Elias bewegte sich ein wenig in ihr, vergaß dann die Rücksicht und ließ das volle Gewicht seines schweren Körpers auf ihren zierlichen sinken, was Nora einen Herzschlag lang Angst machte. Aber dann richtete er sich auch wieder auf, küsste sie noch einmal auf die Stirn und ließ sich neben sie fallen. Gleich darauf war er eingeschlafen.
Nora wartete noch ein wenig, bevor sie es wagte, sich zu rühren. Dann rollte sie sich neben ihm zusammen und suchte den Weg zu ihrer Insel. Zwischen ihren Beinen brannte es, und sie schien ein wenig zu bluten, aber darum würde sie sich am kommenden Morgen kümmern. Nach diesem Tag brauchte sie einen schönen Traum.
Gleich darauf lief sie über einen goldenen Strand zum Ozean, fühlte den heißen Sand unter ihren Füßen und dann die Kühle des azurblauen Wassers. Das Meer ihrer Träume spülte den Schweiß und die Erinnerung an diesen Tag von ihrer Haut und aus ihren Gedanken.
Die letzte Zeit vor der Abreise nach Jamaika verging dann wie im Flug. Nora war mit Abschiedsbesuchen und Einkäufen beschäftigt, Elias ermunterte sie, so viele Dinge des täglichen Bedarfs, vor allem Luxusgüter, mitzunehmen wie eben möglich. Er selbst kaufte Gemälde und Statuen für sein Haus, zog allerdings nicht Nora bei der Auswahl hinzu, sondern eher ihren Vater. Auch ihm ging es nicht um Schönheit als solche oder gar seinen persönlichen Geschmack oder den seiner Gattin, sondern um Investition und Repräsentation.
Nora selbst wusste nicht so recht, was sie mitnehmen sollte. Lady Wentworth riet ihr schließlich zu leichten Kleiderstoffen, seidener Unterwäsche und allem, was sonst zu ihrer Aussteuer gehörte.
»Herzchen, ist Ihre Aussteuer überhaupt vollständig? Sicher nicht bei dieser etwas kurz entschlossenen Heirat. Nein, nein, Kindchen, das meine ich jetzt nicht böse, solche raschen Entscheidungen sind recht üblich für Pflanzer, es wird Sie niemand schief ansehen, weil Sie keine drei Jahre verlobt waren … Aber reich ausstatten sollten Sie sich schon. Soll ich einfach einmal mitgehen?«
Nora sagte aufatmend zu, und Lady Wentworth begleitete sie in den nächsten Tagen zu Tuchhändlern und Silberschmieden, in Porzellanmanufakturen und Glasbläsereien. Noras Aussteuer füllte schließlich drei Truhen, und es war nicht ein Teil darunter, das sie in jener Mansarde mit Simon hätte gebrauchen können. Immerhin brachte der Besuch bei einem Goldschmied Nora auf eine Idee.
Zwei Tage vor der Abreise suchte sie den Handwerker allein auf. Behutsam
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