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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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legte sie Simons Siegelring auf seine Arbeitsplatte.
    »Können Sie das … umarbeiten?«, fragte sie leise und mit blutendem Herzen. »Vielleicht zu … zu einer Brosche oder einem Anhänger?«
    Der Goldschmied besah sich den Ring.
    »Eine wertvolle Arbeit – zweifellos alt und reines Gold. Das kann ich zu jedem beliebigen Schmuckstück umarbeiten, Lady. Auch wenn ich nicht recht verstehe, warum. Es ist doch sicher ein Erbstück.«
    Nora nickte. »Ja. Aber ich … Also, ich brauche es nicht, um Briefe damit zu versiegeln. Es ist mehr … also eine Erinnerung, und als Ring … Er ist mir viel zu weit …«
    »Ich könnte ihn einfach enger machen«, bot der Goldschmied an.
    Nora schüttelte den Kopf. »Nein. Nein, es soll … es soll kein Ring mehr sein, es soll nicht aussehen, als ob … Es soll eher so aussehen, als … als hätte es vielleicht einer Tante gehört …«
    Der Handwerker sah Nora prüfend an. »Waren Sie nicht vor einigen Tagen hier und haben Silber für Ihre Aussteuer erstanden?«, erkundigte er sich. Nora war ihm dankbar, dass sein Lächeln nichts Schmieriges hatte. »Mit einer etwas älteren Dame?«
    Nora kaute auf ihrer Lippe. »Ja, meine … meine … äh … Tante.«
    Der Mann lachte. »Dann hoffen wir mal, dass Ihre Tante auf den Namen … hm … Geraldine hört? Oder Genevieve? Oder soll das G auf dem Ring auch geändert werden?«
    Nora errötete. »Nein. Nein, das G bitte nicht. Bitte verändern Sie so wenig wie möglich. Machen Sie nur … machen Sie nur, dass ich es tragen kann … ohne dass … Ich möchte es offen tragen können, ohne dass jemand Fragen stellt.«
    Sie straffte sich. Was machte es schon, wenn der Mann etwas ahnte? In zwei Tagen reiste sie ab in die Kolonien, sie würde diesen Laden nie wieder betreten.
    Aber der Goldschmied erwies sich ohnehin als diskret. In seinem Blick standen weder Sensationsgier noch lüsterne Missbilligung, als er den Ring jetzt an sich nahm und hin und her drehte.
    »Möchten Sie warten?«, fragte er freundlich.
    Nora nickte erleichtert. Sie hätte es nicht ertragen, sich allzu weit von ihrem einzigen Andenken an Simon zu entfernen. Tatsächlich dauerte es dann auch nicht allzu lange, und Nora war entzückt von dem Ergebnis. Der Handwerker hatte das Gold des Ringes fein ziseliert um das Siegel gelegt, sodass eine Art Gemme entstand, die sie an einem Samtband um den Hals tragen konnte. Die ovale Form ließ völlig vergessen, dass dies einmal ein Ring gewesen war. Und das erhabene G konnte tatsächlich für eine Initiale stehen.
    Nora lächelte dem Handwerker zu. »Tante Geraldine wäre entzückt gewesen«, sagte sie und zückte ihre Geldbörse, bereit, den Goldschmied fürstlich zu entlohnen.
    Der Mann verbeugte sich. »Ich freue mich, dass ich ihr Andenken ehren konnte.«
    Nora ließ den Anhänger in ihrem Beutel verschwinden und später wieder in ihrem Nähzeug. Es sollte hier ruhen, bis sie auf See waren, weit fort von den forschenden Augen ihres Vaters, der den Ring zweifellos erkannt hätte. Elias hatte ihn sicher nie gesehen, Noras Protesten zum Trotz pflegte Nellie ihn ihr abzunehmen, wenn sie ihre Herrin für Abendeinladungen und Feste schmückte. Wenn Nora das schwarze Samtband mit der Gemme nun umlegte, würde es für ihn ein Schmuckstück sein. Elias Fortnam hatte Wort gehalten und reichlich Frachtraum auf einem Schoner gebucht, der direkt nach Jamaika segeln würde. Noras Stute Aurora fand Platz unter Deck, ebenso zwei weitere Pferde, die Elias gekauft hatte. Wenn man sich schon die Mühe mit dem Transport der Tiere machte, dann sollte es sich auch lohnen. Auch sonst diente das kompakte, breitrumpfige Schiff vorwiegend dem Warentransport, mit viel Komfort konnten Nora und Elias nicht rechnen. Außer ihnen waren überhaupt nur noch zwei Passagiere an Bord, ein junger Reverend, der eine Gemeinde in Kingston übernehmen sollte, und seine Frau. Nora war fassungslos, als der Erste Offizier des Schiffes ihr die Kabine zeigte, die sich die beiden Ehepaare teilen sollten. Der Raum war gerade mal so groß, dass zwei Menschen darin stehen konnten; an den Seiten gab es vier Kojen, je zwei übereinander.
    »Und hier sollen wir … zu … viert nächtigen?«, fragte Nora ungläubig.
    Der Reverend lachte. »Gute Frau, ich hörte, dass man in solchen Gelassen bis zu acht Leute unterbringt. Als die Kirche weiland Missionare nach Hawaii schickte …«
    Nora war es ziemlich egal, unter welchen Umständen ihre Landsleute Polynesien missioniert hatten,

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